Bücher im Internet - Die digitale Bibliothek, Teil 1

Die großen Bibliotheken der Welt sind gegenwärtig mit Nachdruck dabei ihre Bestände digital zu archivieren. Dies hat vor allem zwei Gründe: einerseits drohen alte Bücher zu zerfallen und ihre Inhalte verloren zu gehen, andererseits sollen die Inhalte der Bibliotheken allen Interessierten bequem und weltweit zugänglich sein.Es finden aber auch Buchneuerscheinungen zunehmend ihren Weg ins Internet, wo sie als so genannte E-Books herunter geladen werden können.

Digitale Online Bibliotheken stellen weltweit digital erfasste Texte für die Nutzung im Internet zur Verfügung. Die Bandbreite des Angebots ist umfangreich und reicht von Sammlungen, deren Texte vollständig und gratis genutzt werden können, bis hin zum kommerziellen Verkauf von E-Books durch Verlage. Ein Vorteil für den Kunden liegt dabei klar auf der Hand: Es ist nicht mehr notwendig die großen Bibliotheken selbst aufzusuchen, wenn die gesuchten Dokumente digital online zur Verfügung stehen.

Dass diese Entwicklung nicht von allen Seiten mit Freude begrüßt wird, soll in einem eigenen Beitrags zur Sprache kommen, wenn es darum geht, die gegenwärtige Auseinandersetzung von AutorInnen und Verlagen mit der Internet-Firma Google näher zu beleuchten. Im Mittelpunkt des Streits steht der Vorwurf der Urheberrechtsverletzung durch die gängige Praxis von Google Buchsuche vollständige Bücher ohne Erlaubnis von Autoren und Verlagen zu scannen und Auszüge davon im Internet zu veröffentlichen.


Mit Hilfe von Buchscannern können gebundene Dokumente
auf schonende Art gescannt werden, ohne das die Dokumente
einer zu großen Belastung ausgesetzt sind. Eingesetzt werden
sie überall dort, wo größere Mengen Bücher komfortabel
gescannt werden müssen.
Foto: Wikipedia

Im Folgenden werden die wichtigsten Digitalen-Bibliotheken und ihre Angebote im Internet näher vorgestellt, in denen wichtige zentrale österreichische Quellen und Materialien angeboten werden.

 

Teil 1: Digitale Bibliotheken in Österreich

Austrian Literature Online - ALO

Im März 2002 startete das Projekt Austrian Literature Online der Universitätsbibliothek Innsbruck, der Universitätsbibliothek Graz, sowie der Johannes-Kepler-Universität Linz. Austrian Literature Online ist mit seiner digitalen Bibliothek, mit dem Schwerpunkt österreichische Literatur - neben der digitalen Zeitungssammlung ANNO der Österreichischen Nationalbibliothek - die weltweit größte digitale Bibliothek mit spezifisch österreichischen Inhalten. ALO wird täglich von mehreren hundert Benutzern besucht. Anlässlich des 3. Geburtstags von ALO wurde z.B. die berühmteste Handschrift aus der Sammlung der Universitätsbibliothek Innsbruck - Die Liederhandschrift des Oswald von Wolkenstein - digitalisiert und in die ALO eingespielt.

Mit einer Beta-Version von ALO wurde versucht Volltextsuche und redaktionelle Kommentare zu integrieren, um das System auf einen neuen Stand der Technik zu bringen und die Daten in einem neuen System zu verwalten. Diese Umstellung scheint aber noch mit erheblichen technischen Schwierigkeiten verbunden zu sein, sodass derzeit nur lediglich auf Dokumente der alten Version zugegriffen werden kann und auch hier die Suche nach Dokumenten immer wieder Mängel zeigt. Da es sich bei den Dokumenten vorwiegend um digitale Faksimiles handelt, also gescannte Buchseiten, ist eine Volltextsuche über die angebotenen Texte nicht möglich ist.


Austrian Literatur Online ist eine Kooperationsprojekt der Universitätsbibliotheken
Innsbruck, Linz und Graz, mit derzeit knapp 15.000 erfassten Dokumenten.

