Michael Ende und seine phantastischen Erzählungen

Wer kennt sie nicht, die phantastischen Kinder- und Jugendbücher des Autors Michael Ende? Endes Werke wurden in über 40 Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von über 28 Millionen erreicht. Viele seiner Werke wurden verfilmt. Die Bücher von Michael Ende zählen zu den phantastischen Werken. Sie entführen den Leser und die Leserin in eine Welt voller Phantasie - oft mit tiefgründigen Wahrheiten - und versuchen die Menschen wachzurütteln.

Ende war einer der einflussreichsten deutschen Jugendbuchautoren der Literaturgeschichte. Er war aber auch so unendlich viel mehr. Ende hat zahllose Kinder und Erwachsene zum atemlosen Mitlesen, Mitlachen und Nachdenken veranlasst. Der Autor war ein radikaler Utopist, ein Meister des geschriebenen Wortes, ein Phantast mit unendlichem Tiefgang, ein Schriftsteller mit Blick für die  Schwachstellen  unserer  ökonomisch-technisch  bestimmten  Gesellschaft.

Dem Autor ging es darum, die Probleme der Welt in eine künstlerische Form zu bringen. Seine Leser und Leserinnen sollen bereichert werden durch die Eindrücke und Erlebnisse seiner Geschichten, ihre eigene Welt mit neuen Augen zu sehen und Anregungen für alternative Lebensmöglichkeiten zu gewinnen.

Das Schreiben war für Michael Ende ein Abenteuer, da er selbst nicht immer wusste, wohin seine Reise führen wird.

Momo

Im Auftrag eines Fernsehsenders sollte Michael Ende eine Story für einen einstündigen Film entwerfen. Doch dem Autor fiel dazu nichts Passendes ein. Eines Tages bekam Ende von einem Bekannten eine alte Taschenuhr ohne Zeiger. Er betrachtete sie eine Weile und schon hatte er die ersten Ideen.

Mit seinem Buch „Momo“ wollte Michael Ende ein Märchen schreiben, in dem alle Bilder aus unserer gegenwärtigen Welt, aus der Umwelt, die wir um uns herum haben, genommen sind. Der Autor baute damit eine magische Welt auf.

Der Märchenroman Momo lässt sich als Allegorie auf unsere Gesellschaft lesen, in der das Streben nach Nützlichkeit und Wachstum dominiert. Der Autor versucht, die Symptomatik des Zeitverlustes aufzuzeigen, indem er sie auf die Herrschaft abstrakter Rationalität - symbolisiert durch die Grauen Herren - zurückführt. Ende kritisiert darin auch die Schnelllebigkeit in unserer heutigen Zeit. Denn ähnelt unser Leben nicht auch immer mehr den Zeitsparern?

Die Unendliche Geschichte

Die Unendliche Geschichte entstand 1977. Eines Tages kam sein Verleger zu Besuch und meinte, es wäre an der Zeit, dass der Autor wieder einmal ein dickes Kinderbuch schreiben sollte. Auf Anfrage des Verlegers, ob Ende denn keine neuen Ideen hätte, holte dieser einen mit Notizen gefüllten Schuhkarton hervor. Auf einem Zettel stand geschrieben, dass ein Junge beim Lesen einer Geschichte buchstäblich in diese Geschichte hineingerät und nur schwer wieder hinausfindet. Angeregt durch diesen Gedanken schrieb Michael Ende seine berühmte „Unendliche Geschichte“.

Diese Erzählung enthält eine deutliche Botschaft: Michael Ende wendet sich gegen den Materialismus und gegen die Geringschätzung der Phantasie.

Michael Ende setzt sich für einen Ausgleich zwischen der Welt der harten Fakten und der Welt der Phantasie ein. Es geht darum, in einer von der Technik beherrschten, geistig arm gewordenen Welt den Zauber der Existenz schlechthin neu zu entdecken. Der Retter Phantasiens ist gerade auch deswegen ein Kind, weil bei Kindern nicht die Vernunft, sondern die Welt der Phantasie die herrschende Kraft ist. Dort wird auch nicht zwischen Gut und Böse unterschieden.

Es geht auch darum, da ja alle Menschen eine Kindheit hatten, das Zauberhafte für das Erwachsenenleben fruchtbar zu machen, ähnlich, wie dies bei Naturvölkern üblich ist.

Redaktionsbereiche

Themen