Cornelia Rosebrock / Daniel Nix, Grundlagen der Lesedidaktik

„Die hier vorgenommene Systematisierung und Kategorisierung von Lesefördermaßnahmen soll sie [LehrerInnen, Anm. A.M.-H.] bei der genauen Wahrnehmung, welche Leseleistungen und –probleme in ihrer Klasse jeweils vorliegen, und bei der Entscheidung für bestimmte Fördermaßnahmen unterstützen.“ (5)

„Grundlagen der Lesedidaktik“ von Cornelia Rosebrock und Daniel Nix gilt mittlerweile als Klassiker in die Einführung der schulischen Leseförderung. Seit 2007 bereits in 6. Auflage erschienen, wendet sich das Sachbuch an Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen, von der Grundstufe bis hinauf in die Sekundarstufe, die den Erwerb von Lesekompetenz weiter fördernd begleiten.

Ziel des Buches ist es nicht alte und neue Methoden der Leseförderung zusammenzustellen, sondern die Verfahren der Leseförderung systematisch darzustellen und die mögliche Umsetzung im Schulunterricht aufzuzeigen. Dabei werden „die elementaren Komponenten eines Lesecurriculums im Anschluss an die Alphabetisierung (4)“, wie sie für die 2. bis 10. Klasse gedacht sind, vorgestellt.

Die systematische Leseförderung braucht eine Einbettung in einen theoretischen Begriff von Lesekompetenz. Denn nur Lehrende welche bei Schülern beobachtete Leseleistungen mit dem Hintergrundwissen eines Lesekompetenzbegriffes bewerten können, sind in der Lage, das Lesen erfolgreich zu unterstützen und fördern. Gilt es doch die richtigen Methoden für die Leseförderung auszuwählen, in den Unterricht einzubauen, sie durchzuführen und die Ergebnisse kritisch zu bewerten. Dazu muss der Lesevorgang in seinen verschiedenen Dimensionen grundsätzlich verstanden werden.

In sieben Kapiteln werden die wichtigsten theoretischen Aspekte des Lesens, Lesenlernens und der Leseförderung detailliert vorgestellt. Kapitel 2 „Ein Modell von Lesekompetenzen aus didaktischer Perspektive“ geht zuerst der Frage nach, wozu es eines theoretischen Hintergrundes für Lesekompetenz bedarf. In einem zweiten Abschnitt werden die verschiedenen Ebenen eines didaktisch orientierten Modells zur Lesekompetenz aufgezeigt, wie z.B. die kognitiven Anforderungen des Lesens auf der Prozessebene, Aspekte der Persönlichkeit und Lektüre auf der Subjektebene und die Bedeutung der Kommunikationen eines Textes auf der sozialen Ebene. Einen Ausflug in den Bereich der Lesesozialisation bietet der Abschnitt „Ein Blick auf den Verlauf des Erwerbs von Lesekompetenz“.

Kapitel 3 „Lautlese-Verfahren“ zeigt auf, was unter Lautlese-Verfahren zu verstehen ist und für welche Schüler sich diese Methode eignet. Außerdem wird der Begriff Leseflüssigkeit erklärt und welche Rolle sie für das Textverstehen spielt. Weitere Abschnitte zeigen auf, wie sich Leseflüssigkeit fördern lässt und wie effektiv Lautlese-Verfahren sind.

Im Kapitel 4 kommen „Viellese-Verfahren“ zur Sprache, was darunter verstanden wird, für wen sie sich eignen, wie Lesemenge und Textverstehen zusammen hängen und wie Wirksam Viellese-Verfahren sind.

Das 5. Kapitel „Lesestrategien üben“ erklärt was unter „Lesestrategien“ zu verstehen ist, für welche Schüler sie empfohlen werden, welche Lesestrategien es gibt und wie sie von LehrerInnen vermittelt werden können.

