Große Werke - Vergangene Zeiten: Das Mahabharata, Teil 2

Das Mahabharata gilt als das umfangreichste Epos der Weltgeschichte, dessen Wurzeln bis in das 3. Jahrtausend v. Chr. zurück reichen. Es gilt den Hindus bis heute als Quelle ethischer Verhaltensrichtlinien und Identität.


Die Verbannung

Die ersten zwölf Jahre ihrer Verbannung verbringen die Pandavas in den Wäldern. Gleich zu Beginn übt Draupadi an Yudhisthira schwere Kritik wegen seines Verhaltens und seine Brüder werfen ihm Feigheit vor. Yudhisthira verspricht nach den 13 Jahren der Verbannung ohne zu zögern, für das versprochene Königreich zu kämpfen. In Vorbereitung auf diesen Kampf wird Arjuna zu den Göttern Indra, Shiva, Kuvera und Yama gesandt, um diese um Waffen zu bitten.

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Die fünf Pandavas verbringen ihr letztes Jahr verkleidet in den Diensten König Viratas. Bild: History for Kids

Er kehrt nach mehreren Jahren mit den göttlichen Waffen zu seinen Brüdern und Draupadi zurück. Kurz vor Ablauf von 12 Jahren der Verbannung, werden die Pandavas vom Gott Dharma geprüft. Von Durst geplagt, versucht einer nach dem anderen aus einem Teich im Wald zu trinken, ohne den Fragen Dharmas Beachtung zu schenken, der den Teich bewacht. Erst Yudhisthira stellt sich den Fragen des Gottes:

- Was ist schneller als der Wind?
- Der Gedanke.
- Was  kann die ganze Erde bedecken?
- Die  Dunkelheit.
- Was  ist zahlreicher, die Lebenden oder die Toten?
- Die  Lebenden, weil die Toten nicht mehr existieren.

- Gib mir ein Beispiel für den Raum!
- Meine beiden zusammengelegten Hände.
- Ein Beispiel für Kummer!
- Die Unkenntnis.
- Für Gift!
- Das Verlangen.
- Ein Beispiel für eine Niederlage!
- Der Sieg.

- Welches ist das listigste Tier?
- Das Tier, dem der Mensch bisher noch nicht begegnet ist.
- Was war zuerst da, der Tag oder die Macht?
- Der Tag, aber er war der Nacht nur um einen Tag voraus.
- Was macht den Sinn dieser Welt aus?
- Die Liebe.
- Wer ist das Gegenteil von dir?
- Ich selbst.
- Was ist Verrücktheit?
- Ein vergessener Weg.
- Und Aufstand? Warum lehnen sich die Menschen auf?
- Um die Schönheit zu finden, entweder im Leben oder im Tod.
- Was ist für jeden von uns unumgänglich?

Bevor er auf diese Frage antwortete, überlegte Yudhisthira einen Augenblick lang. Zweifellos dachte er an die lange Kette der Reinkarnationen, an deren Ende, wie man sagte, der Eintritt ins Nirwana stehe. So antwortete er:

- Das Glück.
- Und welches ist das große Wunder? fragte die Stimme.
- Dass um uns herum der Tod jeden Tag zuschlägt, antwortete er, und wir
  dennoch weiterleben, als würden wir ewig existieren. Das ist das große
  Wunder.

Dann verkündete die Stimme im Teich Yudhisthira: Deine Brüder sollen ins Leben zurückkehren, denn ich bin Dharma, dein Vater. Ich bin die Aufrichtigkeit, die Beständigkeit, die Ordnung der Welt.

Das dreizehnte Jahr verbringen die Pandavas mit ihrer Frau unerkannt am Hof des betagten Königs Virata, dem sie in Verkleidung als Höfling, Koch, Pferdeaufseher und als Aufseher über die Rinder dienen. Draupadi wird als Kammermädchen der Königin eingestellt. Nach Ablauf der 13 Jahre der Verbannung sammeln die Pandavas ihre Verbündeten, um das ihnen zustehende Königreich zurück zu fordern.

Der Krieg

Einer der mächtigsten Könige jener Zeit ist Vasudeva (Krishna) ein großer Kämpfer, aber auch ein weiser Mann und Menschenfreund. Es geht im Land das Gerücht, der Gott Vishnu selbst sei in seiner Gestalt auf Erden erschienen, um die drohende Zerstörung der Welt aufzuhalten. Arjuna und Duryodhana erreichen gleichzeitig Vasudevas Palast, um ihn als Helfer für ihre Seite zu umwerben. Arjuna, den Vasudeva aber als ersten erblickt, darf auswählen, ob er Asuvedas gesamte Armee vorziehen will, die ergeben für ihn kämpfen wird oder Vasudeva selbst, der ihm zwar als Wagenlenker zur Seite stehen, selbst aber nicht in den Krieg eingreifen wird. Arjuna entscheidet sich für Vasudeva, während Duryodhana dessen Armeen erhält.

