Manche Gegenden dienen nicht nur Reiseführern zum Austoben, sie ziehen oft eine eigene Literaturform nach sich. So sprechen wir von Gebirgsliteratur, wenn erhabenes Gestein als Grundlage für tiefgehende Psychosen dienen soll, von Sibirienliteratur, wenn es um Verbannung, Kriegsgefangenschaft oder Schamanen geht, und von Patagonienliteratur, wenn das Ende der Welt eine Rolle spielen soll.
Carolina Schutti baut ihre Texte von vornherein kunstvoll zu einem Sprachereignis auf, und erst in zweiter Linie liefert dieses Textkunstwerk etwas, was einer imaginierten Wirklichkeit entsprechen könnte. Patagonien ist somit kein Reiseführer und keine Erzählung, die in Patagonien spielt, sondern ein Schachbrett am Ende der Welt, auf dem in äußerst reduzierter Form Alltagsgegenstände und Alltagspersonen auftreten.