Bilderbücher und ihre Bedeutung für die Entwicklung von Kindern – Teil 1
Kinder unternehmen alles, damit sich ihre Eltern mit ihnen beschäftigen. Galten sie früher als hilflose, passive Geschöpfe, zeigen neue Erkenntnisse der Säuglingsforschung und Entwicklungspsychologie, dass der Mensch in keiner Phase seines Lebens so viel lernt, sich so schnell verändert und entwickelt wie in seiner Kindheit. Kinder werden heute als aktive und gezielte Mitgestalter ihrer Umwelt betrachtet und Bilderbücher können bei der sprachlichen, emotionalen und sozialen Entwicklung eine ganz wichtige Rolle spielen.
Bereits für ganz kleine Kinder gibt es Fühlbücher, die den Tastsinn von Kinder beschäftigen, oder Bücher, die bei Berührung bestimmte Effekte, wie Geräusche, Lichter oder Bewegungen hervorrufen und mit denen sie sich selbständig beschäftigen können. Interessanter ist selbstverständlich das Vorlesen durch die Eltern, bei dem die Kinder unterschiedliche sprachliche Erfahrungen machen können wie Sprechweise, Sprechgeschwindigkeit, Betonung, Mimik und Körpersprache, die mit dem Lesen einhergehen, aber auch aufmerksames Zuhören lernen.
Im Mai 2018 wurde nach den Jahren 2000 und 2009 der bereits dritte Erhebungs-Zyklus der PISA-Studie mit dem Schwerpunkt „Lesen“durchgeführt. Bereits ein Jahr zuvor sind die Testaufgaben und der Untersuchungsablauf in einem Feldtest erprobt worden. Insgesamt werden sich 75 Länder mit Schülerinnen und Schüler aus allen Schulsparten an der Studie beteiligen.
Bildungsstudien wie PISA und PIRLS haben den Blick auf das, was Kindern in der Schule im Bereich Lesen vermittelt werden soll, entscheidend beeinflusst und verändert. Dabei setzt sich auch in Österreich das anglikanische Literacy-Konzept, das den kognitiven Prozess der Informationsaufnahme aus Texten in den Mittelpunkt ihres Verständnisses von Lesekompetenz stellt, immer mehr durch. Reicht es für den Leseunterricht aus, dass Kinder lernen, Texte zu verstehen und ihnen wesentlichen Sachinformationen entnehmen zu können?
Zwischen 20. April und 26. Mai hat in Österreich in diesem Jahr der Feldtest zu PISA 2018 stattgefunden, wo an ungefähr 45 Schulen ca. 2.000 SchülerInnen des Jahrgangs 2001 getestet werden. Beim Haupttest der PISA-Studie, der im Frühjahr 2018 stattfinden wird, stehen für die ca. 6.800 österreichischen Schülerinnen und Schüler Fragen im Mittelpunkt, mit deren Hilfe ihre Kompetenzen und die Qualität des österreichischen Bildungssystems gemessen werden sollen.
Lesen gehört zu den zentralen Kompetenzen moderner Gesellschaften, die es vor allem in der Volksschule den jungen Schülerinnen und Schülern zu vermitteln gilt. Neueste Erkenntnisse auf dem Gebiet der Leselernprozesse und der Lesedidaktik eröffnen innovative Möglichkeiten, Kinder beim Aufbau von Lesekompetenz und Lesemotivation gezielt zu unterstützen und zu begleiten.
„In diesem Band soll der Blick noch einmal intensiver auf die Subjekt- und soziale Ebene der Lesekompetenz gerichtet und gefragt werden: »Was braucht man über das flüssige Dekodieren hinaus, um ein erfolgreicher Leser zu sein?«“ (1)
Seit der PISA-Studie ist das Lesen in der Schule und die Diskussionen um die Lesefähigkeit und die literarischen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in das Blickfeld des öffentlichen Interesses gerückt und damit das Lesen als interdisziplinären Forschungsgegenstand etabliert.