Hilber / Ballhausen / Zwiefelhofer (Hrsg.), Zeichensetzung Zeilensprünge

Buch-CoverAktuelle Gegenwartsliteratur kommentiert man am besten dadurch, dass man sie veröffentlicht und zur Diskussion stellt. In der Serie Zeichensetzung.

Zeilensprünge stellen Regina Hilber und Thomas Ballhausen jeweils an einem Abend vier, fünf Texte vor, die interessantesten sind jetzt in einem Reader erschienen.

Vom Formalen her gesehen sind alle Gattungen vertreten, Händl Klaus etwa stellt in seinem Stück Holla dramaturgisch verdichtete Stimmen dar, die sich allmählich zu einem Schicksal auswachsen. Dabei kann das Holla als Akt der Überraschung gesehen werden aber auch inhaltlich als Unfug, eben Holla (mundartlich Holler).

Judith Pfeifer nennt ihre lyrisch-prosaischen Schnipsel Liebe und so.

liebe machen // wie liebe machen, wenn liebe machen nicht geht / weil liebe machen nicht geht (119)

Paul Divjak kümmert sich um jene Werbespots, die uns schon längst in Fleisch und Blut übergegangen sind. Indem er sie bis zur Verblödung wiederholt und allmählich verfremdet, kriegt er die Ohrwürmer "für das beste im mann" oder "manner mag man eben" allmählich aus unserem Gehirn heraus und schafft Platz für neue, vielleicht noch dümmere Sprüche.

Andrea Grill erzählt von einem Herrn, der Schwanz heißt und auch einen solchen stolz herumführt, wiewohl er Nase dazu sagt. "Das Auffälligste an Schwanz war bestimmt nicht die Nase. Ich würde sagen, am auffälligsten war seine Zartheit." (135)

Peter Landerl stellt einen vergessenen Dichter in den Mittelpunkt seiner Odyssee, der Ich-Erzähler möchte nämlich mit Alfred Andersch reüssieren und muss letztlich feststellen, wie alles verloren ging in den Jahren.

Die Herausgeberinnen Regina Hilber und Thomas Ballhausen stellen jeweils jene Texte vor, für die ihnen der Holfeld-Tunzer-Preis zuerkannt worden ist. Zum Abschluss gibt es die entsprechende Laudatio von Karl Wagner, der unter anderem darauf hinweist, dass die junge Generation vorrangig aus Einzelkämpfern besteht.

Freilich besteht die Sammlung Zeichensetzung. Zeilensprünge aus markanten Einzel-Texten, aber zusammen ergeben sie einen aufmüpfigen, skurrilen und sägezahnscharfen Querschnitt durch jene Gesteinsschicht der Gegenwartsliteratur, die den Lesern ohne Einschmeichelei und granitern entgegen tritt.

Regina Hilber / Thomas Ballhausen / Barbara Zwiefelhofer (Hg.), Zeichensetzung. Zeilensprünge. Junge Literatur in Österreich.
Wien: Luftschacht 2009. 187 Seiten. EUR 17,50. ISBN 978-3-902373-48-9.

 

Weiterführende Links:
Luftschacht-Verlag: Zeichensetzung. Zeilensprünge. Junge Literatur in Österreich

 

Helmuth Schönauer, 31-10-2009

Bibliographie

AutorIn

Klaus Händl / Judith Pfeifer / Paul Divjak / Andrea Grill u.a.

Buchtitel

Zeichensetzung Zeilensprünge

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2009

Verlag

Luftschacht

Herausgeber

Regina Hilber / Thomas Ballhausen / Barbara Zwiefelhofer

Reihe

Junge Literatur in Österreich.

Seitenzahl

187

Preis in EUR

EUR 17,50

ISBN

978-3-902373-48-9

Kurzbiographie AutorIn

Regina Hilber, geb. 1970 in Hausleiten, wohnte lange Jahre in Tirol, lebt in Wien.

Thomas Ballhausen, geb. 1975, lebt in Wien.

Barbara Zwiefelhofer, geb. 1965, lebt in Wien.