Philip Matyszak, Vergessene Völker

philip matyszak, vergessene völker„Dieses Buch handelt von Völkern, die uns, auch wenn sie überwiegend vergessen sind, bis heute indirekt prägen. Oder aber es geht um Völker, von denen wir uns noch an eine Einzelheit erinnern, während der Rest verschwunden ist. Was wissen wir schon von den Baktrern bis auf ihre zweihöckrigen Kamele? Oder von den Samaritanern, außer dass einer von ihnen barmherzig war?“ (S. 8)

Wer seinen Blick in die Antike wirft, erblickt ein Auftauchen und Vergehen verschiedenster Kulturen, die für einen mehr oder weniger langen Zeitraum eine Rolle im Spiel der Mächte einnehmen konnten und historisch in Erscheinung traten. „Vergessen Völker“ stellt eine Auswahl von 40 Völkern der Antike zwischen Indien und Europa näher vor.

Im Geschichtsbewusstseins eines breiten Publikums spielen mit Blick auf die Althistorische vor allem Völker wie die Ägypter, Babylonier, Assyrer sowie Israeliten, Griechen und Römer eine zentrale Rolle, während Völker an deren Rändern kaum wahrgenommen werden. Dabei lieferten auch diese Völker ihre spezifischen Beiträge für die Geschichte der westlichen Kultur.

In vier chronologisch geordneten Kapiteln werden unterschiedliche Völker im Zeitraum der ersten Zivilisationen ab 2700 v. Chr. bis zum Niedergang des weströmischen Reichs im 6. Jhd. n. Chr. „Teil 1 Die ersten Zivilisationen (2700 – 1200 v. Chr.)“ stellt die sieben Völker vor, die zwischen Mesopotamien und Kleinasien angesiedelt waren. Beginnend mit den Akkadern, den „Architekten des ersten Reiches“ (S. 16) finden wir die Amoriter, Kanaaniter, Elamiter, Hethiter, die Hyksos und die Seevölker, die zu Beginn des 12. Jhds. v. Chr. die Küsten des östlichen Mittelmeerraumes verunsichert hatten.

Das Kapitel „Teil 2 Von Assyrien bis Alexander (1200 – 323 v. Chr.)“ beschäftigt sich zunächst mit den verschollenen Stämmen Israels. Anschließend kommen die aus der Bibel bekannten Völker der Aramäer und Philister zur Sprache, sowie Völker Sudwesteuropas und Kleinasiens wie die Dorer, Phryger, Illyrer, Lyder und aus weiteren Regionen die Sikeler, Meder, Chaldäer, die Kuschiten Afrikas und die Baktrer aus dem heutigen Afghanistan.

In „Teil 3 Der Aufstieg Roms 753 v. Chr. bis 235 n. chr. – Die Zivilisation greift über das Mittelmeer hinaus“ beschäftigt sich vor allem mit vergessenen Völkern aus den Randgebieten des römischen Reiches. Dazu zählen neben den Thrakern, Epiroten, Sabinern, Samaritanern auch die Garamanten, Numider, Sarmaten, Nabatäer, Keltiberer sowie die Galater, Arverner, Catuvellauner, Icener, Bataver und Daker.

Im abschließenden Kapitel „Teil 4 Der Fall Roms im Westen 235-550 n. Chr. – Barbarische Invasoren und Siedler“ stellt die wichtigsten Völker der Völkerwanderung vor, die für eine kurze Zeit eine zentrale Rolle beim Niedergang Roms gespielt haben. Den Anfang machen die Alanen, die seit dem 1. Jhd. v. Chr. das römische Reich von Osten nach Westen durchwandert haben und die Vandalen, die in deren Spuren ab dem 3. Jahrhundert bis Nordafrika vorgedrungen sind. Als weitere Völker der Spätantike werden die Westgoten, die Ostgoten, die Alamannen und die Jüten vorgestellt, die im 5. Jhd. n. Chr. in England eingewandert sind. Den Abschluss bildet das Volk der Hephtaliten nördlich des Indus, die auch „Weiße Hunnen“ genannt werden.

Das Sachbuch zur Altertumskunde „Vergessene Völker“ stellt ausführlich und unterstützt mit viel Bild und Kartenmaterial eine große Anzahl antiker Völker vor, die den meisten Leserinnen und Lesern aus biblischen und antike Schriften schon einmal am Rande untergekommen sind. Philip Matyszak gelingt es mit viel Fachwissen diese Völker für ein breites Publikum in Erinnerung zu rufen und deren Bedeutung für einen jeweiligen Zeitraum in der Geschichte aufzuzeigen.

„Vergessene Völker“ ist ein überaus lesenswertes und informatives Sachbuch zur Alten Geschichte das durch eine klare Struktur, verständliche Sprache sowie ein anschauliches Bild- und Kartenmaterial zu überzeugen weiß und allen an alten Kulturen und Völkern interessierten Leserinnen und Lesern weiterempfohlen werden kann.

Philip Matyszak, Vergessene Völker. Von den Akkadern bis zu den Westgoten, 40 Völker aus über 3000 Jahren, 144 Illustrationen, 40 Karten, übers. v. Jörg Fündling [Orig. Titel: Forgotten Peoples of the Ancient World]
Darmstadt: WBG Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2023, 288 Seiten, 41,95 €, ISBN 978-3-8062-4633-9

 

Weiterführende Links:
WBG: Philip Matyszak, Vergessene Völker. Von den Akkadern bis zu den Westgoten
Wikipedia: Philip Matyszak (engl.)
Wikipedia: Jörg Fündling

 

Andreas Markt-Huter, 04-10-2023

Bibliographie

AutorIn

Philip Matyszak

Buchtitel

Vergessene Völker. Von den Akkadern bis zu den Westgoten, 40 Völker aus über 3000 Jahren

Originaltitel

Forgotten Peoples of the Ancient World

Erscheinungsort

Darmstadt

Erscheinungsjahr

2023

Verlag

Wissenschaftliche Buchgesellschaft Verlag

Übersetzung

Jörg Fündling

Seitenzahl

288

Preis in EUR

41,95

ISBN

978-3-8062-4633-9

Kurzbiographie AutorIn

Der englische Althistoriker Philip Matyszak hat in Oxford am St. John s College in alter Geschichte promoviert. Er unterrichtet am Madingley Hall Institute of Continuing Education der Cambridge University und publiziert als freier Autor.

Der deutsche Althistoriker Jörg Fündling wurde in Aachen geboren und studierte zunächst Biologie und später Alte Geschichte an der Universität Bonn. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist Fündling auch als Autor, Lektor und Übersetzer vor allem althistorischer Sach- und Fachliteratur tätig.