Klaus-Peter Hufer, Argumente am Stammtisch / gegen Stammtischparolen

Buch-Cover"Wer mit einer Stammtischparole konfrontiert wird, der gerät sofort in die Defensive. Denn die Sprüche sind plötzlich und unerwartet da, selten ist man auf sie vorbereitet." (27)

Klaus-Peter Hufer beschäftigt sich in seinem Sachbuch Argumente am Stammtisch mit einem Phänomen, mit dem wohl schon jeder einmal zu tun gehabt hat. Unerwartet werden wir im Alltag mit Stammtischsprüchen konfrontiert, in den bestimmte Personengruppen wie Ausländern, Juden, Sozialhilfeempfängern u.a. schlecht gemacht werden. Meist reagieren wir nicht spontan genug, um solche Reden in die Schranken zu weisen. Was übrig bleibt ist ein schales Gefühl, in einer wichtigen Situation versagt zu haben und mit seinem Schweigen den Stammtischparolen zugestimmt zu haben.

Hufer setzt sich in seinem Buch zunächst intensiv mit den Stammtischparolen und was hinter ihnen steckt auseinander und gibt im Anschluss wichtige Hinweise und Hilfen wie auf Stammtischparolen reagiert werden kann. Im ersten Kapitel ?Worum geht es bei den Stammtischparolen? wird näher auf das Wesen dieser Parolen eingegangen, die polarisieren und keine ?Wenn und Aber zulassen.

Als charakteristisch werden auch ihre harten Urteile gegen ?Menschen anderer Herkunft, Hautfarbe, Lebensart, Religion oder sozialer Situation (13) beschrieben. Zudem versteht Hufer den Begriff ?Stammtischparole als eine Metapher für weltanschauliche und politische Botschaften mit platten Sprüche und aggressiver Rechthaberei. Solchen Sprüchen und Parolen soll mit Misstrauen begegnet werden, da in ihnen eine Gesinnung zum Ausdruck kommt ?die vorurteilsbeladen, emotionalisiert und aggressiv andere Menschen negativ bewertet, ausgrenzt und schmäht. Dazu nimmt Hufer eine große Anzahl der gängigsten Sprüche unter die Lupe.

Ein anderes Kapitel geht nun der Frage nach, wie wir uns gegenüber solchen Sprüchen und Aussagen verhalten und sie zurückweisen können, vor allem in Hinblick dessen, dass die Parolenverkünder offensichtlich gar kein Interesse an einer wirklichen Diskussion haben.

Anhand von szenischen Beispielen zeigt Hufer auf, wie Gespräche mit Stammtischparolen ablaufen können, analysiert sie und bietet Lösungen an, die einen Ausweg aus dem Dilemma: einfache, emotionale Welterklärung versus differenzierter Analyse komplexer Sachlagen.

Wie sehr sich Stammtischparolen auf veröffentlichte Meinungen stützen und diese gleichsam wieder beeinflussen, wird anhand zahlreicher Beispiele aus Zeitungsberichten veranschaulicht. In weiteren Kapiteln zeigt der Autor auf, wie gefährlich Stammtischparolen sein können und woher sie eigentlich kommen.

Das Kapitel ?Wo soll der Mut herkommen? - Zivilcourage gehört dazu setzt sich wieder mit all jenen auseinander, die den Stammtischparolen nicht stumm unterliegen wollen. Dazu beschreibt Hufer die wichtigsten Kennzeichen von Zivilcourage und anhand ausgewählter Personen aus der Geschichte wichtige Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale couragierter Menschen. Das letzte Kapitel versteht der Autor als Plädoyer für das Argumentieren am Stammtisch - trotz der Gegenargumente.

Bereits im Jahr 1999 hat der Autor Klaus-Peter Hufer sein Buch Argumentationstraining gegen Stammtischparolen veröffentlicht, in denen er seine Erfahrungen aus Seminaren in Erwachsenenbildungseinrichtungen zum Thema Argumentieren gegen Stammtischparolen wieder gibt.

Das vorliegende Buch ist gedacht für alle, die nicht mehr passiv dabeisitzen und zuhören wollen, wenn dumpfe und martialische Parolen verkündet werden. Es richtet sich sowohl an Moderatoren/Moderatorinnen von Gruppen in Einrichtungen der Erwachsenenbildung und Jugendbildung als auch an Mitglieder selbstorganisierter Initiativen. (8)

Hier stehen als Zielgruppe vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Weiterbildungseinrichtungen im Mittelpunkt, aber auch für Lehrerinnen und Lehrer sind wertvolle Beispiele an Argumentationsübungen für den schulischen Gebrauch zu finden. So gibt es Beispiele und Hilfen für den Einstieg und die Annäherung an in die Thematik, Rollenspiele, Argumentationsmöglichkeiten u.a.

Klaus-Peter Hufer bietet mit seinen beiden Sachbüchern zum Thema ?Argumente gegen Stammtischparolen wichtige Hintergrundinformationen zur Auseinandersetzung mit abwertenden und menschenverachtenden Sprüchen aber auch konkrete Hilfen um ihnen selbstbewusst entgegentreten zu können.

Egal ob für den privaten Gebrauch, für die Kindererziehung in der Familie oder für die Auseinandersetzung mit dem Thema Stammtischparolen oder Vorurteilen in der Schule oder an Weiterbildungseinrichtungen, beide Bücher können als wichtige Verständnis- und Lebenshilfen für den politischen und sozialen Alltag wärmstens weiterempfohlen werden.

Klaus-Peter Hufer, Argumente am Stammtisch.
Schwalbach: Wochenschau-Verlag 2006, 144 Seiten, 10,30 EUR, ISBN 978-3-89974245-9

Klaus-Peter Hufer, Argumentationstraining gegen Stammtischparolen.
Schwalbach: Wochenschau-Verlag 1999, 120 Seiten, 10,30 EUR, ISBN 978-3-87920-054-2

 

Andreas Markt-Huter, 28-09-2011

Bibliographie

AutorIn

Klaus-Peter Hufer

Buchtitel

Argumente am Stammtisch / gegen Stammtischparolen

Erscheinungsort

Schwalbach

Erscheinungsjahr

1999

Verlag

Wochenschau-Verlag

Seitenzahl

120

Preis in EUR

10,30

ISBN

978-3-89974245-9978-3-87920-054-2

Kurzbiographie AutorIn

Klaus-Peter Hufer habilitierte im Bereich Erziehungswissenschaften und ist Privatdozent und Fachbereichsleiter der Kreisvolkshochschule Viersen in Nordrhein Westfalen.