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Arjuna erfassen Zweifel über die Rechtmäßigkeit des bevorstehenden Brudermordes. Sein Wagenlenker Krishna offenbart ihm daraufhin den Lauf der Welt (Bhagavad Gita). Filmausschnitt: Peter Brook, Mahabharata

Vasudeva, der göttliche Krishna, besucht als Vermittler der Pandavas den Hof König Dritharastra, um von diesem die Einhaltung der Vereinbarung zu verlangen. Allein Duryodhana weigerte sich, den Pandavas auch nur den kleinsten Teil seines Königreiches abtreten zu wollen. Weder Vasudeva, Bhisma, sein Vater oder seiner Mutter gelingt es, ihn von diesem Entschluss abzubringen, sodass der Krieg schließlich unvermeidlich wird.

Die Kauravas stehen am heiligen Schlachtfeld von Kurukshetra mit elf Armeen und unterstützt von den Helden Bishma, Drona und Karna den Pandavas mit ihren sieben Armeen gegenüber. Zu Beginn des Krieges überfallen den Pandavahelden Arjuna Zweifel über den Sinn und die Rechtmäßigkeit des bevorstehenden Brudermordes. In der berühmten Bhagavad Gita vertreibt Krishna seine Bedenken, indem er auf den ewigen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt verweist und sich ihm als das göttliche All in seinem beständigen Wechsel und nie endenden Strom offenbart, wo kein Platz für Reue und Mitleid sind.

Arjuna lässt alle Zweifel fallen und der große Krieg beginnt. Die Schlacht wogt hin und her, erst als die beiden Helden Bhisma und Drona durch eine List besiegt werden können und es Arjuna gelingt, Karna zu töten, haben die Kauravas den Pandavas nichts mehr entgegen zu setzen. Der Krieg wird immer grausamer geführt und vereinbarte Regeln werden gebrochen. Bhima tötet, wie er es geschworen hatte Dushasana und trinkt dessen Blut. Bhima bricht auf Anweisung Vasudevas sogar den ritterliche Ehrenkodex für den Zweikampf und zerschlägt Duryodhana mit seiner Keule die Oberschenkel.

Am Ende verlieren alle Kauravas auf dem Schlachtfeld ihr Leben. Aber auch die Pandavas erleiden schreckliche Verluste. Aswathama, Dronas Sohn, der auf der Seite der Kauravas kämpft, verfällt einem schrecklichen Blutrausch und metzelt während der Nacht alle Kinder der Pandavas und einen großen Teil der schlafenden Armee nieder. Nur ein noch ungeborener Enkelsohn Arjunas entgeht dem Massaker.

Nach dem Krieg wird Yudhisthira zum König gekrönt. Vasudeva und seine Familie müssen einem alten Fluch entsprechend sterben und Arjuna verliert nach dem Verlust seines Freundes sämtliche Kraft. Yudhistira, der sich nach dem Tod sehnt, übergibt sein Königreich an Arjunas Enkelsohn und macht sich mit seinen Brüdern und Draupadi auf den letzten Weg, der sie in den Himalaja führt. Draupadi, Sahadeva, Nakula, Arjuna und Bhima sterben aus Erschöpfung auf dem Weg, auf dem ihnen ein alter Hund die ganze Zeit über folgt.

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Der Kampf zwischen Karna und Arjuna. Bild: I Komang Mahardika

Der Gott Indra bietet Yudhisthira an, als bisher einziges Wesen lebend in den Himmel eintreten zu dürfen, wo seine Frau und seine vier Brüder ihn bereits erwarten würden. Nur den Hund, müsse er zurück lassen, da er unrein sei. Yudhisthira weigert sich aber den Himmel zu betreten, wenn er den Hund nicht mitnehmen dürfe, der ihm den ganz Weg so treu gefolgt sei. Der Hund aber ist in Wirklichkeit Gott Yama, der ihn in Gestalt eines Hundes prüfen wollte, bevor er ihm der Glanz des Himmels eröffnet.

 

 

Literaturhinweise:

H.-M. Große-Oetringhaus (Hg.), Von Liebe und Macht. Das Mahabharata neu erzählt von Otto Abt Bad Honnef: Horlemann-Verlag 2001, 200 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 3-89502-124-5

Mahabharata. Diederichs Gelbe Reihe, Band 16 Indiens großes Epos  von Biren Roy
Eugen-Diederich-Verlag, München 1961, 335 Seiten, ca. 11 Euro, ISBN 3-424-00576-2

Vladimir Miltner (Hg.): Mahabharata. Eine altindische Sage
Erlangen: Karl-Müller-Verlag, o. J. 248 Seiten, ca. 20 EUR, ISBN: 3-86070-286-6

Anette Mangels: Zur Erzähltechnik im Mahabharata.
Band 7, Poetica - Schriften zur Literaturwissenschaft
Hamburg: Verlag Dr. Kovac 1994, 188 Seiten, ca. 44 EUR, ISBN 3-86064-123-9

 

Weiterführende Links:
Das Mahabharata des Krishna-Dwaipayana Vasa (Online-Version)
Wikipedia: Mahabharata
Lebensräume: Mahabharata
Agatucci: Introduction to the film Mahabharata

 

>> Große Werke - Vergangene Zeiten: Das Mahabharata, Teil 1
>> Große Werke - Vergangene Zeiten: Teil 1

 

Andreas Markt-Huter, 02-12-2005
aktualisiert: Andreas Markt-Huter, 17-03-2020

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