Klaus Moegling, Politik unterrichten in der Sekundarstufe II

Buch-Cover

Sind handlungsorientierter und wissenschaftsvorbereitender Politikunterricht miteinander vereinbar oder stehen diese Unterrichtsansätze einander gegensätzlich gegenüber?

Dieser spannenden Frage geht der Erziehungswissenschaftler Klaus Moegling in seinem Sachbuch "Politik unterrichten in der Sekundarstufe II. Handlungsorientierung versus Wissenschaftspropädeutik" detailliert nach.

Wenn die Wissenschaftspropädeutik sich vor allem dem Studium von theoriegeleiteten Texten und empirischen Faktenlagen und damit einem eher stofforientierten Unterricht verpflichtend sieht, steht sie dem Handeln entgegen, so Moegling. Ein Problem sieht er nun vor allem darin, dass ein solches Verständnis von Wissenschaftspropädeutik den Wünschen und dem Verständnis der 17 - bis 20 jährigen Schülerinnen und Schüler entgegensteht. Die Auseinandersetzungen mit theoretischen Texten, Statistiken u.s.w. werden daher meist als Zwang erlebt.

Um das Interesse für den Politikunterricht anzuheben regt Moegling an, die Handlungsorientierung im Politikunterricht der Oberstufe auszubauen und zu stärken, um damit den Bedürfnissen der Jugendlichen entgegen zu kommen. Gerade in der Verbindung von Handlungs- und Wissenschaftsorientierung ergibt sich nun die "ideale didaktische Mischung für den Politikunterricht in der Sekundarstufe II". (7)

Die folgenden Ausführungen untersuchen die Möglichkeiten, einen Politikunterricht zu realisieren, der sich an den Bedürfnissen der Jugendlichen orientiert und für sie interessant ist und gleichzeitig damit auch die wissenstheoretischen Voraussetzungen verständlicher vermitteln soll. Im ersten Kapitel werden die scheinbaren oder tatsächliche Gegensätze zwischen Handlungsorientierung und Wissensorientierung näher beleuchtet und die gängigsten Argumente gegen eine Handlungsorientierung kritisch vorgestellt und untersucht.

Der zweite Abschnitt geht der Frage nach, wie sich das Konzept der Handlungsorientierung mit dem wissenschaftspropädeutischen Anliegen im Politikunterricht vereinbaren lassen kann. Dazu stellt Moegling ein komplexeres Verständnis von Handlungsorientierung in der politischen Bildung vor.

Ein anspruchsvolles politikdidaktisches Konzept der Handlungsorientierung muss von der Integration von Aktion und Reflexion und der kritischen Selbstprüfung im Handeln und der latenten Notwendigkeit zur kritischen Urteilsbildung ausgehen. (19)

In weiterer Folge liefert der Autor eine lerntheoretische Begründung für einen handlungsorientierten Politikunterricht, der sich vor allem aus seiner Nachhaltigkeit und seiner Tendenz zum Fächerübergreifenden Tendenz ergibt. Die Handlungsorientierung bedarf einer didaktischen Akzentuierung, d.h. es muss deutlich gemacht werden, welche Art der Vernunft über politische Bildung vermittelt werden soll, wobei sich Moegling eng an Kant orientiert.

Das dritte Kapitel setzt sich mit der "Wissenschaftspropädeutik in der politischen Bildung der Sekundarstufe II" (44) auseinander und erläutert zunächst Begrifflichkeit und Konzeption der Wissenschaftspropädeutik, während im vierten Kapitel aufgezeigt wird, wie eine neu verstandene Handlungsorientierung mit einer Wissenschaftspropädeutik auch unter den institutionellen Rahmenbedingungen der Schule vereinbar sein können.

Im Kapitel "Didaktische Modelle wissenschaftspropädeutischen und handlungsorientierten Lernens in der Sekundarstufe II" werden didaktische Konzepte und Methoden und Unterrichtsversuche vorgestellt, in denen die Verbindung beider Konzepte an praktischen Beispielen untersucht worden ist.

Klaus Moegling gelingt es mit viel Sachkenntnis und Überzeugungskraft die Vorbehalte gegen einen handlungsorientierten Politikunterricht auszuräumen und die Chancen eines neuen Ansatzes aufzuzeigen, die sich aus einer Verbindung zwischen einem theoretischen und handlungspraktischen Ansatz für den Schulunterricht ergeben können.

Ebenso wenig wie sich Demokratie aus Büchern lernen lässt, sondern immer in der praktischen Umsetzung eigenen Handelns reflektiert werden muss, so kann auch politisches Verständnis nicht abgehoben vom eigenen Handeln verstanden werden. Diese wichtige Grundkenntnis für die poltische und demokratische Erziehung im Schulunterricht zu vermitteln, ist das große Verdienst von Klaus Moegling und sollte weite Verbreitung im praktischen Unterricht finden.

Klaus Moegling, Politik unterrichten in der Sekundarstufe II. Handlungsorientierung versus Wissenschaftspropädeutik
Schwalbach: Wochenschau-Verlag 2006, 128 Seiten, 13,20 €, ISBN 978-3-89974246-6

 

Andreas Markt-Huter, 30-09-2011

Bibliographie

AutorIn

Klaus Moegling

Buchtitel

Politik unterrichten in der Sekundarstufe II. Handlungsorientierung versus Wissenschaftspropädeutik

Erscheinungsort

Schwalbach

Erscheinungsjahr

2006

Verlag

Wochenschau-Verlag

Seitenzahl

128

Preis in EUR

13,20

ISBN

978-3-89974246-6

Kurzbiographie AutorIn

Klaus Moegling ist Professor am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Philipps-Universität Marburg sowie Lehrbeauftragter am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel u.a.