 

Die digitale Bibliothek ALO stellt derzeit knapp 15.000 Dokumente zu den folgenden Themenbereichen zur Verfügung:

  • Austriaca
  • Brenner Archiv
  • Cherchez la femme (Ariadne/ÖNB)
  • Erlebnisraum Altes Buch
  • Forschungsliteratur
  • Frauen in Bewegung (Ariadne/ÖNB)
  • Frauen-Werke (Ariadne/ÖNB)
  • IBBY  Varia
  • Kochbücher
  • Manuskripte
  • Partner-Bibliotheken
  • Periodica 
  • Postkarten
  • reUSE
  • Schöne Literatur aus Österreich: Die 1000 wichtigsten Bücher
  • Styriaca
  • Tirolensia Latina
  • Tirolensien
  • Unterlagen der Kommission für Kinder- und Jugendliteratur
  • Vigil Raber Handschriften
  • ÖNB-Erstausgaben
  • ÖNB-Varia

Beiträge zum Thema Austrian Literatur Online auf Lesen in Tirol:

 

Österreichische Nationalbibliothek - digitaler Lesesaal

Der sogenannte Digitale Lesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek bietet einen gemeinsamen Zugang zu den verschiedenen digitalisierten Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek, dazu zählen u.a. Austrian Newspapers Online, Historische Rechts- und Gesetzestexte Online, das Bildarchiv Austria, zahlreiche Projekte zur Geschichte der Frauenbewegung u.a., die im Folgenden näher vorgestellt werden.


Der Digitale Lesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek ist die gemeinsame
Zugangsplattform im Internet auf verschiedene Projekte, in denen digitalisierte
Texte und Materialien via Internet allgemein zugänglich gemacht worden sind.

 

Austrian Newspapers Online - ANNO

ANNO, der virtuelle Zeitungslesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek, beinhaltet die größte Auswahl an historischen österreichischen Zeitungen und Zeitschriften im Internet. Sie ist frei zugänglich und kann kostenlos online geblättert und gelesen werden.

Zeitungen unter ANNO lassen sich entweder nach einem bestimmten Datum suchen, wobei sich alle vorhandenen Zeitungen zu einem gewünschten Datum auflisten lassen. Es kann aber auch von einer ausgewählten Zeitung ein bestimmtes Datum recherchiert werden. Innerhalb der jeweiligen Zeitung lässt sich Seitenweise nach vor- und zurückgeblättert oder es kann gleich zur nächsten Ausgabe gesprungen werden.

Die älteste digitalisierte Zeitung bei ANNO ist die Zeitung Wienerisches Diarium mit dem Erscheinungsdatum 8. August 1716. Als älteste Tiroler Zeitung können die Innsbrucker Nachrichten ab ihrer ersten Ausgabe am 25. Jänner 1854 online gelesen werden.

Insgesamt bildet der einzigartige Bestand an österreichischen Zeitungen in den Jahren von 1716 - 1938 eine Fülle an historischen Quellen zur österreichischen und internationalen Geschichte. Die Zeitungsbeiträge berichten von Ereignissen und geben Stimmungsbilder wieder, die sowohl für Forschungszwecke als auch für den schulischen Unterricht und für private Nachforschungen eine wahre Fundgrube sind. Ein unverzichtbares Medium, wenn es darum geht ein Geschichtsbild über die verschiedenen Zeitabschnitte in Österreich zu zeichnen.


Der virtuelle Zeitungslesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek,
beinhaltet die größte Auswahl an historischen österreichischen Zeitungen
und Zeitschriften im Internet.

 

Bisher erschienene Beiträge auf Lesen in Tirol in denen auf das digitale Zeitungsarchiv ANNO zurückgegriffen worden ist:

 

Historische Rechts- und Gesetzestexte Online - ALEX

Die Datenbank für österreichische Rechts- und Gesetzestexte ALEX bezeichnet sich selbst als den digitalen Lesesaal für Gesetze der Österreichischen Nationalbibliothek, wo in historischen österreichischen Rechts- und Gesetzestexten online geblättert, gelesen und auch gesucht werden kann.

Die bei ALEX abrufbaren österreichischen Rechts- und Gesetzestexte reichen bis in das Jahr 1767 zurück und bieten eine Dokumentation der österreichischen Gesetzgebung bis in die unmittelbare Gegenwart. Sie stellen damit einen außerordentlich wichtigen Quellenbestand zur Geschichte, Politik, Kultur und Gesellschaft in Österreich dar. Manche der alten Rechtsnormen sind auch heute noch gültig und bilden die Basis der österreichischen Rechtsordnung.


Die Datenbank ALEX bietet historische österreichische Rechts- und Gesetzestexte von 1767 bis in die Gegenwart online zum Lesen an.

 

Mit der Digitalisierung verfolgte die Nationalbibliothek den Zweck einerseits Originaldokumente vor dem physischen Verfall zu schützen und andererseits deren Inhalte weltweit für breite Bevölkerungsschichten einfacher und schneller zugänglich zu machen.

