Manfred Rumpl, Das weibliche Element

Seit den Zeiten der Wahlverwandtschaften gibt es in der Literatur immer wieder Überlegungen, ob die Erotik nicht eine chemische Angelegenheit zwischen dem weiblichen und dem männlichen Element sei.

Manfred Rumpl schickt in seinen sechs Stories den männlichen Erzähler Anatol Hofer auf die Suche nach dem weiblichen Element. Und die erste Erfahrung, die der Held dabei macht: das weibliche Element lässt sich nicht suchen und schon gar nicht finden, es taucht von sich aus ungefragt auf.

Natürlich hängen die einzelnen Geschichten zusammen, schon weil sich der Held an ihnen abarbeitet. Andererseits starten diese erotischen Ereignisse immer jäh und in vollkommenem Neuland, diese Zusammenrottungen zwischen Mann und Frau beginnen offensichtlich jedes Mal bei Adam und Eva.

Platonisch geht es im Klassen-Milieu des Gymnasiasten zu, er verschanzt sich hinter Büchern und schmachtet einen Sommer lang seiner Angebeteten hinterher, die dann übersiedelt und verschwindet.

Man kann leider nur mit Worten darüber sprechen, dass auf Worte kein Verlass mehr ist. (20)

An diesem philosophischen Satz beißt sich der Erzähler im wahrsten Sinne einen Zahn aus, den er zusammen mit zwei Frauen in Marburg reparieren lässt. In der Folge ergibt sich eine seltsame Verknüpfung zwischen der Freundin des Freundes und der bisherigen Frau, alles verändert sich, nur die Studienorte Graz, Wien und Innsbruck sind irgendwie gleich.

An Innsbruck ist die Philosophie spurlos vorübergegangen! (48)

Mittlerweile will der Erzähler Schriftsteller werden und liest deshalb sehr viel. Aber auch hier löst eine Geburtstagsfeier zu dritt allerhand Troubles aus, und ein ungeschützter Verkehr bringt den Helden arg ins Schwitzen.

Als Taxifahrer und Nachhilfelehrer prekär aufgespießt trifft der Held endlich auf das Mädchen Virginie, das vor seinen Augen zur Frau wird und sich und alle befriedigt. Gerade als sich etwas Festeres ergeben könnte, muss auch dieses Mädchen wieder in eine andere Stadt.

Nach einer Weltreise mit der Freundin brauchen beide eine Pause, inzwischen ergeben sich andere Verhältnisse und Schluss löst sich alles wieder auf. In der Stadt Freuds wartet schließlich ein Psychiater auf Arbeit und ist erfreut, dass der Held, liebes- und lebenskrank endlich ein saftiges Burnout vorlegt.

Manfred Rumpl erzählt beharrlich vom ständigen Zu- und Weggehen dieser Figuren, die alles andere als liebestoll sind. Der männliche Held kommt dem weiblichen Element nicht aus, die weiblichen Figuren nehmen den Helden wie einen Kilometerstein einer mäßig befahrenen Straße. – Unaufdringlich und unspektakulär kommt dabei das wahre Feuer der Leidenschaft zum Vorschein.

Manfred Rumpl, Das weibliche Element. Sechs Stories.
Wien: Luftschacht 2012. 216 Seiten. EUR 21,-. ISBN 978-3-902373-96-0.

Weiterführende Links:
Luftschacht-Verlag: Manfred Rumpl, Das weibliche Element
Homepage: Manfred Rumpl

 

Helmuth Schönauer, 02-05-2012

Bibliographie

AutorIn

Manfred Rumpl

Buchtitel

Das weibliche Element

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

Luftschacht

Seitenzahl

216

Preis in EUR

21,00

ISBN

978-3-902373-96-0

Kurzbiographie AutorIn

Manfred Rumpl, geb. 1960 in der Steiermark, lebt in Wien und in der Steiermark.