Reisen und Zeitreisen sind quasi die Komplementärmenge zum Alltag und somit ein lohnender Stoff, das Leben von der unsichtbaren Seite des Mondes her zu beleuchten.

Franz Kabelka greift in seinen Reiseerzählungen den Protagonisten unter die Arme der Sehnsucht, indem er nicht nur den Ablauf als Tourismus-Chronist im Auge behält sondern vor allem die Träume, die angelesenen Paradiese und die verschlungene Reiseliteratur mit ins Erzählboot nimmt.

Wie viel muss ein Mensch besitzen, bis er genug hat? Eine Frage, die nicht nur für Kinder und Jugendliche interessant erscheint, sondern auch Erwachsene zum Nachdenken anregen kann.

„Mehr … immer mehr!“ beginnt mit dem Bild einer einsamen und überaus deprimiert wirkenden Elster. Auf der oberen linken Hälfte der Doppelseite sehen wir nur das Wort „Nichts“. Relativ klein und unscheinbar geschrieben dringt es mit einer Wucht in das Auge des Betrachters und lässt reflexartig „mehr“ erwarten.

Wenn Identitätsnachweise der Daten-Verwaltung versagen, hilft oft nur ein Roman, eine Nicht-Person oder einen Niemand zu beschreiben.

Gwenaëlle Aubry setzt in ihrem Roman eine klassische Vater-Sohn-Konstellation in den Mittelpunkt des Erzählens, darüber hinaus geht es um den Sinn von Romanen und das Aufschreiben und Erinnern als Therapie.

„Das Leben auf der Erde hat sich vor ungefähr 3,5 Milliarden Jahren in den Ozeanen entwickelt. Seitdem sind unglaublich viele verschiedene Lebensformen entstanden, die jeden Winkel unseres Planeten besiedeln. An Land und in den Meeren kommen viele Tier vor, die erstaunliche Fähigkeiten und faszinierende Lebensweisen haben.“ (6)

Rekorde im Tierreich haben schon seit jeher eine faszinierende Ausstrahlung und gerade junge Leserinnen und Leser können sich für Superlativen in der Tierwelt besonders begeistern. „Supertiere – Die 100 größten, schnellsten, gefährlichsten Tiere der Welt“ lässt in dieser Hinsicht keine Wünsche offen und bietet erstaunliche Einblicke in die Lebensweise und die Fähigkeiten dieser Tiere.

Manchmal muss man für sich Entfernungen in die richtigen Relationen setzen, um eine Geschichte begreifen zu können. So sind etwa mit dem Auge der Monarchie gemessen die Städte Lemberg und Meran gleich weit von Wien entfernt.

Ada Zapperi Zucker beschreibt in ihrem Roman „Theater der Schatten“ den Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie an ihren Rändern.

Die Geschwindigkeit, mit der ein Ereignis abläuft, hat nichts mit seiner Erwartbarkeit zu tun. So können uns spitze Dinge genauso unerwartet anspringen wie wir über den unheimlichen Verlauf eines langen Vorgangs überrascht sind.

Klaus Merz setzt mit seinen Gedichten Nadelstiche in den Alltag, dadurch lässt er an manchen Tagen aufgestauten Überdruck ab, während er anderntags dem allmählichen Ablauf und Verrinnen der Zeit eine höhere Struktur zufügt.

„Vielleicht kannst du deinen Nachbarn hier im Radieschenweg mal nahelegen, lieber tagsüber zu sterben“, motzte der Sensenmann weiter. „Uns allen vom SBI wäre damit sehr geholfen. Womöglich schickt man dir dafür sogar eine Weihnachtskarte.“ (57)

Jeden Abend beobachtet der elfjährige Otto, wie der 102 Jahre alte Mr Olsen vor dem Schlafengehen noch seinen geliebten Radieschengarten gießt. Als Mr Olsen eines Tages einfach rücklings in Radieschenbeet kippt, ruft Otto rasch den Rettungsnotdienst. Kurz darauf steht ein klappriger weißer Transporter vor Mr. Olsen Gartenzaun und ein Fahrer mit einem schwarzen Umhang mit Kapuze steigt aus dem Wagen. Mit einer Art Schmetterlingsnetz fängt er einen leuchtenden Feuerball ein, der über Mr Olsens Kopf schwebt und sperrt es in eine Art Gurkenglas.

Historische Ereignisse erlangen schließlich eine gewisse Zeitlosigkeit, wenn sie den Stoff für Romane abgeben. Es gibt sogar die Vermutung, dass etwas erst dann bewältigt ist, wenn es darüber einen Roman gibt.

Jeannine Meighörner wendet sich nach entfernt liegenden Stoffen wie der Frau des Andreas Hofer oder der Philippine Welser einem recht zeitnahen Ereignis zu. Vor fünfzig Jahren zerstörte im oberitalienischen Longarone eine Flutwelle alles Leben, nachdem ein ganzer Berg in einen Stausee gerutscht war.

„Das hier ist Billy the Kid. Heute hat Billy es eilig! Und wenn es Billy eilig hat, hält ihn nichts auf.“

In einer kargen Wüstenlandschaft im Wilden Westen Amerikas, wo nur ein paar Felsformationen für eine Abwechslung des Betrachters sorgen, reitet Billy the Kid mit unglaublicher Geschwindigkeit daher und wirbelt eine mächtige Staubwolke auf. Es lauern viele Gefahren, aber Billy hat es eilig und niemand kann ihn aufhalten.

Die Erziehung hängt an uns herunter wie das Fell an einem Bären. Darf man noch zu Lebzeiten an diesem Fell herumzupfen?

Erika Kronabitter beschreitet mit einsichtigen Bildern eine Führung durch die Seele einer gequälten Kindheit. Zu diesem Zweck setzt sie den Roman auf ein Doppelgleis, einmal wird in poetischen Standbildern das Verhalten von Menschen an gewissen unauffälligen Knackpunkten abgeknipst, zum anderen leisten sich zwei Figuren im Sinne Musils eine Analyse mit friedfertigem Ausgang.