Beppo Beyerl, Die Straße mit sieben Namen

Nicht nur Städte, Flüsse oder Gebirge lösen in uns an manchen Tagen Sehnsucht nach Poesie aus, manchmal sind es auch Verkehrswege, wie etwa die „Transsib“ oder die Route 66.

Beppo Beyerl wandelt in seinem historischen Sehnsuchtsführer auf der Straße mit sieben Namen, angelegt zwischen Wien und Triest. Natürlich schwingt etwas von einem geheimnisvollen Weg mit sieben Siegeln mit, andererseits führt die Straße zumindest vor der Haustüre in Wien den verkehrs-berüchtigten Namen Triester Straße oder Bundesstraße siebzehn.

Der Autor legt aus Gründen der Geschichtsforschung den Weg zwischen Wien und Triest mit geduldigem Aufwand authentisch zurück, dabei kommen gleich zwei Beyerl-Erkenntnisse zum Vorschein: es ist verdammt schwer, aus dem verrammelten Wien hinauszukommen in jene Gegenden, von wo die meisten Wiener ja ursprünglich zugezogen sind, und wo immer man hingeht, man stößt auf kaputte Eisenbahnen, die mit wenigen Gleisbögen jeweils die Geschichte des Kontinents erzählen.

Einen Großteil des Aufwandes bietet der Autor auf, um im Süden Wiens durch den Dschungel von Asphalt, klebrigen Läden und devastierten Anlagen voller Pionierpflanzen hinauszukommen ins Freie, in Gloggnitz lässt es sich vielleicht das erste Mal durchatmen.

Der Weg dorthin ist gepflastert von industriellen Gebäudeleichen, ein betonierender Gewerkschaftler hat hier genauso seine Wurzeln wie ein poetisierender Zuckerlfabrikanten-Sohn. Die Menschen wissen erstaunlich wenig über die unmittelbare Geschichte, KZ-Außenstellen werden genauso verschämt umsiedelt wie man den Namen einer Siedlung nach einem Nazi in den Mund nimmt.

In diesem betonierenden Gewusel geht völlig unter, dass hier 1801 einmal ein gewisser Seume von Wien nach Syrakus gewandert ist. Mit diesem romantischen Marschbefehl im Hinterkopf treibt sich der Autor über den Semmering, der im Sommer zu einer vermüllten Schianlage verkommen ist. In Bruck an der Mur gibt es ein Gedenken an Koloman Wallisch, der 1934 immerhin als Nationalratsabgeordneter hingerichtet worden ist. Auch das hören die stets unschuldigen Österreicher nicht gerne.

Über Maribor, Ljubljana und den Karst geht es schließlich auf historischen Spuren nach Triest. An den Raststationen gibt es manchmal poetisches, dann wieder historisches Verweilen.

Dabei tauchen ungewöhnliche Fragen auf: Warum muss die Getränkefirma mit dem roten Stier ihren Müll nicht entsorgen sondern verschreddert ihn über den ganzen Kontionent? Warum wird ein teures Loch zwischen Kärnten und der Steiermark gebohrt, wenn schon längst eine fertige Eisenbahn über Maribor vorhanden ist? Warum gibt es keine durchgehenden Züge mehr zwischen jenen Ländern, die einst vom Eisernen Vorhang getrennt so heiß aufeinander gewartet haben?

Beppo Beyerl beschreibt die Straße mit sieben Namen als eine magische Route, voller Geschichte und Erklärung unserer Seelen, die aus einem Vielvölkergemenge wundersam zusammengeknetet worden sind.

Beppo Beyerl, Die Straße mit sieben Namen. Von Wien nach Triest.
Wien: Löcker 2013, 196 Seiten, EUR 19,80, ISBN 978-3-85409-650-4.

 

Weiterführende Links:
Löcker-Verlag: Beppo Beyerl, Dier Straße mit sieben Namen
Wikipedia: Beppo Beyerl

 

Helmuth Schönauer, 04-06-2013

Bibliographie

AutorIn

Beppo Beyerl

Buchtitel

Die Straße mit sieben Namen. Von Wien nach Triest

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Löcker Verlag

Seitenzahl

196

Preis in EUR

19,80

ISBN

978-3-85409-650-4

Kurzbiographie AutorIn

Beppo Beyerl, geb. 1955 in Wien, lebt in Wien und Vitis.