Pingu-Power – die tollste Show der Welt

Die englische Autorin Jeanne Willis lebt zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in London und ist Verfasserin zahlreicher Kinder- und Jugendbücher. Viele von ihnen spielen in der Tierwelt, zu der die Autorin eine besondere Beziehung haben muss, denn laut Klappentext hat sie auch im Londoner Zoo geheiratet.

Wegen Besuchermangel soll ein Zoo geschlossen werden. Die Braunbären haben ein Gespräch des Zoowärters mit seiner Tochter belauscht und erklären den Pinguinen, die sich darüber wundern, dass immer weniger Leute ihre Kunststücke bestaunen:  „Das Showgeschäft hat sich verändert. Keiner will mehr einer Horde Vögel dabei zugucken, wie sie Fischköpfe fressen und außerdem seid ihr nicht mal bunt, nur schwarzweiß.“ (vgl. S.14). Die Pinguine sind zunächst verzweifelt, aber Robbi, ein Felsenpinguin, erinnert an die „Pingu-Power“ und beschließt: „Ich werde nicht kampflos klein beigeben. Ich muss mir etwas ausdenken, um diesen Zoo zu retten.“ (S.20)

Eine Kamera, die im Pinguin Gehege aufgestellt wurde und die das Leben der Vögel ins Netz übertragen soll, um ZoobesucherInnen anzulocken, bringt Robbi auf die Idee eine Talente-Show zu organisieren.

„Kleine Vögel, große Träume“ – so der Untertitel des Buches in der englischen Originalfassung, passt meiner Meinung nach besser zum Inhalt des Buches als der deutsche Untertitel „die tollste Show der Welt“. Es ist keineswegs einfach eine solche zu organisieren. Wir werden beim Lesen an die Fernsehwirklichkeit erinnert, in der auf untergriffige und zynische Weise bei Talente-Shows KandidatInnen fertig gemacht werden. Das Pinguinmädchen Mandy, z.B. „schien wild entschlossen, aus allen Fischragout zu machen“, indem sie sich über die Namen der Anwärter lustig macht (S.110) und auch zum besten Zaubertrick fallen ihr nur abfällige Bemerkungen und ironische Fragen ein, wie: „Hast du nichts anderes auf dem Kasten … kannst du dich nicht selbst verschwinden lassen.“

Auch wegen anderer Streitigkeiten unter den Pinguinen ist es fraglich, ob die Show zustande kommt. Nachdem die Felsenpinguin-Mädchen bei ihrer Cheerleader-Nummer zum zehnten Mal die Stäbe fallen ließen, muss Robbi alle mit dem vorläufigen Resümee konfrontieren: „Wir haben einen Zauberkünstler, der vorerst verschwunden ist, die Küken sind heulend heimgebracht worden, und ich wurde von einem Gänserich reingelegt. Es ist eine einzige Katastrophe.“(S.125 f.)

Aber die Pinguine lernen beim Organisieren der Show, dass „nicht die Größe des Gehirns zählt … auch in kleinen Köpfen können große Gedanken gedeihen.“ (S. 45) Und es wird ihnen klar, dass „beste Freunde einander immer verzeihen sollten.“ (S.161)

Trotz aller Schwierigkeiten wird die Show ein Riesenerfolg und dadurch ist auch der Zoo gerettet, ebenso wie der Arbeitsplatz des Zoowärters.

Die Freude an dieser Lektüre wird durch ansprechende Illustrationen vergrößert – schon beim Überblick über die Pinguin-Arten in Form von lustigen Steckbriefen am Anfang des Buches. Wortspiele, wie „Flatter merkte, dass er buchstäblich aufgeflogen war“ (S. 119) und Anklänge an die Jugendsprache vergrößern das Lesevergnügen (vgl. S.15).

Die Charaktere des Buchs sind liebevoll gezeichnet und bieten so den Lesenden Möglichkeit zur Identifikation. Außerdem gibt es eine Fülle von Tipps zum Sozialen Lernen.

Das Buch ist in der deutschen Übersetzung 2013 beim FISCHER Sauerländer Verlag in Frankfurt am Main erschienen (ISBN978-3-7373-6720-2). Es gibt auch eine Hörbuchfassung von „Pingu-Power“ gesprochen von Stefan Kaminski.

Text: Maria Taschler

Redaktionsbereiche