Wolfgang K. H. Praxmarer, Steinlechners Leute - Endstation March

Buch-CoverManchmal wird ein Kommissar dadurch ungewöhnlich, dass er einen Blick auf die Realität wirft. Walter Steinlechner ist ein so genannter aktiver Kommissar, ihm wird das Verbrechen nicht süffisant zugetragen, sondern er muss diesem von sich aus nachspüren. Noch dazu ist er in Wien Beamter zur internationalen Bekämpfung organisierten Verbrechens. Da heißt es, den Beamtenarsch täglich zweimal in die Höhe zu lüpfen, einmal international und einmal national.

Am Grenzfluss March finden zwei wie üblich verstörte Präsenzdiener des Bundesheers statt der Schlepper ertrunkene Flüchtlinge. Bald rennt die österreichische Aufklärungsmaschinerie auf vollen Touren, dabei fällt auf, dass ein Flüchtling auf völlig ungewöhnliche Weise umgekommen ist.

Jetzt schaltet sich Steinlechner mit seinem Team ein und beginnt die Fäden abzuwickeln, die bis weit ins asiatische Drogengebiet hineinreichen. Dramatisch und handfest wird der Fall, weil eine Kollegin aus Prag in den Fall verstrickt ist, ihr Bruder ist bei Recherchen im Schleppermilieu verschwunden.

Der Krimi spielt ab nun in der Realität und in den hintersten Schlupfwinkeln der Geographie. Der Leser bekommt allmählich eine Ahnung, was in fernen Gegenden passiert, aus denen sich immer wieder Flüchtlinge aufmachen, um irgendwie dem Schicksal des Dahindarbens zu entgehen. Die kriminelle Struktur ähnelt dabei verblüffend der so genannten offiziellen Bürokratie, die Waagschalen "guter Cop böser Cop" haben auch im großen Wurf ihr Gleichgewicht, denn letztlich versuchen alle bloß über die Runden zu kommen, ob legal oder nicht.

Der Roman lässt sich auch als soziale Großstudie über das Europa an seinen Grenzen lesen. In manchen Sequenzen taucht ein Aha-Erlebnis auf, der österreichische Schriftsteller Josef Roth nämlich hat in seinem Werk ähnliche Szenen an der Grenze zwischen dem damaligen Russland und Österreich installiert. Die Welt der Schieber, Lebenskünstler und Kriminellen ist offensichtlich in jedem System ähnlich ausgeprägt, wie übrigens auch die Bürokratie.

Wolfgang Praxmarers Roman ist ein spannendes, düsteres Aquarell vom Rande unserer Business-Territorien.Wolfgang K. H. Praxmarer: Steinlechners Leute. Endstation March.
Frankfurt/M: Literaturverlag Cornelia Goethe 2005. 167 Seiten. EUR 9,90. ISBN 3-86548-073-X.

 

Helmuth Schönauer, 06-09-2005

Bibliographie

AutorIn

Wolfgang K. H. Praxmarer

Buchtitel

Steinlechners Leute - Endstation March

Erscheinungsort

Frankfurt

Erscheinungsjahr

2005

Verlag

Literaturverlag Cornelia Goethe

Seitenzahl

167

Preis in EUR

EUR 9,90

ISBN

3-86548-073-X

Kurzbiographie AutorIn

Wolfgang Karl-Heinz Praxmarer, geb. 1956 in Tirol, lebt derzeit in Leeds.