Jörg Kayser / Ulrich Hagemann, Urteilsbildung im Geschichts- und Politikunterricht

Buch-Cover

"Man soll nie auf den ersten Blick urteilen, weil man sich beim zweiten Blick nur zu oft vom Gegenteil überzeugt", heißt es bei Johann Nepomuk Nestroy, der schon andeutet, wie problematisch eine Urteilsbildung aus dem Bauch heraus sein kann.

Jörg Kayser und Ulrich Hagemann haben sich in ihrem Buch Urteilsbildung im Geschichts-und Politikunterricht aus didaktischer Sicht mit einem der anspruchsvollsten Anforderungsbereich der schulischen Ausbildung auseinander gesetzt: der kritischen Urteilsbildung.

Nur wer lernt, ein qualifiziertes Urteil zu fällen, kann später auch adäquat am politischen Leben unserer Gesellschaft teilnehmen. Aus diesem Grund stellt die politische und historische Urteilsbildung im Geschichts- und Politikunterricht eine besondere Herausforderung dar, der sich Lehrende gezielt stellen müssen.

Im Kapitel "Theoretische Grundlegung" werden die wissenschaftlichen Prinzipien "für ein Modell historisch-politischer Urteilsbildung" näher untersucht: ein objektiv festgelegter Gegenstandbereich, ein Zweck des Urteils und die Frage nach der wissenschaftlichen Objektivität des Urteils. Des Weiteren werden die Fachdidaktik zu den Fächern Geschichte und Politik im Hinblick auf die Urteilsbildung näher beleuchtet, wobei die Öffentlichen Vorgaben für die "gesellschaftswissenschaftliche Bildung" berücksichtigt werden.

Aufbauend auf den genannten theoretischen Grundlagen wird ein "Modell für historische Urteilsbildung" vorgestellt, das in einem zweijährigen Fachseminar praxisnah entwickelt und erprobt worden ist. Dabei kommt der interessanten Thematisierung eines Unterrichtsinhaltes eine wichtige Rolle zu:

Der "Investiturstreit" im Mittelalter erfreut sich in der Regel geringer Beliebtheit, mit der Thematisierung "Der Investiturstreit - Sieg des Papstes über den Kaiser?" kann aber, ohne die sachliche Tiefe und Genauigkeit zu beeinträchtigen, das forschende Interesse von Schülerinnen und Schülern geweckt werden., um zu schauen, wer denn nun "gewonnen" hat. (27)

Im Kapitel "Struktur der Urteilsbildung" werden die Grundlagen der Urteilsbildung eingehend vorgestellt: Kriterien, Kategorien, Betrachtungsebenen und Perspektiven. Das Kapitel "Kompetenzentwicklung durch das Modell" wird die Tauglichkeit des Modells zur Urteilsbildung in Hinblick auf die bildungspolitischen Vorgaben nachgewiesen.

Im Kapitel "Unterrichtsbeispiele" werden konkrete Beispiele für den Unterricht gezeigt, in denen die vorgestellten didaktischen Zugangsweisen verdeutlicht werden und die in der Praxis bereits erfolgreich erprobt worden sind. Dabei werden Beispiele aus allen Zeiträumen wie Antike, Mittelalter, Neuzeit und Zeitgeschichte aber auch Themen mit Tagesaktualität gleichermaßen berücksichtigt. Anhand der Unterrichtsbeispiele wird konkret vorgeführt, wie mit Hilfe des beschriebenen Modells historische und politische Urteilsbildung im Unterricht gefördert werden kann.

Ein überaus lesenswertes und inspirierendes Sachbuch für alle Lehrerinnen und Lehrer zur Fachdidaktik für den Geschichts- und Politikunterricht. Eine überaus wertvolle Hilfe zu einem der wichtigsten, aber auch schwierigsten Aufgaben im Unterricht: der Urteilsbildung.

Jörg Kayser / Ulrich Hagemann, Urteilsbildung im Geschichts- und Politikunterricht.
Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren 2010, 234 Seiten, 20,40 EUR, ISBN: 978-3-8340-0697-4

 

Weiterführende Links:
Schneider-Verlag Hohengehren: Jörg Kayser / Ulrich Hagemann, Urteilsbildung im Geschichts- und Politikunterricht

 

Andreas Markt-Huter, 11-05-2010

Bibliographie

AutorIn

Jörg Kayser / Ulrich Hagemann

Buchtitel

Urteilsbildung im Geschichts- und Politikunterricht

Erscheinungsort

Baltmannsweiler

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

Schneider-Verlag Hohengehren

Seitenzahl

234

Preis in EUR

20,40

ISBN

978-3-8340-0697-4