Fabian Oppolzer, Kein böses Kind

Kinder oder Hunde, die sich auffällig benehmen, werden gegenüber der Umwelt oft mit den Sätzen verteidigt, der tut nichts, der ist ein braver Hund, das ist kein böses Kind!

Fabian Oppolzer erzählt von dem auffälligen aber nicht bösen Kind Paul, das offensichtlich schwer beeinträchtigt ist und seine Eltern phasenweise zur Gutmüdigkeit herausfordert.

Seine Mutter Maria wollte immer eine besonderes Kind, und Paul hat ihr diesen Wunsch erfüllt, wenn auch auf eine etwas andere Art, indem er sich nicht an den üblichen Entwicklungsplan eines Kindes hält und auch die gängigen Kausalitäten außer Kraft setzt.

Ziemlich zeitverschoben und schwerkraftlos entwickelt sich auch die Liebe von Maria zu ihrem Lover Nachtigall, der ein Lehrer am Limit ist, aber bei ihr punktet, als er nach einem Geschlechtsverkehr vor den Augen von Jugendlichen einen davon beinahe tot schlägt.

Und dann entwickelt sich noch ein Schüler-Krimi, als bei einer Bildungsreise nach Griechenland drei Schüler sterben.

Der Roman setzt damit ein, dass der Lehrer Nachtigall völlig fertig zu Hause anruft und vom Unfall seiner drei anvertrauten Kids erzählt. Jetzt ist auch für seine Frau Maria nichts mehr wie früher, denn hinter diesem Desaster steckt vielleicht eine ganz andere Geschichte.

In raschen Schnitten wird in der Folge erzählt, wie der Lehrer bei der Nachhilfestunde einen sexuellen Überfall in seiner Küche auf eine Schülerin hinlegt und ihren Slip als Trophäe kassiert. Der Lehrstoff über Ödipus und Griechenland artet zu einer Familienkunde mit sexuellen Philosophien aus, zumal sein Lieblingsschüler ein Theaterstück über die Zeitverschiebung schreibt, die nicht funktioniert.

Das System Zeitverschiebung geht nicht auf! (133)

Für das Zusammenleben gibt es offensichtlich keine anderen Spielregeln als jene der griechischen Tragödie. Als die Frau in eine Gartenschere fällt und beinahe verblutet, richtet sie der Mann mit der Floskel auf:

Du musst gesund und glücklich werden. Wir haben eine Familie! (152)

In Griechenland spielen die Kids im Sinne der Griechischen Läuterung dem Lehrer einen Streich, und lassen ihn von einer Insel aus Festland zurückschwimmen. Freilich gehen anschließend drei von ihnen bei der Landung rätselhaft zugrunde. Es gibt offensichtlich Zusammenhänge und dramaturgische Spielpläne, die nicht mit Logik zu beherrschen sind. Das weiß vielleicht das siebenjährige Kind Paul am besten, das in einer anderen Welt lebt, aber die Realität genauestens beobachtet, denn es ist kein böses Kind.

Fabian Oppolzer erzählt im Sinne eines Psycho-Thrillers die alltäglichen Abläufe einer Beziehungskiste, in der sich schon längst die Spielregeln der klassischen Tragödie eingenistet haben ohne dass die Figuren es merken.

Fabian Oppolzer, Kein böses Kind. Roman.
Wien: Luftschacht 2013. 175 Seiten. EUR 19,90. ISBN 978-3-902844-18-7.

 

Weiterführender Link:
Luftschacht-Verlag: Fabian Oppolzer, Kein böses Kind

 

Helmuth Schönauer, 31-05-2013

Bibliographie

AutorIn

Fabian Oppolzer

Buchtitel

Kein böses Kind

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Luftschacht-Verlag

Seitenzahl

175

Preis in EUR

19,90

ISBN

978-3-902844-18-7

Kurzbiographie AutorIn

Fabian Oppolzer, geb. 1984 in Stuttgart, aufgewachsen in Vorarlberg, lebt in Wien.