Kriminalroman

Peter Oberdorfer, Schweres Gift

h.schoenauer - 10.04.2016

Im Bereich der inneren Sicherheit der Wiener Szenerie gibt es allgemein nur schwere Fälle, die von einem schwerfälligen Beamtenapparat nur mühsam abgearbeitet werden können.

Selbstverständlich ist in Peter Oberdorfers Wien-Krimi kein normales sondern schweres Gift im Einsatz. Nicht nur der Beamtenapparat legt alles als großen Fall aus, auch in den Zeitungen werden die Ereignisse schwer und groß dargestellt, dabei gilt die Faustregel, je kleinformatiger das Blatt, umso schwerer der Fall.

Sandrone Dazieri, In der Finsternis

h.schoenauer - 25.03.2016

Ein schweres Verbrechen dauert immer ein Leben lang, zumindest für das Opfer, wenn es unauflösbar traumatisiert ist.

„In der Finsternis“ nennt sich der Thriller von Sandrone Dazieri, worin als Besonderheit ein ehemaliges Opfer bei der Polizei als Spezialermittler eingesetzt wird. Dante ist als Kind entführt und elf Jahre lang auf einem entlegenen Bauernhof in einem Silo festgehalten worden. In dieser Zeit der Finsternis hat er gelernt, durch Ritzen die Welt zu betrachten. Anhand der wenigen Figuren, die dabei sein Gesichtsfeld durchschreiten, entwickelt er eine Theorie, wie Menschen in ihren Bewegungen ihre charakterlichen Eigenschaften ausdrücken.

Günther Pfeifer, Hawelka & Schierhuber laufen heiß

andreas.markt-huter - 07.03.2016

Gibt es in entlegenen Landstrichen genauso typische Mordtodesarten wie es eben typische Speisen und Getränke gibt? Ein guter Provinzkrimi muss solche Überlegungen schlüssig beantworten.

Günther Pfeifer stellt die gängigste Hinrichtungsform der Gegend in seinem Waldviertler-Mordbuben-Krimi gleich zu Beginn vor: Der Delinquent wird kopfüber in das Blatt einer Kreissäge gerückt und anschließend wird die Bude abgefackelt.

Horst Moser, Etwas bleibt immer

andreas.markt-huter - 04.03.2016

Hat das Leben einen Plan, wenn es aus fröhlichen Kindern ernst abgerackerte Erwachsene macht, oder ist auch das Leben ein Spiel wie das der Kinder im Innenhof?

Horst Moser führt in seinem Roman „Etwas bleibt immer“ ein paar Figuren zusammen, die einst einmal glücklich und ungeniert ihre Kinderzeit im Innenhof einer Wohnanlage verbracht und sich später aus dem Auge verloren haben. Damit die arme Leser-Seele eine Ruhe gibt, setzt er eine Art lose Krimi-Handlung über seinen wirklichen Fall, in welchem es darum geht, wie wir uns alle immer weiter auseinander entwickeln und dabei schrullig und ausgebeult werden.

Georg Haderer, Engel und Dämonen

h.schoenauer - 17.02.2016

Wenn es in der Gesellschaft wirklich verbrecherisch rund geht, gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Engeln und Dämonen, weil die Ermittler zu Tätern werden und die Täter ermitteln. Die Guten und die Bösen haben sich im großen Verbrechen gegenseitig Schachmatt gestellt.

Georg Haderer lässt in seinem quer über die Alpen verschütteten Kriminalfall den Chefermittler Major Schäfer im eigenen Delirium verschwinden. Von der ersten Seite an geistert er durch unbekannte Wälder Richtung Schweiz, er weiß selbst, dass er das Gedächtnis verloren hat, und klammert sich an die Hoffnung, dass man ihn findet, aber ihn dann nicht seines Dämons beraubt. Schäfer ist restlos überfordert, neben einer therapeutischen Grund-Behandlung haben es ihm vor allem esoterische Seminare angetan.

Andreas Renoldner, Müllmänner

h.schoenauer - 29.01.2016

Die wirklich guten Krimis sind literarisch gesehen einfach Romane und umgekehrt werden gute Romane offensichtlich aus Markt-Gründen oft als Krimis ausgegeben.

Ein Krimi-Hybrid der aufregenden Art ist Andreas Renoldners Roman „Müllmänner“. Durch den erzähltechnisch fein austarierten Trick, ein kaputtes Ich immer nur so viel Logisches erzählen zu lassen, wie es dem Leser auch logisch vorkommt, wird bewirkt, dass der Leser sich immer dichter an die Psyche des Helden herantastet und schließlich mit ihm einem „verbrecherisch guten Ende“ entgegen zittert.

Herbert J. Wimmer, Tote im Text

h.schoenauer - 27.11.2015

Wenn jedes zweite Buch, das erscheint, ein Thriller ist, dann muss zwischendurch die Thriller-Paste auf Laborproben gedrückt und analysiert werden.

Herbert J. Wimmer, der Meister der fiktionalen Untersuchungen mit fiktionalen Mitteln, tut sich in der Irritation „Tote im Text“ die Mühe an, aus Hunderten von Mustern einen Ur-Thriller herauszudestillieren und diesen gleich zu einem Giga-Knüller aufzublasen. Denn je größer der Fall, umso größer die Spannung, oder doch nicht.

Armin Baumgartner, Almabtreibung

h.schoenauer - 27.10.2015

Idyllen schreien letztlich danach, dass sie aufgerissen oder zum Platzen gebracht werden. Ein Held tut sich eine Idylle nur an, weil er sich von ihr richtig demütigen lassen kann.

Schon allein der Titel verheißt in Armin Baumgartners Roman nichts Glattes. Was man im ersten Hinschauen noch für einen gelungenen Viehabtrieb nach einer satten Saison deuten kann, entwickelt sich tatsächlich zu einer Perversion.

Peter May, Beim Leben deines Bruders

h.schoenauer - 29.09.2015

Entlegene Inseln müssen einen besonders ausgeprägten Heimat-Magnetismus haben, sonst würden ihre wenigen Bewohner sofort ins Meer oder in die Welt hinaus gespült werden.

Peter May zeigt anhand eines Mordfalles auf der Hebriden-Insel Lewis, wie diese harte Gegend ihre Krallen in das Fleisch der Bewohner knallt und nicht mehr los lässt. Der ehemalige Lewis-ianer Fin muss sein Leben umkrempeln, er tritt aus der Polizei in Edinburgh aus, lässt sich aus einer irreparablen Ehe scheiden, als sein Kind tödlich überfahren wird, und sucht seine Wurzeln auf der Insel auf, um vielleicht wieder Halt zu gewinnen.

E. W. Bichler, Der Kluibenschädel. Das Ende

h.schoenauer - 02.07.2015

Wie sich die sogenannte Freiheit in einer straff geführten Gesellschaft anfühlt, kann am besten jemand erklären, der gerade frisch aus dem Gefängnis entlassen worden ist.

E. W. Bichler schickt seinen Helden Kluibenschädel, der in mehreren existentiellen Abenteuern das Leben gemeistert hat, in eine durchaus an den Nerven zehrende Endzeit und schließlich in den Tod.