Alfried Zingerle, Der gestohlene Gartenzwerg

Buch-Cover

Wie bei großen wissenschaftlichen Arbeiten ist diesem kleinen Krimi um einen verschwundenen Gartenzwerg am Ende ein Summary beigegeben, damit man nach erfolgter Lektüre noch schnell replizieren kann, was man gelesen hat.

Der Krimi geht in seinem skurrilen Kern auf eine wahre Begebenheit zurück, immerhin sind 2002 im Südtiroler Städtchen Bruneck zwei Gartenzwerge entführt worden, die dann wie ein Spuk an verschiedenen Orten in Erscheinung getreten sind.Auch dass der Gartenzwerg bereits 1.100 Jahre vor unserer Zeitrechnung urkundlich erwähnt ist, kann man als Indiz für großen Stoff deuten. Und die Lehre von den Gartenzwergen heißt übrigens Nanologie, ihr berühmtester Aufsatz ?Zipfel auf!?

Nach so viel Einstimmung kann der Krimi loslegen, wobei der Start durch allerhand Sinnsprüche, Widmungen und Inhaltsverzeichnisse noch etwas hinausgezögert wird wie die Bescherung für gutgläubige Kinder. Erzählt wird im Entertainer-Deutsch, das ist dieser witzige Duktus, den Moderatoren bei Zeltfesten anschlagen, wenn es witzig werden soll.

Und tatsächlich ist es sofort witzig, als eine Durchschnittsfamilie im Kaufcenter einen Gartenzwerg kauft und Bobo nennt. Bobo wird das heimliche Oberhaupt der Familie und als solches auch als erstes gegrüßt, wenn jemand am Garten vorbei geht. Ja und dann die Aufregung, als Bobo weg ist, da kommt auch die Sprache fast an ihre Grenze und überschreitet sie in Fassungslosigkeit.

Die Carabinieri bringen wie immer nichts voran, so dass sich der Beklaute an die zuständige Befreiungsfront wendet. Diese unterlegt ihre Recherchen vor allem mit ideologischem Futter, denn was ist eine Befreiungsfront ohne die entsprechenden Statements.

Gute Provinzpossen haben ihren Höhepunkt immer am Sonntag, daher wird auch Bobo im Zuge der Sonntagsmesse an einem Galgen aufgehängt gefunden. Jetzt unterbricht der Autor seinen Krimi und schlägt ganz nach der Methode der Assinger-Show vier Lösungsmöglichkeiten vor, das Lesepublikum bricht an dieser Stelle vor Spannung zusammen. Wie bei einem echten Krimi darf das Ende natürlich hier nicht verraten werden.

Alfried Zingerles Roman vom Gartenzwerg ist natürlich ein ausgewachsener Klamauk-Krimi, aber der Autor ist immer ehrlich mit seinem Publikum, die Sprache verträgt ihn manchmal, und wenn ein Klischee am Wegesrand liegt, wird es natürlich gepflückt und aufgegriffen.

Aber in einer Medienwelt, in der Vorabendserien für voll genommen werden und Bürgreproteste, wenn überhaupt, auf Gartenzwergniveau stattfinden, ist dieser Roman ziemlich blöd, daher aufklärend und entlarvend. Vor allem fallen jedem Leser sofort zig andere ein, denen er dieses Buch empfehlen könnte.

Alfried Zingerle, Der gestohlene Gartenzwerg.
Frankfurt/M: Cornelia-Goethe-Literaturverlag 2004. 124 Seiten. EUR 8,40. ISBN 3-8267-5402-6.

 

Helmuth Schönauer, 06-12-2004

Bibliographie

AutorIn

Alfried Zingerle

Buchtitel

Der gestohlene Gartenzwerg

Erscheinungsort

Frankfurt

Erscheinungsjahr

2004

Verlag

Cornelia-Goethe-Literaturverlag

Seitenzahl

124

Preis in EUR

EUR 8,40

ISBN

3-8267-5402-6

Kurzbiographie AutorIn

Alfried Zingerle, geb. 1969 in Brixen, hat Berufserfahrung als Handelsvertreter, Gastwirt und Aquisiteur für Radiowerbung.