Kapitel 6 „Sachtexte unterstützen“ legt den Schwerpunkt auf das Lesen von Sachtexten, auf das Vermitteln von Wissen durch Lesen. Es wird aufgezeigt was Sachtexte und ihre spezifischen Inhalte und Textstruktur sind. Daneben wird aufgezeigt welche Bedeutung Vorwissensstrukturen der jungen Leserinnen und Leser zukommen und wie ihnen beim Erkennen der rhetorischen Strukturen von Lehrtexten geholfen werden kann. Ein weiterer Abschnitt reist das Thema „Bilder in Lehrtexten: Hilfe und Problem“ an.

Das 7. Kapitel „Leseanimation“ setzt sich zunächst mit der „Leseanimation“ auseinander und erläutert, was darunter zu verstehen ist. Weiters wird aufgezeigt für welche Schüler leseanimierende Verfahren geeignet sind, was es bei Leseanimationen und im Bereich der Lesemotivation zu beachten gilt und welche Rolle der Lesemotivation mit Kinder- und Jugendliteratur zukommt. In einem umfangreichen Abschnitt werden zahlreiche Verfahren der Leseanimation vorgestellt und ihre Einsatzmöglichkeiten besprochen.

Kapitel 8 „Literarisches Lesen unterstützen“ zeigt die Aufgaben und Möglichkeiten der Lesedidaktik im Literaturunterricht auf, wie sich z.B. Leseverstehensleistungen im Rahmen des literarischen Lernens steigern lassen. Es werden aber auch die besonderen Anforderungen an die Lesekompetenz beschrieben, die literarische Texte im Vergleich mit Sachtexten erfordern. Eine kurze Schlussbemerkung weist auf die praktische Umsetzung der einzelnen Verfahren zur Leseförderung im Unterricht hin und ein umfangreiches Literaturverzeichnis bietet zahlreiche Fachliteratur zur vertieften Auseinandersetzung mit dem Thema.

„Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung“ gilt nicht zu Unrecht als Klassiker der Lesepädagogik. Es findet sich kaum ein Bereich der Lesedidaktik der nicht ausführlich besprochen und mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen untermauert wird. Lehrerinnen und Lehrer können sich gezielt informieren, welche Methoden und Verfahren für Art der Leseschwierigkeiten geeignet sind und welche keine Erfolge bringen.

Der gut strukturierte Aufbau hilft dabei sich rasch und gezielt einen Überblick über das theoretische Hintergrundwissen und die einzelnen Verfahren im Bereich der Lesedidaktik zu verschaffen. Jedes Kapitel gibt an was unter dem jeweiligen Verfahren zu verstehen ist, für welche Schüler sie geeignet sind, welcher Zusammenhang mit der Lesekompetenz besteht und wie Wirksam die einzelnen Verfahren im Bereich der Leseförderung sind. Die theoretischen Grundlagen werden allgemein verständlich vermittelt, was im Bereiche der pädagogischen Literatur nicht immer selbstverständlich ist, und die zahlreichen Beispiele bieten Hinweise und Anregungen für die Umsetzung im konkreten Unterricht. Ein „Muss“ für alle Lehrerinnen und Lehrer, denen die Förderung der Lesekompetenz ihrer Schüler ein Anliegen ist.

Cornelia Rosebrock / Daniel Nix, Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung
Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren 2013, 149 Seiten, 15,30 €, ISBN 978-3-8340-1032-2

 

Weiterführender Link:
Schneider Verlag Hohengehren: Cornelia Rosebrock / Daniel Nix, Grundlagen der Lesedidaktik
Universität Frankfurt: Cornelia Rosebrock

 

Andreas Markt-Huter, 04-03-2014

Bibliographie

AutorIn

Cornelia Rosebrock / Daniel Nix

Buchtitel

Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung

Erscheinungsort

Baltmannsweiler

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Schneider Verlag Hohengehren

Seitenzahl

149

Preis in EUR

15,30

ISBN

978-3-8340-1032-2

Kurzbiographie AutorIn

Dr. Cornelia Rosebrock ist Professorin für neuere deutsche Literaturwissenschaft mit den Schwerpunkten Lesesozialisation und Literaturdidaktik. Sie arbeitet am Institut für deutsche Sprache und Literatur I an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt a. M.

Dr. Daniel Nix war Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt „Leseflüssigkeit“ an der Frankfurter Goethe-Universität. Er arbeitet als Studienrat an einem hessischen Gymnasium.