Ein heroischer Titel, Bilder von der unterirdischen Gewalt einer Kontinental-Drift, Gedichte ausgerichtet wie ein Flügelaltar, ein Nobelpreisträger auf den kargen Boden irdischer Lebenserfahrung zurückgeholt - so fühlt sich ein Gesamtkunstwerk aus den Händen von Richard Wall und Martin Anibas an.

Richard Wall ist der Meister des Randes, der Peripherie, des Endes einer urbanen Welt. So beobachtet und beschützt er seit Jahrzehnten die Westküste Irlands, bringt dabei die Urelemente einer wütenden Küste als Bilder und Gedichte zurück und beobachtet das Vordringen der sogenannten Zivilisation bis in die letzte Ritze der Küste hinein.

Kräuter gelten als magische Wunderstoffe und als Lebens-Elixiere schlechthin. In der Literatur treten sie immer dann auf, wenn die Fiktion in die Realität umschlägt und die Schwerkraft in Luftigkeit. Drogenfahnder misstrauen Kräutern generell, weil ihre Anwender den Fahndern immer einen Schritt voraus sind. Vor allem ist die Zahl der Kräuter unendlich. Und in der Küche werden Kräuter als flächendeckender Trüffel eingesetzt, alles, was mit ihnen in Berührung kommt, gilt als veredelt.

„Die gute Landkräuterküche“ strotzt schon im Titel vor lauter ermunternden Begriffen, am liebsten würde man einzeln ins Land zu den Kräutern und in die Küche reisen. Vor allem wenn das alles von Alexia Zöggeler betreut wird, die sich augenzwinkernd Kräuterpädagogin nennt, die stets von einer Riesenschar an Kräutern umgeben ist.

Das Publikum sieht oft etwas ganz Anderes in den Bildern, als es der Urheber vielleicht gedacht hat. So sagen die Tiroler jedenfalls zu allem, was wie eine Federzeichnung ausschaut, Karikatur, weil sie die Welt meist als Federzeichnung empfinden.

Paul Flora hat immer gelitten, wenn man ihn auf die Kunst eines Karikaturisten heruntergebrochen hat. Zu Recht hat er immer darauf verwiesen, dass die Karikaturen nur einen eingeschränkten Zeitraum seines Lebens an Aufmerksamkeit verschlungen haben.

Für Soziologen und Geografen ist das Tal etwas vom schönsten, was einem als Wissenschaftler passieren kann. Ein Tal ist ordentlich im Gelände eingegraben, es gibt ein Oben und Unten, die Entfernungen sind überschaubar, die Soziotope innig.

Willi Pechtl rückt dieser scheinbaren Ordnung des Pitztals mit einer kreativen Chaos-Methode zu Leibe, er nennt es längs und quer, wie sonst die Muskelfasern bei Säugetieren und Menschen bezeichnet werden. Die Hauptquellen für das „Porträt“ des Tales als Lebensraum sind Erzählungen und Bilder.

Immer wieder machen sich in der Malerei Sequenzen selbständig und werden zur Literatur. Aus Bildbeschreibungen, Paint-Journalen oder Katalogvorgaben nehmen zwischendurch Texte Reißaus und flüchten in einen eigenen Erzählband, der dann vielleicht „Bunte Geschichten“ heißt.

Albert Ennemosers knapp dreißig Geschichten spielen sich entlang von Ausstellungen, Installationen, Kunsthandwerken oder Kunstreisen ab. Oft reist das sehende Auge einem Kunstobjekt nach, erörtert eine Theorie, ehe es mit dem Objekt in Kontakt tritt. Und manchmal spricht das Kunstwerk zurück oder sein Schöpfer gibt ein paar Ideen zur Arbeitsweise zum Besten.

„Schon in der Antike beobachteten die Menschen ihre nächsten Nachbarn im Weltraum. Für Seefahrer und Landwirte, die den Himmel als Kompass und Kalender nutzten, waren die Planeten mysteriöse, wandernde Sterne, die unabhängig von den Sternbildern ihren eigenen Wegen am Himmel folgten.“ (7)

Mit der Erfindung des Teleskops und dem Beginn der neuzeitlichen Naturwissenschaften war es möglich, die Planeten als Welten wie die Erde zu begreifen und die moderne Weltraumtechnik lieferte mit ihren Raumsonden bisher unbekannte Bilder und Daten von den Planeten unseres Sonnensystems, die unsere Vorstellungswelt bei weitem übertrafen.

„Die Menschen lieben Listen. In der Buchwelt bilden sie ein eigenes Genre: Die besten Bücher des Jahrhunderts; 100 Bücher, die man gelesen haben muss, bevor man stirbt; und so weiter. Auch dieses Buch gehört dazu, es ist eine Liste von wunderbaren Werken, die dem Leser Vergleiche mit und Verbindungen zu anderen Kulturen und Zeiten aufzeigt.“ (8)

Anhand 100 ausgewählter Bücher erzählen Roderick Cave und Sara Ayad die „Geschichte des Buches“, wobei es ihnen darum geht, eine möglichst große Bandbreite an unterschiedlichsten Büchern in Bezug auf Inhalt, Material, Herstellungsweise, Format, Herkunft und Zeitraum abzudecken. Dabei werden die berühmten allgemein bekannten Bücher bewusst ausgelassen und stattdessen weniger bekannte Werke als Prototypen für bestimmte Buchtypen vorgestellt.

„Schon seit den vor etwa 40.000 Jahren entstandenen ersten Felsgravuren erstellte der Mensch Karten, um sich in seiner räumlichen Umgebung einzuordnen. Somit geht es neben der Orientierung immer auch um die Existenz selbst.“ (7)

Wie der Mensch die Welt betrachtet ist gleichzeitig auch ein Spiegel über den Bewusstseinstand der Menschheit selbst. In seinen Weltkarten drückt sich die Sicht des Menschen auf die Welt aus, auf die Stellung des Menschen in der Welt und schließlich auf das Wesen des Menschen selbst. So zeichnet eine Karte neben dem geographischen Lebensraum in einer tieferen Schicht gleichsam die Ideen- und Kulturgeschichte der Menschheit selbst.

„Manche Elemente der ägyptischen Kunst blieben Jahrhunderte lang unverändert, während die Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs von fieberhaftem künstlerischem Schaffen und Innovationen geprägt waren. Dieser Bildband nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Geschichte der Malerei, von ihren Anfängen bis zur Gegenwart.“ (8)

In der Kunst, insbesondere der Malerei kommen menschliche Vorstellungswelt, gesellschaftlicher und sozialer Wandel und technische Veränderungen besonders anschaulich zum Ausdruck. Kein Wunder, dass die Epochen der Kunstgeschichte als Symbol für die Entwicklung der Menschheit betrachtet werden können.

Egal ob auf dem Notizblock als knisternder Gestus aufgekritzelt oder auf einem Display als üppiger Fingerzeig ausgewischt: wenn man einen Strich zieht, kommt darunter ein Ergebnis zu liegen, egal wie richtig oder falsch es ausgefallen ist.

Friedrich Hahn setzt als Künstler des Wortes und des Bildes seine aktuellen Werke vorsichtshalber gleich unter den Strich und lädt die Leserschaft dazu ein, sich den Weg zu diesem Ergebnis auszumalen. Dabei verwischen sich die Gattungen Schrift, Bild, Collage zu einer Performance, die sich „Bilder zum Lesen / Texte zum Schauen“ nennt.