Bernd Breitbach, Ein Garten auf dem Mond

Für einen ausgewachsenen literarischen Helden stellt die Erotik oft ein weitläufiges Kampffeld dar, auf dem er seine Fähigkeiten ausfechten und gegnerische Hiebe einstecken muss. Dieses macho-kriegerische Sprachinventar deutet darauf hin, dass Erotik oft als Krieg mit anderen Mitteln verstanden wird.

In Bernd Breitbachs Roman vom Garten auf dem Mond gleicht der Held eher einem Don Quichote, der gegen die Mühlen des anderen Geschlechts arbeitet, als einem Don Juan. In diesem Episoden-Roman mit achtzehn Stationen kommt es jeweils unverblümt zu einem erotischen Showdown.

Wie in einem paradiesischen Arztspiel taumeln am Beginn Kinder ihren eigenen Körpern entlang, alles ist unschuldig und man kann mit einem Eier-Pikser Spritzen geben und sich an Stellen berühren, an denen später die Hölle los sein wird. Selbst der geile Großvater darf nur am Rand erscheinen und wird als skurriler Lüstling wieder aus der Erzählung verbannt.

Der Ich-Erzähler verliert bald einmal seine Unschuld, in St. Tropez gibt es noch einen Proleten-Urlaub mit der Familie, doch dann stürmt er von WG zu WG, bezieht unzählige Zimmer mit diversen Freundinnen und ist auch sonst ein Getriebener der Frauen.

Bei den diversen Begegnungen der körperlichen Art ist nicht immer klar, was die Beteiligten voneinander wollen. Nach einem für den Erzähler gelungenen Geschlechtsverkehr ist die Partnerin ziemlich empört und zieht sich schmollend zurück: „Sag mir, dass du es nicht in mich hineingemacht hast!“ (42)

Eine andere Beziehung ist schon lange vorbei, da wird der Held unvermittelt gefragt: „Kann ich die Tochter nach deiner Ex-Freundin benennen?“

Inzwischen sind gleichaltrige Spielgenossen mit ihren ersten Ehen schon gescheitert, es kommt zu Partys der reiferen Art, wobei mit einem Gurkensalat verhütet wird ehe der Hausherr dann noch in den Keller bittet, wo er einen kleinen Schießstand für alle Fälle eingerichtet hat. In allen Lebenslagen gibt es eine kleine Befriedigung, manchmal durch die Hose hindurch, danke, sagt sie.

Das Leben läuft anhand von durchnummerierten Sequenzen ab, die miteinander nur das eine zu tun haben, dass sie jeweils auf die vorhergehende Sequenz folgen. So gibt es auch keine Richtlinien, höchstens statistische Häufigkeiten. Die Beteiligten versuchen einander zu verstehen, aber es gelingt höchst selten, weil nie klar ist, wer welche Rolle spielen soll.

Bernd Breitbach lässt die Figuren in einem luftigen Psycho-Kleid auftreten, es gibt Probleme am laufenden Band, aber alles löst sich mit Unschuldsmiene auf. Selbst als die Mutter des Protagonisten stirbt, hat sie eine Telefonliste vorbereitet, auf der alle verzeichnet sind, die jetzt angerufen werden müssen. – Das Leben als pädagogisch wertvolles Spiel in einem Garten auf dem Mond!


Bernd Breitbach, Ein Garten auf dem Mond. Roman.
Wien: Luftschacht 2013, 223 Seiten, EUR 21,90, ISBN 978-3-902844-19-4

 

Weiterführenden Links:
Luftschacht-Verlag: Bernd Breitbach, Ein Garten auf dem Mond
Homepage: Bernd Breitbach

 

Helmuth Schönauer, 28-06-2013

Bibliographie

AutorIn

Bernd Breitbach

Buchtitel

Ein Garten auf dem Mond

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Luftschacht Verlag

Seitenzahl

223

Preis in EUR

21,90

ISBN

978-3-902844-19-4

Kurzbiographie AutorIn

Bernd Breitbach, geb. 1961 in Duisburg, lebt in Essen.