Thomas Zippel, Spiel's noch einmal, Gott

In einem kulturellen Ambiente der Revivals und Remakes stellt sich durchaus die Frage, ob man den ganzen Schöpfungs-Semmel nicht ironisch neu deuten sollte.

Spätestens seit ein ausgemergelter Steve Jobs seine Apple-Schöpfungen im Jahrestakt auf den Markt geworfen und sich dabei den Namen I-God eingefangen hat, ist eine Parallelsetzung zwischen Planetengeschichte und digitaler Globalisierung durchaus reizvoll.

Thomas Zippel fordert in seinem ironischen Expansionsroman „Spiel‘s noch einmal, Gott“ diverse Figuren der Mythologie und des Kreativismus auf, die Welt noch einmal zu erschaffen, diesmal vielleicht richtig.

Aber was ist schon richtig. Ein paar Typen aus der Comics-Zeichnungsszene setzen sich mit den Verlogenheiten des Geldwesens auseinander, Banker führen sich wie Götter auf und machen für ein paar Boni alles, was die Welt an den Rand des Abgrundes führt. Die Helden sind globalisierte A-löcher, teilweise stinkreiche Erben, welche die Langeweile in Kreativität umsetzen, sie entwerfen Spiele, digitale Kreationen und haben nur eines im Sinn, nicht über die eigenen Fallstricke zu stolpern.

Ein Pa als oberste Instanz, Jess als markanter Thesenlieferant und die Einteilung der Welt in sieben Tage lassen erahnen, dass sich der Roman manchmal in biblisch erprobter Manier durch jenen Haufen schlängelt, der in Gestalt von permanenten Hypes dahin wabert und lodert.

Ein I-God hat immer recht! Comics sind nur Striche am Papier. (119) – Mit kurzen Faustschlägen der Sinngebung wird jene endlos lange Zeit zergliedert, die selbst für die Helden als Andeutung der Ewigkeit beinahe unerträglich wird. Und dann wird wieder gezeichnet, eine Story nach der anderen purzelt aus der Feder, was einmal erfunden worden ist, könnte durchaus auch ganz anders ausgehen, die Welt erweist sich als ungeheure Zusammenballung von Zufälligkeiten.

Aus lockeren Gesprächen in den Mittagspausen entwickeln sich dann zusehends philosophische Extrakte. Wenn Götter Pornos gucken, Endstation Firewall, Auch Götter kann man bescheißen, Alles nur ein Spiel nennen sich die Schlagzeilen, die im wahrsten Sinne des Wortes versuchen, die Welt zu erklären.

Was alle Kreationen nicht bedenken, ist die Frage, wie die Sache zu Ende gehen soll, wenn die Ewigkeit nicht greift. Im Roman erlöst ein gigantischer Börsencrash die Phantasten, Fuzzis und Möchtegerns von ihrem globalen Bonusspiel mit gefälschten Werten.

Thomas Zippels Roman würdigt die These, wonach jede Gesellschaft einen eigenen Schöpfungsmythos braucht, um die Ungereimtheiten der Welt zu begreifen. Wie bei allen Satiren hängt es von der Glaubwürdigkeit der Grundgeschichte ab, wie stark sie als Verhöhnung greift. Es soll ja nicht wenige geben, die bereits die Schöpfungsgeschichte als Satire begreifen, die tun sich bei „Spiel‘s noch einmal, Gott“ dann eine Metaebene schwerer, um den tieferen Witz zu begreifen.

Thomas Zippel, Spiel's noch einmal, Gott. Roman
Berlin: Satyr 2015, 366 Seiten, 17,40 €, ISBN 978-3-944035-40-6

 

Weiterführende Links:
Satyr Verlag: Thomas Zippel, Spiel's noch einmal, Gott
igod-web: Thomas Zippel

 

Helmuth Schönauer, 05-03-2015

Bibliographie

AutorIn

Thomas Zippel

Buchtitel

Spiel's noch einmal, Gott

Erscheinungsort

Berlin

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Satyr Verlag

Seitenzahl

366

Preis in EUR

17,40

ISBN

978-3-944035-40-6

Kurzbiographie AutorIn

Thomas Zippel, geb. in Berlin, lebt in Berlin.