---, Österreichische Systematik

Endlich eine Bibliotheks-Bibel, mit der man auch ordentlich vereidigt werden kann! Der erste Eindruck der Österreichischen Systematik für öffentliche Bibliotheken (ÖSOB) ist staatstragend und gewaltig.

Jedes Fach ist letztlich so groß wie seine Handbücher, und nach diesem Handbuch merkt auch der letzte Leser, dass es sich beim Bibliothekswesen um etwas Großes und Großartiges handelt.

Was im Zeitalter der Globalisierung und Totalvernetzung auf den ersten Blick etwas eigenartig erscheinen mag, nämlich dass sich Österreich eine eigene Systematik zur Aufstellung der Bücher leistet, ist bei genauerem Hinsehen tatsächlich ein identitätsstiftendes und nationales Unterfangen. Wenn es schon ein Österreichische Wörterbuch gibt, das die sprachlichen Besonderheiten dieses kauzigen Alpenvolkes lexikalisch dokumentiert, muss es folgerichtig auch eine Systematik geben, die diesen alpinen Besonderheiten entspricht.

Die vorliegende, stabil gebundene Publikation möchte die praktische Arbeit mit der Systematik weiter erleichtern. Sie umfasst die Gliederung und das alphabetische Schlagwortregister der ÖSÖB, so dass die Sachbereiche sowohl thematisch - über eine hierarchische Darstellung der Wissensgebiete - als auch punktuell - über mehr als 16.000 Sachbegriffe - erschlossen werden können.

So ist man erleichtert über die strategisch gut geordnete Wissensfülle, wenn man sich zu den gut 16.000 Begriffen jeweils ein gut sortiertes Buchregal hinzudenkt.

Also ein eigenes Regal mit "Nasenkrankheiten" etwa, oder "Ramadan" oder "Verstopfung". Die ÖSOB eignet sich auch hervorragend für Quiz- und Unterhaltungsveranstaltungen, indem man skurrile Begriffe erraten lässt und die passende Literatur dazu aufstellt.

Der Nutzen dieser Bibel liegt bei größeren Bibliotheken darin, dass man tatsächlich sinnvoll damit als Bibliothekar arbeiten kann. Für kleinere Bibliotheken bietet dieses grandiose Buch Munition für viel Selbstvertrauen und Psychostärke. ?Seht her, es gibt nichts, wofür wir nicht ein Buch hätten!? mag die stolze Bibliothekarin trotz kleinen Budgets fürderhin ausrufen.

Bei der Buchpräsentation haben die beiden Herausgeber außerdem versprochen, dass die ÖSOB ständig upgedatet wird. Wer also tolle Begriffe findet, nach denen man künftig ein Spezialregal aufstellen sollte, möge dies sofort der Redaktion melden, die in Permanenz tagt.

Claus Oszuszky / Franz Pascher (Hg.): Österreichische Systematik für öffentliche Bibliotheken. Gliederung und alphabetisches Schlagwortregister. BVÖ-Materialien 9.
Wien: BVÖ 2005. 591 Seiten. EUR 29,-. ISBN 3-901639-09-8.

Helmuth Schönauer, 21-08-2005