Lesen macht vielseitig. - Aphorismen zum Lesen

Die kleine Auswahl an Aphorismen bietet einen unterhaltsamen Einblick darin, was die großen DenkerInnen und SchriftstellerInnen zum Thema „Lesen“ zu sagen hatten.

Dabei spiegeln die jeweiligen Aussagen immer die Bedeutung des Lesens und die Rolle der Leserinnen und Leser in ihrer jeweiligen Zeit wieder. Da findet sich die Verehrung des literarischen Lesens, das die Persönlichkeit des Einzelnen wachsen lässt ebenso, wie die Kritik am reinen Viellesen, wo im ständigen Lesen auf das eigentliche Leben vergessen wird.

 

 

 

Teil 1


Lesen ohne Denken verwirrt den Geist,
und Denken ohne Lesen macht leichtsinnig.
Konfuzius, chinesischer Philosoph, 551 - 479 v. Chr.

* * *

Drei Tage nicht gelesen und das Gespräch wird schal.
Chinesisches Sprichwort

* * *

Die Schriften der Alten, die guten Schriften von Kraft und Saft,
können mich fast zu allem bewegen, wozu sie wollen,
und diejenige Schrift, die ich gerade lese,
scheint mir jedesmal die Überzeugendste.
Ich finde, daß sie alle der Reihe nach Recht haben,
mögen sie sich auch oft wiedersprechen.
Michel de Montaigne, französischer Philosoph und Essayist 1533 - 1592

* * *

Lesen macht vielseitig,
verhandeln geistesgegenwärtig,
schreiben genau.
Francis Bacon, englischer Philosoph, 1561 - 1626

* * *

Wenn man zu schnell oder zu gemächlich liest,
versteht man nichts.
Blaise Pascal, französischer Philosoph, Physiker und Mathematiker, 1623-1662

 



 

Das Lesen versieht den Geist nur mit dem Material für das Wissen:
Erst das Denken macht das Gelesene zu unserem Eigentum.
Es genügt nicht, dass wir uns mit einer großen Ladung
von Sammelgütern anfüllen; wenn wir diese nicht durchdenken,
werden sie uns keine Kraft und Nahrung geben.
John Locke, englischer Philosoph und Politiker, 1632 - 1704

* * *

Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher
und meine Freude am Lesen angeboten würden:
Ich würde sie ausschlagen.
François de Fénelon, französischer Schriftsteller und Geistlicher, 1651-1715

* * *

Lesen ist für den Geist,
was Gymnastik für den Körper ist. 
Joseph Addison, englischer Politiker, Dichter und Journalist, 1672-1719

* * *

Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor.
Voltaire, französischer Philosoph, 1694-1778

* * *

Von Kindheit an war ich ein Freund des Lesens,
und das bisschen Geld, das mir in die Hände kam,
wurde für gute Bücher ausgegeben.
Benjamin Franklin, amerikanischer Philosoph und Staatsmann, 1706 - 1790

 

Gar zu viel zu lesen dient nur dazu,
eingebildet Unwissende zu machen.
Jean-Jacques Rousseau, französischer Philosoph, 1712-1778

* * *

Die Welt allein bildet einen vollkommenen Menschen nicht.
Das Lesen der besten Schriftsteller muss dazu kommen.
Gotthold Ephraim Lessing, deutscher Schriftsteller, 1729 - 1781

* * *

Die meisten Leser bilden sich ein,
der Verfasser habe mit eben der Leichtigkeit gearbeitet,
mit welcher sie ihn lesen.
Christoph Martin Wieland, deutscher Schriftsteller, 1733-1813

* * *

Warum die Menschen so wenig behalten können, was sie lesen,
ist, dass sie so wenig selbst denken.
Wo ein Mensch, was andere gesagt haben,
gut zu wiederholen weiß, hat er gewöhnlich selbst viel nachgedacht,
wenn sein Kopf anders nicht ein bloßer Schrittzähler ist,
und dergleichen sind manche Köpfe,
die des Gedächtnisses wegen Aufsehen machen.


Er hat so lange im Homer gelesen,
bis er statt angenommen nur noch
agamemnon sagen konnte.


Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe;
nichtsdestoweniger aber trägt es zur Erhaltung
meines Geistes bei.


Leute, die sehr viel gelesen haben,
machen selten große Entdeckungen.
Georg Christoph Lichtenberg, deutscher Physiker und Mathematiker, 1742-1799

 

Die guten Leutchen wissen nicht,
was es einem an Zeit und Mühe kostet,
um lesen zu lernen.
Ich habe achtzig Jahre dafür gebraucht
und kann auch jetzt nicht sagen,
dass ich am Ziel wäre.


Welchen Leser ich wünsche?
Den unbefangenen, der mich, sich und die Welt vergisst
und in dem Buche nur lebt.


Wer aber nicht eine Million Leser erwartet,
sollte keine Zeile schreiben.
Johann Wolfgang von Goethe, deutscher Dichter, 1749 - 1832

* * *

Zu verlangen, dass einer alles,
was er je gelesen, behalten haben sollte,
ist wie verlangen, dass er alles,
was er je gegessen hat, noch in sich trage.
Er hat von diesem leiblich, von jenem geistig gelebt
und ist geworden, was er ist.
Arthur Schopenhauer, deutscher Philosoph, 1788-1860

* * *

Ich wäre lieber ein armer Mann
in einer Dachkammer voller Bücher
als ein König, der nicht lesen mag.
Thomas Babington Macaulay, englischer Historiker, 1800-1859

* * *

Ein schönes Buch nicht wieder lesen,
weil man es schon gelesen hat, das ist,
als ob man einen teuren Freund nicht wieder besuchen würde,
weil man ihn schon kennt.
Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, 1830-1916

 

 

>> Aphorismen zum Lesen, Teil 2

 

Andreas Markt-Huter, 26-08-2005
aktualisiert: 11-02-2017

 

Redaktionsbereiche

Lesen

Themen