Daniel Galera, Flut
Oft ist das Toben von Naturgewalten die beste Beschreibung für das Leben eines Individuums.
Flut nennt Daniel Galera alles, was auf den Erzähler hereinbricht und sowohl die Biographie des Protagonisten als auch die gesellschaftlichen Ausschwemmungen bezeichnet. Nach einem Statement in Ich-Form, worin der Held von verworrenen Familienverhältnissen spricht, wird der Held zu einem namenlosen Suchenden, der Genaueres über seinen Großvater erfahren will um sich selbst zu entdecken.
Ein Mann vergafft sich in der Straßenbahn in eine Frau, geht ihr im geordneten Stalking-Abstand hinterher bis zu ihrer Wohnungstür. Als sie darin verschwunden ist, riecht er an der Tür und stellt fest, dass sie geruchlos ist. – Was ist das, eine Beschreibung eines Psychopaten, eine erotische Abbruchgeschichte, eine Meldung über das Versagen der Sinnesorgane?
Der Begriff Antiroman lädt die Leserschaft ein, vor der Lektüre zu reflektieren, was mit dieser fiktionalen Antimaterie wohl angesprochen werden könnte.
Ein Fächer verhüllt einerseits das Antlitz, gleichzeitig bewegt er es durch seine Zuckungen. Wenn er dann gar noch zu schaudern anfängt, liegt das entweder am Gesicht oder an der Welt, die er beide jeweils zu bewegen versucht.
Die meisten Autoren werden kurzfristig aus ihrem Schreiberdasein gerissen, wenn sie Vater werden. Bei der Beobachtung der ersten Geräusche des Kindes definieren sie sich dann meist als Dichter neu, gleicht doch das Kinderlallen durchaus den Grundstrukturen der Literatur.
Was wie eine edle Herkunftsbezeichnung eines raren Weines klingt, hat bei der Beschreibung des eigenen Lebens natürlich schattige und dunkle Seiten.
Obwohl es Wörter aus der üblichen Welt sind, erzählen sie unter dem Einfluss von Geistern und Tattoos eine Geschichte nicht von dieser Welt.
Manchmal besteht der Sinn der Liebe darin, dass die beiden Schmachtenden ums Verrecken nicht zusammenkommen dürfen.
In der Literatur wird manchmal die Logik der Ereignisse ausgehebelt wie die Schwerkraft, wenn man einen Stein fetzig über die Wasseroberfläche springen lässt.
Wer etwas von der Welt mitbekommen will, muss sich von dieser manchmal abwenden.