Harald Rosenløw Eeg, Caulfield
Klaus ist mit seiner Mutter nach Oslo umgezogen, wo sie an seiner neuen Schule als Sozialpädagogin arbeiten wird. Er ist ganz überrascht nicht zwischen Hochhäusern und engen Straßen mit Hinterhof und viel Verkehr gelandet zu sein, sondern in einem Häuschen am Stadtrand, das direkt am Waldesrand steht.
Klaus ist verunsichert und sieht seinem Wechsel an die neue Schule und in eine neue Klasse mit mulmigen Gefühlen entgegen. Als er seine Mutter nach Unterrichtsende an die Schule begleitet, nutzt er die Gelegenheit um sich bereits vor seinem offiziellen Schulstart ein wenig umzusehen. Während er sein zukünftiges Klassenzimmer besucht, beobachtet er aus einem Versteck heraus einen gleichaltrigen Jungen namens Sturla und wird dabei Zeuge eines bedrohlichen Gesprächs mit einem Erwachsenen.
„Hör auf, mich zu verfolgen“, sagt er. Als spräche er mit der Tür. „Ich kann das mit den Zensuren regeln. Aber dann musst du augenblicklich aufhören“, sagt eine andere Stimme, dunkel und krächzend auf dem Flur. „Und sagst alles.“ „Wie kannst du das von mir verlangen?“, fragt der Junge. „Komm her. Du musst auf mich hören, sonst …“ „Was sonst? Willst du mir drohen?“ „Ich will nur dein Bestes.“ (15f)
Als sich die andere Stimme entfernt, schleicht Klaus Sturla nach, der nun vor einem Computer sitzt. Dabei gelingt es ihm das Passwort zu lesen, das dieser benutzt hat: Caulfield. Einen kurzen Augenblick später entfernt Sturla seinen USB-Stick vom Computer und hängt sich diesen wie eine Kette um den Hals. Klaus spricht ihn an und versucht Sturla, der ein Fußballtrikot trägt und dessen Vater der Trainer der Fußballmannschaft ist, ein wenig unbeholfen in ein Gespräch über Fußball zu ziehen. In ihm entsteht die Hoffnung über den Fußball Kontakt zu neuen Freunden gewinnen zu können.
Als sich Klaus am Nachmittag mit seiner Mutter in einer Pizzeria zum Essen trifft, muss er überrascht feststellen, dass diese bereits einen Freund kennengelernt hat: Ausgerechnet seinen neuen Klassenlehrer Lars, der einen Hund namens Caulfield hat.
Am Wochenende erhält Klaus Besuch von Sturla, der mit seiner Mutter sprechen möchte, die sich jedoch in der Schule befindet. Klaus versucht mit allen Mitteln ein Gespräch zu beginnen, was Sturla jedoch zurückweist und verschwindet. Als seine Mutter zurückkommt, erzählt sie Klaus, dass es an der Bahn zu einem tödlichen Unfall gekommen ist. Klaus erkennt rasch, dass es sich bei dem Toten um Sturla handelt. Durch Zufall findet er den USB-Stick, den dieser immer um den Hals getragen hat.
Als Klaus versucht der Wahrheit von Sturlas Tod nachzugehen, findet er sich rasch in einem Netz aus Intrigen, Geheimnissen, Lügen und Erpressungen wieder, in das eine Reihe von Jugendlichen verstrickt sind und er selbst zunehmend den Boden unter den Füßen verliert.
Harald Rosenløw Eeg erzählt einen Psychothriller, in dem sich die Leserinnen und Leser wie in einem Spinnennetz immer stärker in der meisterhaft aufgebaut Handlung verfangen. Wie ein unsichtbares kriminelles Monster, der alle in Furcht und Schrecken versetzt und über den sich niemand zu sprechen wagt, gewinnt der ominöse „Caulfield“ zunehmend an Konturen.
Dabei gelingt es Eeg gekonnt mit den Leserinnen und Lesern zu spielen, anzudeuten und dann die Fährte doch wieder in eine ganz andere Richtung weiterlaufen zu lassen. Dabei fühlen wir uns dem Helden, der seine Geschichte aus der „Ich-Perspektive“ erzählt ganz nah. Wir teilen seinen Wissensstand und nehmen direkt an seinen Erkenntnissen und Überlegungen teil und: wir sind in dieser Schulwelt in Oslo genauso fremd wie er. Ein spannendes, überzeugendes und überaus empfehlenswertes Leseabenteuer für aller Freunde von Thriller und Kriminalgeschichten.
Harald Rosenløw Eeg, Caulfield. Übers. v. Christel Hildebrandt [Orig. Titel: Alt annet enn pensum], ab 14 Jahren
Hildesheim: Gerstenberg-Verlag 2012, 224 Seiten, 15,40 €, ISBN 978-3-8369-5429-7
Weiterführende Links:
Gerstenberg-Verlag: Harald Rosenløw Eeg, Caulfield
Wikipedia: Harald Rosenløw Eeg
Andreas Markt-Huter, 06-08-2013