Heiner Flassbeck / Costas Lapavitsas, Nur Deutschland kann den Euro retten

„Mehr noch, durch die »Strukturreformen« hat sich die Europäische Währungsunion in einen Mechanismus zur Förderung von Rezession, hoher Arbeitslosigkeit und niedrigen Wachstumsraten in ganz Europa verwandelt.“ (17)

Die Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck und Costas Lapavitsas setzen sich in ihrem Sachbuch in zwei Abschnitten mit den Hintergründen der Krise der Eurozone auseinander, wobei im zweiten Abschnitt die „griechische Katastrophe“ im Zentrum der Darstellung steht. Erschreckend dabei erscheint, wie genau die Krise und die Reaktion der europäischen Mitgliedsländer im Euro vorhergesagt werden.

Heiner Flassbeck setzt sich im ersten Teil des Buches mit der Krise der Eurozone und deren Ursachen und Hintergründe auseinander, für deren Ausweitung er der deutschen Lohn- und Sparpolitik seit der Jahrtausendwende die Hauptverantwortung zuschreibt.

Ausgehend von den theoretischer Vorteilen einer währungspolitischen Zusammenarbeit für eine dauerhafte Wechselkursstabilität vor allem für kleine Volkswirtschaften, zeigt Flassbeck auf, wie sich das Zusammentreffen von deutscher Sparpolitik nach der deutschen Wiedervereinigung mit der Einführung des Euros zu einer Dynamik der Verzerrung der Wettbewerbsfähigkeit zwischen den einzelnen europäischen Volkswirtschaften entwickelt hat.

Als Grundproblem wird die Tatsache genannt, dass Deutschland das vereinbarte Inflationsziel innerhalb der Währungsunion von knapp 2% durch Lohnkürzungen über lange Jahre weit unterschritten habe und sich damit, im Vergleich zu anderen Ländern wie Frankreich und Italien, die sich an die vereinbarten Ziele gehalten hätten, einen eklatanten Wettbewerbsvorteil verschaffen konnte. Ein Wettbewerbsvorteil der nicht auf gesteigerte Produktivität, sondern auf Lohndumping zurück zu führen sei. Damit konnten deutsche Produkte nicht nur billiger im Ausland verkauft, sondern auch die Arbeitslosigkeit durch Verdrängungswettbewerb exportiert und die Staatsverschuldung abgebaut werden, ohne dass die Nachfrage im Inland gesteigert worden wäre.

Im zweiten Teil „Die griechische Katastrophe“ setzt sich Costas Lapavitsas mit den zerstörerischen Folgen der Finanzkrise in Griechenland auseinander, die durch die strengen Auflagen der Troika mittlerweile katastrophale Dimensionen angenommen hat. Anstatt die Wirtschaft anzukurbeln, wurde Griechenland durch eine aufgezwungene Sparpolitik in die Armut und die historische Bedeutungslosigkeit gestürzt.

Neben einer detaillierten Analyse der Ursachen, Hintergründe und des Istzustandes in Griechenland zeigt Lapavitsas aber auch einen alternativen Weg für Griechenland aus der Krise auf. Dabei wird der Widerstand und die Konfrontation der Mitgliedsländer des Euroraumes mit einer neugewählten Syriza Regierung vorausgesagt, die notwendigen Maßnahmen ausgelotet und ein Austritt aus der Währungsunion erwogen.

Es besteht allgemein eine tiefe und drängende Notwendigkeit für Wandel in ganz Europa, um es von den Ketten des Euro zu befreien. (172)

Heiner Flassbeck / Costas Lapavitsas, Nur Deutschland kann den Euro retten. Der letzte Akt beginnt, übers. v. Andreas Simon dos Santos
Frankfurt a. Main: Westend Verlag 2015, 192 Seiten, 15,50 €, ISBN 978-3-86489-096-3

 

Weiterführende Links:
Westend Verlag: Heiner Flassbeck / Costas Lapavitsas, Nur Deutschland kann den Euro retten
Wikipedia: Heiner Flassbeck
Makroskopl
Wikipedia: Costas Lapavitsas

 

Andreas Markt-Huter, 18-08-2015

Bibliographie

AutorIn

Heiner Flassbeck / Costas Lapavitsas

Buchtitel

Nur Deutschland kann den Euro retten. Der letzte Akt beginnt

Erscheinungsort

Frankfurt a. Main

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Westend Verlag

Übersetzung

Andreas Simon dos Santos

Seitenzahl

192

Preis in EUR

15,50

ISBN

978-3-86489-096-3

Kurzbiographie AutorIn

Heiner Flassbeck war Direktor bei der UNO in Genf und ist Professor für Ökonomie an der Universität Hamburg. 2012 ist sein Blog flassbeck-economics.de mit täglichen Analysen und Kommentaren zu Wirtschaft und Politik online gegangen.<br />Costas Lapavitsas ist Professor der Volkswirtschaft an der Universität London. In den vergangenen Jahren galt sein wissenschaftliches Interesse verstärkt den finanziellen Implikationen der Euro-Krise.