Ralf-Peter Märtin, Die Alpen in der Antike

ralf-peter märtin, die alpen in der antike„Erst unter Septimus Severus (193 – 211) wurde eine Heerstraße durch die Eisackschlucht angelegt, um auf die Markomannen und die sich auf die Donau zu bewegenden Alamannen schneller reagieren zu können. Im Jahr 195 begonnen, dauerte es zwanzig Jahre, bis sie fertig war. Nach dem Ausbau der Brennerstraße verlor die Via Claudia Augusta an Bedeutung.“ (S. 125)

Gebirge waren in der Antike wenig beliebt, weil sie für den Handel nur ein Hindernis bedeuteten, während sie für die militärische Verteidigung ungeeignet waren, weil sie einfach umgangen werden konnten.

Ralf-Peter Märtin erzählt in sieben Kapiteln historische Abschnitte von der Steinzeit bis zur Völkerwanderung in denen die Alpen in den Fokus einer geschichtlichen Bedeutung geraten sind. Den Anfang macht der berühmteste Mann aus den Alpen, Ötzi der Tiroler Eismann, der in einer besonders warmen Phase der Menschheitsgeschichte, am gelebt hat, einer Zeit in der in den Alpen erst seit kurzem die Menschen sesshaft geworden sind und Landwirtschaft betrieben haben.

Der Abschnitt „Kupfer, Salz und Eisen – Die Alpen in der Bronze- und Eisenzeit“ hebt die Bedeutung der zahlreichen Bodenschätze im Alpenraum wie Kupfer, Zinn und später auch Eisen und darüber hinaus auch ganz besonders Salz für diesen Zeitraum hervor. Wenn von den Alpen in der Antike die Rede ist, darf natürlich auch nicht „Hannibal der Alpenbezwinger“ fehlen, dem es gelungen ist, mit einer riesigen Armee und zahlreichen Kriegselfanten die Alpen zu überqueren, um gegen Rom von Norden aus vorzurücken.

Das Kapitel „Die Kimbern kamen nicht über den Brenner“ erzählt von der Auseinandersetzung zwischen den Kimbern und Teutonen mit Rom, die trotz der siegreichen Schlacht von Noreia gegen römische Armee des Carbo nicht weiter nach Süden, sondern in das Helvetierland und nach Gallien vorgedrungen sind. Auch später wird es ihnen nicht gelingen nach Italien zu kommen.

„Die Römer in den Alpen“ widmet sich der Romanisierung der Alpen durch die Kontrolle der Zugangswege und den Ausbau eines Straßennetzes über die Alpen. Während der Widerstand gegen die Römer in den Ostalpen beträchtlich war, konnten die Römer in den Ostalpen leichter Fuß fassen und die Gebiete des heutigen Österreich mit seinen üppigen Bodenschätzen unter ihre Kontrolle bringen.

In der Spätantike und der Zeit der Völkerwanderung endet eine lange friedliche Phase in der Geschichte des Alpenraumes, wobei sich die Kontinuität einer romanischen Bevölkerung in zahlreichen Namen von Seen, Gebiete und Orten wiederfinden lässt. Im letzten Kapitel „Siegeszug des Christentums in den Alpen“ wird der Christianisierung des Alpenraums nachgegangen, die um ca. 400 langsam Fuß zu fassen beginnt, wie sich aus den Bestattungsriten dieser Zeit ablesen lässt.

„Die Alpen in der Antike“ erzählt historische Abschnitte einer meist wenig beachteten Region und zeigt wie sich die Menschen in den schwer zugänglichen Gebirgsregionen bewegten und welche Rolle sie im Spiel der Mächte und kriegerischen Konflikte einnahmen.

Ein überaus spannend zu lesendes Sachbuch zur Geschichte im Alpenraum bis zur ausgehenden Antike, das anhand ausgewählter Abschnitte und Themen das Leben in den Alpen näher zu bringen vermag.

Ralf-Peter Märtin, Die Alpen in der Antike. Von Ötzi bis zur Völkerwanderung. Mit einem Nachwort von Christoph Ransmayr
Frankfurt a. Main: S. Fischer Verlag 2017, 208 Seiten, 22,70 €, ISBN 978-3-10-002539-5


Weiterführende Links:
S. Fischer Verlag: Ralf-Peter Märtin, Die Alpen in der Antike
Wikipedia: Ralf-Peter Märtin

 

Andreas Markt-Huter, 30-01-2019

Bibliographie

AutorIn

Ralf-Peter Märtin

Buchtitel

Die Alpen in der Antike. Von Ötzi bis zur Völkerwanderung

Erscheinungsort

Frankfurt a. Main

Erscheinungsjahr

2017

Verlag

S. Fischer Verlag

Seitenzahl

208

Preis in EUR

22,70

ISBN

978-3-10-002539-5

Kurzbiographie AutorIn

Ralf-Peter Märtin, (1951 – 2016), hat an der TU Berlin Geschichte und Germanistik studiert und promoviert. Seine Bücher über den historischen Dracula, den rumänischen Fürsten Vlad Tepes und seine Kulturgeschichte des Himalaya-Bergsteigens „Nanga Parbat. Wahrheit und Wahn des Alpinismus“ gelten als Standardwerke.