Gerade historische Rechtstexte mit ihren Großformaten und dem bisweilen extrem brüchigen Papier sind bei der Manipulation starker physischer Belastung ausgesetzt. Oftmals besteht Kopierverbot. Sind sie digitalisiert, müssen Sie nicht mehr manipuliert werden und werden dadurch geschont. Bei Bedarf besteht auch die Möglichkeit, sich die relevanten Seiten als PDF auf den eigenen Computer zu laden und auszudrucken.

Die Suche nach Gesetzestexten in ALEX erfolgt grundsätzlich über zwei Zugänge. Einerseits kann über eine zeitliche Gliederung in den Bereichen Gesamtstaatliche Gesetzgebung, Landesgesetzgebung, Parlamentaria, Judikatur und Verwaltung gesucht werden. Aber auch der umgekehrt Weg über die sachliche Gliederung kann eingeschlagen werden. Ein Beispiel dafür wäre die die Suche im Bereich Gesamtstaatliche Gesetzgebung nach Bundesgesetzblättern, die in den Jahren zwischen 1920 - 1938 veröffentlicht worden sind.

 

Neben den beiden großen Datenbanken ANNO und ALEX macht die Österreichische Nationalbibliothek noch zahlreiche Dokumente, Bild- und Textmaterialien aus Projekten und Archiven Online zugänglich:

Bildarchiv Austria
Digitalisierte zeithistorische Bilder aus den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek, des historischen Archivs des ORF, des Vereins für die Geschichte der Arbeiterbewegung und des Archivs der Österreichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte der Universität Wien.

 
Zahlreiche Projekte wie das Bildarchiv Austria oder das Archiv 1848 ermöglichen
einen Zugriff auf umfangreiche Text- und Bildquellen der Österreichischen
Nationalbibliothek zur österreichischen Geschichte.

 

Austrian Corpora and Editions - ACE

Beim Austrian Academy Corpus handelt es sich um eine texttechnologische Unternehmung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Der Schwerpunkt der digitalen Texterfassung liegt beim AAC nicht darin, alte Texte zu konservieren und im Internet allgemein zugänglich zu machen, sondern in den technischen Möglichkeiten, die digitalisierte gegenüber gedruckten Texten bieten. Mit Hilfe der EDV und texttechnologischer Methoden können große Texte hinsichtlich ihrer Struktur neu und schnell untersucht werden.

ace.jpg
Beim Austrian Academy Corpus handelt es sich um eine texttechnologische
Unternehmung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
in dem verschiedene Nachlässe und Quellen digitalisiert und
online allgemein zugänglich gemacht sind.

 

Es geht vereinfacht dargestellt um die digitale Erfassung und Strukturierung der Daten mit verschiedenen editorischen Werkzeugen und deren Darstellung in verschiedenen digitalen Anwendungen. In diesem Bereich ist auch die große Textsammlung für den Aufbau des AACC-Austrian Academy Corpus CONTAINER zu finden, in dem in mittelfristiger Programmlaufzeit wenigstens eine halbe Milliarde Textwörter (running words) durchsuchbar sein sollen.?

Derzeit können auf zwei umfangreiche Textsammlungen zugegriffen werden: Die vollständigen Ausgaben von Karl Kraus Die Fackel und Ludwig von Fickers Der Brenner. Wer sich registrieren lässt, erhält per E-Mail ein Benutzerwort und Passwort, durch die der Zugang zu den beiden Textsammlung eröffnet wird.

Die digitale BRENNER-Edition liefert den gesamten Text der 104 Brenner-Hefte und die digitale FACKEL-Edition mehr als 22.500 Seiten sowohl als Faksimiles als auch als digitalen Text. Beide können sowohl getrennt als auch gemeinsam betrachtet werden. Mit Hilfe eines Navigationsmoduls können sich die LeserInnen nicht nur von Seite zu Seite, sondern auch von Heft zu Heft oder von Jahrgang zu Jahrgang bewegen. Außerdem besteht u.a. die Möglichkeit, nach bestimmten Begriffen zu suchen und auf die aufgelisteten Treffer rasch zugreifen zu können.

 

>> Bücher im Internet - Die digitale Bibliothek, Teil 2
>> Bücher im Internet - Die digitale Bibliothek, Teil 3

 

 

Andreas Markt-Huter, 19-05-2009
aktualisiert: 07-07-2021

Redaktionsbereiche