Die PIRLS-Studie 2011: Lesetest für Volksschüler
Von Ende März bis Mitte Mai wurden in Österreich die internationalen Erhebungen PIRLS und TIMSS durchgeführt, in der jeweils die Kompetenzen der 9 bis 10 jährigen Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Lesen sowie Mathematik und Naturwissenschaften getestet werden.
Ungefähr 5.200 Schülerinnen aus 160 Schulen und ca. 260 Klassen nahmen österreichweit an den beiden Erhebungen für Volksschülerinnen und Volksschüler teil. Die getesteten Schulen und Klassen wurden dabei zufällig ausgewählt. Für den Lesetest PIRLS, genauso wie für den Test in Mathematik und den Naturwissenschaften TIMSS, mssten von den Schülerinnen und Schülern jeweils an einem Testtag ein Testheft und ein Fragebogen bearbeitet werden. Die Ergebnisse der Studie werden im Dezember 2012 veröffentlicht.
Die Ergebnisse der letzten Lesestudie PIRLS 2006 ergaben für die österreichischen Volksschülerinnen und Volksschüler ein im internationalen Vergleich mittelmäßiges Ergebnis. Österreich landete mit 538 Punkten im internationalen Vergleich auf dem 20. Platz von 40 teilnehmenden Ländern. Russland erzielte mit 565 Punkten, das beste Gesamtergebnis, Luxemburg war mit 557 Punkten bestes europäisches Land. Insgesamt am schlechtesten schnitt Südafrika mit 302 Punkten und in Europa der französische Teil Belgiens mit 500 Punkten ab.
Nur etwa 8 % der getesteten österreichischen Schülerinnen und Schüler erwiesen sich als Spitzenleser, während hingegen doppelt so viele TeilnehmerInnen als Risikokinder im Lesen betrachtet werden. Das bedeutet umgerechnet, dass in Österreich ca. 14.000 Schülerinnen und Schüler die Volksschule mit ernsthaften Problemen beim Leseverständnis verlassen.
In Österreich schnitten die Mädchen beim Test zwar etwas besser ab als die Buben, der Unterschied bei der Lesekompetenz zwischen Mädchen und Burschen war, im Vergleich mit anderen Teilnehmerländern, jedoch relativ gering.
Ein Beispiel für einen Text und Fragen wie sie bei der PIRLS-Studie 2006 von den Schülerinnen und Schülern bearbeitet worden sind. Bild: bifie - PIRLS-Studie freigegebene Items
Ähnlich wie bei der PISA-Studie für die 14- bis 15-jährigen zeigten bereits die Volkschüler 2006, dass ihnen das Wiedergeben und das Ziehen einfacher Schlussfolgerungen aus einem gelesenen Text leichter fällt, als das Interpretieren, Verknüpfen und Bewertung eines Textes. Dabei fielen die Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Buben desto höher aus, je anspruchsvoller die Aufgaben bzw. die benötigten Verstehensprozesse waren.
Ähnlich wie in den PISA-Studien ließ auch die PIRLS-Studie 2006 eine deutliche Beziehung zwischen der Bildung der Eltern und der Leseleistung ihrer Kinder erkennen, wobei dieser Zusammenhang in Österreich im Vergleich mit den anderen europäischen Ländern als relativ groß betrachtet wird. In Österreich betrug der Unterschied zwischen Kindern, deren Eltern einen Universitätsabschluss aufweisen und jenen Kindern, deren Eltern nur die Hauptschule abgeschlossen haben im Durchschnitt 87 Punkte, was mehr als einer ganzen Kompetenzstufe entspricht. In den Niederlanden lag der Unterschied bei lediglich 37 Punkten.
Auch beim Vergleich zwischen den Leseleistungen von Einheimischen und MigrantInnen ergaben sich in Österreich große Unterschiede und weisen mit 56 Punkten Unterschied nach England die zweitgrößte Differenz aus.
Hohe Anteile an Risikoschülerinnen und -schülern sollten stets ein Anstoß sein, die Effizienz der Förderprogramme für die leseschwachen Schüler/innen zu prüfen. Ergebnisse der PIRLS-Studie 2006 http://www.bifie.at/pirls-ergebnisse-2006
Mit Hilfe von Fragebögen für Eltern, Schulen, Schüler und Lehrer werden Hintergrundinformationen ermittelt, wie z.B. Lesegewohnheiten, Kindergartenbesuch. Unterrichtsgestaltung in Lesen, Klassengrößen u.a., und deren Beziehung zu den Testergebnissen untersucht.
Welchen Einfluss die zahlreichen Leseförderprogramme, die auch an den Tiroler Schulen zum Einsatz kommen, auf die Lesekompetenz der Schülerinnen und Schüler seit 2006 gehabt haben, werden frühestens die im Dezember 2012 veröffentlichten Ergebnisse der PIRLS-Studie zeigen. Bis dahin heißt es: abwarten und vor allem viel Lesen!
Weiterführender Link:
Andreas Markt-Huter, 06-07-2011