Sachbuch

Martin Wittmann, Total alles über Bayern

h.schoenauer - 17.09.2015

Wer keine Klischee-freien Daten hat, ist gezwungen, Klischees zu übernehmen. Im Falle Bayerns bedeutet das eine riesige Lederhose, die das schwarze Loch der Einheitspartei nur zaghaft bedecken kann.

Martin Wittmann steuert diesen Vorurteilen entgegen, indem er in Wort und Bild, englisch und deutsch alles aufblättert, was irgendwann einmal erhoben, erforscht oder für einen Quiz erfunden worden ist. Denn letztlich funktioniert Wissensvermittlung oft nach der guten alten Quiz-Methode, indem man so lange verrückte Fragen stellt, bis die entsprechend verrückte Antwort auftaucht.

Brendan Simms, Kampf um Vorherrschaft

andreas.markt-huter - 13.09.2015

„Es heißt oft, die Vergangenheit sei ein anderes Land, und in den zurückliegenden rund 550 Jahren, die in diesem Buch behandelt werden, hat man vieles anders gemacht als in der Gegenwart.“ (27)

Der irische Historiker Brendan Simms zieht Mitteleuropa und im speziellen den deutschen Raum in den Fokus seiner historischen Betrachtungen. Wegweisend bemerkt er gleich zu Beginn seiner Darstellung: „Das vorliegende Buch ist keine Geschichte Deutschlands, sondern eine deutsche Geschichte Europas.“ (9)

Horst Schreiber / Irmgard Bibermann, Von Innsbruck nach Israel

h.schoenauer - 10.09.2015

Trotz aller Bemühungen um eine ausgewogene Geschichtsvermittlung, schaffen es Andreas Hofer mittlerweile auf diverse Käseverpackungen und Zu Mantua in Banden in die Hitlisten diverser Landtage, von einer Geschichte der Juden in Tirol weiß hingegen kaum jemand etwas.

Horst Schreiber stellt vor das Porträt des Abraham Gafni daher einen historischen Essay über das jüdische Leben in Tirol. Und da kommt es gleich zu einer Begegnung zwischen dem Mythos Andres Hofer und dem jüdischen Leben. Als die Hofer-Bande 1809 Innsbruck wieder erobert, grölt sie durch die Altstadt und macht sich über die wenigen Juden her, die in Innsbruck damals ansässig sind. Quasi zur Belohnung dichtet 1831 Julius Moser, ein deutscher Burschenschafter mit jüdischen Wurzeln, das berühmt-berüchtigte „Zu Mantua in Banden“ zusammen“. (14)

Günther Oberhollenzer, Von der Liebe zur Kunst

h.schoenauer - 06.09.2015

In einer Gesellschaft, in der an manchen Tagen ausschließlich Börsen-orientierte Kalkulationen als Gedankengänge zulässig sind, haben es Diskurse über alles, wo keine Zahlen vorkommen, ziemlich schwer.

Günther Oberhollenzer legt sich die Latte gleich doppelt hoch, verwendet er doch Begriffe wie Liebe und Kunst, die mit Zahlenmaterial natürlich nicht zu bewältigen sind. Seine drei Grunderfahrungen zum Thema stammen aus einem aufwühlenden Studium der Kunstgeschichte in Innsbruck, aus seinen kuratierenden Tätigkeiten unter anderem in Südtirol und seiner „Hausaufgabe“ am Essl Museum.

Heiner Flassbeck / Costas Lapavitsas, Nur Deutschland kann den Euro retten

andreas.markt-huter - 03.09.2015

„Mehr noch, durch die »Strukturreformen« hat sich die Europäische Währungsunion in einen Mechanismus zur Förderung von Rezession, hoher Arbeitslosigkeit und niedrigen Wachstumsraten in ganz Europa verwandelt.“ (17)

Die Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck und Costas Lapavitsas setzen sich in ihrem Sachbuch in zwei Abschnitten mit den Hintergründen der Krise der Eurozone auseinander, wobei im zweiten Abschnitt die „griechische Katastrophe“ im Zentrum der Darstellung steht. Erschreckend dabei erscheint, wie genau die Krise und die Reaktion der europäischen Mitgliedsländer im Euro vorhergesagt werden.

