Eva Rossmann, Evelyns Fall

Buch-CoverWenn man die gesellschaftliche Seele eines Landes kennen lernen will, tut man oft gut daran, sich an einen Gesellschafts-Krimi zu halten. Darin kommen in Figurenführung, Themenwahl und Didaktik der Alltagsbewältigung oft mehr Dinge zum Vorschein als in einem Landes-Knigge.

Eva Rossmann führt mit ihrer aufklärenden Journalistin Mira Valensky schon seit Jahren elegant und raffiniert durch die Untiefen der Österreichischen Seele. In ihrem mittlerweile zwölften Krimi, geht es um das Problem Armut, Sozialhilfe, Negativ-Karriere. In einem abgewohnten Haus, das man in der ersten Klischee-Empfindung in Rumänien ansiedeln möchte und nicht in einem Wiener Vorort, wird die tote Evelyn Maier entdeckt.

Während die Polizei ziemlich schnell den Sargdeckel über die Sozialhilfeempfängerin legt, glaubt ihre Tochter an ein Verbrechen. So treten die Aufklärungsjournalistin und Ich-Erzählerin Mira Valensky und ihre Freundin Vesna Krajner auf den Plan.

Die Verstorbene hatte den Tick, mit dem Handy den Alltag zu fotografieren, um nicht allein zu sein. Als man die Fotos durchsieht, kommen die bedrückenden Eindrücke aus der Sicht einer sozial Ausgegrenzten zum Vorschein. Aber ein Foto zeigt eine Luxuslimousine, die überhaupt nicht in den sozialen Kontext passt.

Ab nun geht die Aufklärungsrallye richtig los. Mira Valensky wird bald einmal zusammengeschlagen, was darauf hindeutet, dass mit der Toten etwas nicht stimmt. Der Mann der Erzählerin, der sie bei einer verdeckten Ermittlung unterstützt, gerät in Lebensgefahr, die Spur führt schließlich in ehemals höchste Ministerkreise.
Träume und Mord verjähren nicht, könnte man den Fall zusammenfassen.

Denn die eigentliche Story hinter dem Kriminalfall berichtet von einer ehemals erfolgreichen Evelyn, die als Sängerin eine strahlend bewegende Karriere vor Augen hatte. Aber dann kommt die Realität, und Träume enden rasch in der Sozialhilfe. Evelyns Fall ist ein doppelter, sie selbst ist sozial gefallen und zu einem Kriminal-Fall geworden.

In die Geschichte sind behutsam österreichische Kleinodien eingestreut, die Halb-Preisschilder abgelaufener Lebensmittel tauchen subtil als Fotomotiv auf, der Luxus eines Maybach wird zusammen mit dem Komplex seines Benützers genauestens beschrieben. In einem Second-Hand-Laden gibt eine Ministerin ihre Kleider ab, sie ist offensichtlich hin und her gerissen zwischen Luxus und Basisgefühl. Und immer wieder kommt das Österreichische Allheilmittel zum Einsatz:

Ich verziehe mich in die Küchenzeile. Essen hilft gegen Krisen aller Art. Davon bin ich überzeugt. (32)

Eva Rossmanns neuer Mira-Valensky-Streich wuselt wie immer gekonnt durch die aufregende und heimtückisch-banale österreichische Alltagswelt. "Mhm, das duftet!" (33)

Eva Rossmann, Evelyns Fall. Ein Mira-Valensky-Krimi.
Wien, Bozen: folio 2010. 248 Seiten. EUR 19,90. ISBN 978-3-85256-528-6.

 

Helmuth Schönauer, 08-09-2010

Bibliographie

AutorIn

Eva Rossmann

Buchtitel

Evelyns Fall. Ein Mira-Valensky-Krimi

Erscheinungsort

Bozen

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

folio

Seitenzahl

248

Preis in EUR

19,90

ISBN

978-3-85256-528-6

Kurzbiographie AutorIn

Eva Rossmann, geb. 1962 in Graz, lebt im Weinviertel.