Christine Fehér, Vincent, 17, Vater

Buch-Cover

Der Sinn des Lebens besteht meist darin, dass es nicht planbar ist. So lassen sich letztlich nur Richtlinien formulieren, in deren Gegenteil das Abenteuer steckt.

Bei Vincent ist im Kopf die Hölle los. Obwohl er scheinbar ein doofes Schülerleben hinlegt, macht ihm doch eines immer Schwierigkeiten: Er kriegt es mit der Verhütung nicht hin. Dabei zwingen ihn trotz seines jugendlichen Alters zwei Frauen in die Knie, mit denen er abwechselnde Verhältnisse hat.

Gerade hat er die Sache mit Carolin abgewickelt, sie war schwanger, konnte aber rechtzeitig zu einer Abtreibung überredet werden. Und jetzt als das Verhältnis wieder ins Laufen kommt, wird Nina schwanger. Aber mit ihr ist nicht über Abtreibung zu reden, denn sie beharrt auf ihre Eigenständigkeit und will "ihr" Kind.

In der Folge ist Lebensfrust angesagt, allein bis die beiden Frauen von einander informiert und an der eigenen Geschichte vorbei geschleust sind, vergehen Tage voller Trübsinn.

Und auch die Eltern und sonstigen Erwachsenen sind nicht gerade hilfreiche Trabanten beim Umkreisen der eigenen Gedankenlage. Zwischen wohlwollendem Nicken und hämischem Besserwissen sind so gut wie alle denkbaren Reaktionen drin.

Letztlich bleibt nur eines: Durchhalten und Aussitzen der Situation.

Christine Feher erzählt bieder und emotionslos wie auf einer besseren Schmierenbühne, denn dieser triviale Erzählstil kommt perfekt an die Verfassung des Helden heran. Ein geradezu kitschiges Ereignis braucht nun einmal einen kitschigen Stil.

Was auf den ersten Blick oft trivial wirkt, sagt es dann gerade durch diese Trivialität oft sehr genau. Wenn etwa Vincent nicht schlafen kann, macht er sich auf den Weg in die Küche zu einem Bier, und dort sitzt schon der Vater, der eben ein Bier trinkt, "genau das, was Vincent eben machen wollte".

Das Nachäffen von Grund-Situationen bedarf eben auch der Nachäffung von kleinen Handlungen und Sätzen. Allmählich stellt sich heraus, dass die Erwachsenen um nichts besser dran waren und dran sind als Vincent mit seinen siebzehn Jahren.

Die Botschaften des Romans sind ernüchternd. Sex ist ein kunstvolles Gebilde, dessen Handling mühsam gelernt werden kann. Die Welt tickt oft anders, als sie in Belehrungen vorgegeben wird. Erwachsenwerden besteht darin, dass die Sachen auch schief gehen.
Eine ziemlich düstere Story, die dem sonst so erfolgreichen Glanz der Jugend beinhart gegenübergestellt wird.

Christine Fehér, Vincent, 17, Vater. Ab 12 Jahren
München: cbt 2010. 191 Seiten. EUR 7,20. ISBN 978-3-570-30658-1. [EA: Düsseldorf: Sauerländer 2008.]

Christine Fehér, geb. 1965 in Berlin, lebt in Berlin

 

Weiterführende Links:
Cbt-Verlag: Christine Fehér, Vincent, 17, Vater

 

Helmuth Schönauer, 02-06-2010

Bibliographie

AutorIn

Christine Fehér

Buchtitel

Vincent, 17, Vater

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

cbt

Preis in EUR

7,20

ISBN

978-3-570-30658-1

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Zielgruppe

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