Piketty, Thomas. Die Schlacht um den Euro

andreas.markt-huter - 02.08.2015

„Einige Texte haben inzwischen etwas Patina angesetzt, andere sind noch aktuell. Sie zeugen sämtlich vom Versuch eines Sozialwissenschaftlers, das Tagesgeschehen zu analysieren, sich in die öffentliche Auseinandersetzung einzumischen und die Verantwortung des Forschers mit der des Bürgers in Einklang zu bringen.“ (9)

Unterteilt in drei große Kapitel bietet das Buch eine Zusammenstellung von Beiträgen, die der Autor in der französischen Zeitung Libération in der Zeit zwischen 2008 bis 2015 veröffentlicht hat. Sie bieten anhand von zahlreichen Artikel zu tagesaktuellen Themen einen Rückblick und einen Ausblick auf die Lage der Weltwirtschaft sowie auf die aktuelle Krise innerhalb der Europäischen Union.

Joachim Detjen, Reden können in der Demokratie

andreas.markt-huter - 23.07.2015

„Das vorliegende Werk will in zwei Bänden einem weit verbreiteten Mangel abhelfen. Gemeint ist die fehlende oder nur unvollkommen entfaltete Fähigkeit vieler Menschen, sich gegenüber anderen Personen oder gar in der Öffentlichkeit politisch zu artikulieren.“ (9)

Während der erste Band als Grundkurs angelegt ist und mit den Grundlagen rhetorischer Kommunikation vertraut macht und die Bausteine für die Strukturierung und Ausgestaltung von Redetexten vorstellt, präsentiert sich der zweite Band als Aufbaukurs, in dem u.a. verschiedenen Rede- und Kommunikationssituationen analysiert und politische Redeanlässe sowie die Besonderheiten politscher Sprache erklärt werden. Ausgelegt sind beide Bücher als Studien- und Übungsbücher, die sowohl Theorie als auch praktische Übungsanleitungen vermittelt wollen.

Heiner Flassbeck, 66 starke Thesen zum Euro …

andreas.markt-huter - 14.07.2015

„Man muss es immer wieder sagen: Der Schlüssel zur Lösung der Eurokrise liegt in der Hand Deutschlands und nicht in den Händen der kleinen Länder, die verzweifelt versuchen die Auflagen der Troika zu halten, und doch niemals erfolgreich sein können.“ (55)

Der deutsche Wirtschaftswissenschaftler und ehemalige Staatssekretär Heiner Flassbeck setzt sich in 66 Beiträgen kritisch mit aktuellen wirtschaftspolitischen Fragen auseinander und zeigt eindrucksvoll auf, dass neoliberale Wirtschaftstheorien eine der Hauptursachen dafür sind, dass keine Lösung der europäischen Wirtschaftskrise in Sicht zu sein scheint.

Michael Gehler, Von der Befreiung zur Freiheit

andreas.markt-huter - 21.06.2015

„Dieses Werk beginnt mit einem etwas unkonventionellen vierfachen Einstieg. Die Fragen, die uns bei der Erstellung der Bilddokumentation bewegten, lauteten: Was steht für das alte, was für das wiedererstandene, was für das neue und was in gewisser Weise immer noch für das heutige Österreich?“ (7)

Der Fotobildband des Zeitzeugen und heute weltberühmten Fotografen und Meisters der Fotoreportage Erich Lessing erzählt die Geschichte der Anfänge der 2. Republik Österreich vom Kriegsende im Jahr 1945 über das Ende der alliierten Besatzung 1955 bis zum Jahr 1961. In den Fotodokumenten erwacht die Zeit des Wiederaufbaus, des Kalten Krieges und der Besatzung zu neuem Leben. Der Historiker Michael Gehler liefert die historischen Hintergrundinformationen zu den Anfängen der 2. Republik und zu den einzelnen Fotografien.

Günther Loewit, Sterben

h.schoenauer - 28.05.2015

Jedes Buch löst in der Leserschaft Reaktionen aus, aber darüber hinaus ergibt sich auch ein Wechselspiel zwischen Leseambiente und Lektüre. Ein Buch über das Sterben wirkt in einem Umfeld voller Apps wischender Kids und in Krimis blätternden Bobos geradezu elementar herausragend.

Der Arzt, Philosoph und Fiktionalist Günther Loewit hat nämlich ein kleines Handbuch über das Sterben geschrieben, worin Elemente eines Sterbe-Lexikons, Fall-Geschichten und Essays zu einem logischen Grundgedanken verknüpft sind. Wenn wir schon über die Geburt halbwegs ausgelassen mit Bräuchen und Feiern herziehen, könnten wir dann nicht auch das Sterben in Würde und Freiheit ins Auge fassen.