Klicken Sie hier für die Erweiterte Suche ...

Das Tau der Zeitgeschichte wird aus vielen Fasern geflochten, nur die Vielfalt der Darstellung kann der jeweils komplexen Gesellschaft halbwegs gerecht werden. Freilich beschränkt sich die jeweilige Literaturwahrnehmung oft auf ein paar schwarz-weiße Strähnen, denn wenn schon der Stoff kompliziert ist, soll für schlichte Zeitgenossen wenigstens die Darstellung einfach sein.

Ilse Kilic und Fritz Widhalm gehen mit ihrem Verwicklungsroman von vorneherein der aktuellen Krimi- und Kindheitswelle aus dem Weg und erzählen eine Strickleiter durch die Gegenwart. Dabei ist ein Strang ziemlich zeitnah an den Publikationstermin geknüpft, während der andere Strang so im Abstand von dreißig Jahren aufgearbeitet wird.

„Gier und Macht sind stets eine gefährliche Mischung. Zu Kriegszeiten dehnt sich die Macht aus, und leicht folgt ihr die Gier auf dem Fuße. Je mehr die amerikanische Infrastruktur zur Terrorbekämpfung wächst, desto schwerer ist es geworden, sie unter Kontrolle zu halten.“ (12)

Der zweifache Pullitzer-Preisträger und Journalist der New York Times ist seit 2009 in einen langwährenden Rechtsstreit mit der amerikanischen Regierung verwickelt, denen er sich aufgrund seiner Aufdeckungen und Veröffentlichungen ausgesetzt sieht. Mit seinem Buch will er der Regierung in ihrem Kampf gegen offensiven, investigativen Journalismus entgegentreten.

Seit Jahrhunderten gilt der Garten sowohl in seiner floristischen als auch in seiner literarischen Form als der Inbegriff für das Paradies.

Valerie Fritsch stellt in ihrem Weltuntergangs-Roman „Winters Garten“ einen Anton Winter als Endzeithelden vor, der sich mit einem Garten noch eine Zeit lang hinaus rettet in den endgültigen Untergang.

Was für ein schöner Widerspruch! Das für Jahrhunderte gedachte Denkmal trifft auf den filigranen Schnee, der immer zur falschen Zeit kommt.

Helwig Brunner ritzt in seinen Gedichten die Welt auf einer Widerspruchsskala auf, was eindeutig beginnt, endet in einem Fluxus an Sinn, was zufällig durch die Jahreszeit stäubt, endet als Schwall von Atmosphäre, selbst die lyrische Antimaterie kann durch geschickte Versuchsanordnung dazu gebracht werden, in einem Gedicht auszukristallisieren.

„Nach jüngsten Umfragen des Marktforschungsnetzwerks WIN/Gallup unter 12750 Personen in 13 Ländern wächst in vielen Staaten Europas die Europa-Skepsis und immer mehr Europäer gehen auf Distanz zur Europäischen Union.“ (13)

Niemand kann leugnen, dass sich die Europäische Union schon seit längerer Zeit in einer schweren Krise befindet. Besonders deutlich traten die Spannungen und fehlende Solidarität mit der Griechenlandkrise zu Tage und kulminierten anschließend mit der europäischen Ratslosigkeit bei der Flüchtlingskrise. Wolfgang Hetzer analysiert und kommentiert die Entwicklungen in der EU in den letzten Jahren und zeigt auf, was getan werden muss, um Europa zu retten.

Bücher entstehen eher selten aus einem Überdruck, der durch das Schreibventil abgelassen wird. Meist sind Bücher das Ergebnis beharrlichen Sammelns von Notizen und deren Ausbreitung vor dem Leser unter dem Aspekt einer inneren Ordnung der Schreibenden.

Ruth Aspöck setzt in ihrer Lebensreportage „Jadran heißt die Adria“ zwei Frauenschicksale in Gang, die letztlich durch gegenseitiges Erzählen ihres Lebensprogramms mit dem Phänomen fertig werden müssen, dass alles zur Ruhe kommt und einem Ende entgegengeht.

In einem kulturellen Ambiente der Revivals und Remakes stellt sich durchaus die Frage, ob man den ganzen Schöpfungs-Semmel nicht ironisch neu deuten sollte.

Spätestens seit ein ausgemergelter Steve Jobs seine Apple-Schöpfungen im Jahrestakt auf den Markt geworfen und sich dabei den Namen I-God eingefangen hat, ist eine Parallelsetzung zwischen Planetengeschichte und digitaler Globalisierung durchaus reizvoll.

„»Eine Kindheit ohne Computer ist der beste Start ins digitale Zeitalter«, lautet unsere erste These. Paradox? Eher ein bewusster Kontrapunkt zum Digital-Diskurs, der im Moment recht einseitig in der Öffentlichkeit läuft.“ (7)

Während die Zahl derer, welche die Verwendung von Tablets, digitalen Büchern u.a. digitalen Medien gar nicht früh genug gefördert wissen wollen und die Bildungsmöglichkeit durch digitale Medien bereits im Vorkindergartenalter propagieren, versuchen die Autoren des Buchs „Die Lüge der digitalen Bildung“ bewusst zwei Gänge zurück zu schalten. Detailliert versuchen zu erklären, ab welcher Entwicklungsstufe des Kindes der Umgang mit digitalen Medien und ihr Einsatz in Schulen sinnvoll und nicht sogar schädigend ist.

Die schmerzhaftesten Gefühle lösen allemal die Heimat und die Liebe aus, zumal wenn sie nicht da sind. Aber auch ihr Vorhandensein kann die Helden ganz schön fordern.

Stanislav Struhar lässt in seinem Roman „Die vertrauten Sterne der Heimat“ alle Düsen offen, um daraus Leichtigkeit ins Geschehen einfallen zu lassen. Schon im ersten Satz ist die Stimmung klar, Abend, Brise atmet von den Berghängen herunter, Düfte des Frühlings treten aus.

Idyllen schreien letztlich danach, dass sie aufgerissen oder zum Platzen gebracht werden. Ein Held tut sich eine Idylle nur an, weil er sich von ihr richtig demütigen lassen kann.

Schon allein der Titel verheißt in Armin Baumgartners Roman nichts Glattes. Was man im ersten Hinschauen noch für einen gelungenen Viehabtrieb nach einer satten Saison deuten kann, entwickelt sich tatsächlich zu einer Perversion.