Literatur-Nobelpreis 2005 geht an Harold Pinter

Wurde im vergangenen Jahr mit Elfriede Jelinek erstmals eine Österreicherin mit dem wichtigsten Literaturpreis ausgezeichnet, darf sich heuer der englische Autor, Dramatiker, Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur Harold Pinter über diese große Auszeichnung freuen.

In der Begründung der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften für die Verleihung des Nobelpreises heißt es, dass Pinter in seinen Werken "den Abgrund hinter dem Alltagsgeschwätz freilegt und in die verschlossenen Räume der Unterdrückung eindringt". (Orig.: "who in his plays uncovers the precipice under everyday prattle and forces entry into oppressions closed rooms")

Harold Pinter wurde 1930 in Hackney in London geboren. Nachdem er kurz an der Royal Academy of Dramatic Art studierte, spielte er an zahlreichen Provinzbühnen. Sein erstes großes Bühnenstück "Die Geburtstagsfeier"(1958) fand bei der Kritik keine gute Aufnahme. Erst sein Stück "Der Hausmeister" (1960) leitete seinen Erfolgsweg als einen der meistgespielten und einflussreichsten britischen Dramatiker ein.

Neben seinen Stücken verfasste Pinter Drehbücher u.a. für Regisseure wie Joseph Losey, Elia Kazan, Robert Altman, Volker Schlöndorff und Paul Schrader, aber auch Hör- und Fernsehspiele sowie den Roman "Die Zwerge".

Seit den 80-er Jahren engagiert sich Harold Pinter verstärkt im politischen Bereich gegen Menschenrechtsverletzungen. Pinter erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen darunter den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur (1973), den Laurence Olivier Award (1996) und den David-Cohen-Preis (1995), dem wichtigsten Literaturpreis Englands.

   
Harold Pinter wurde weltweit durch seine zahlreichen Filmdrehbücher berühmt, zu denen u.a. "The Quiller Memorandum" und "The french Lieutentants woman" zählen.

 

Einem breiten Publikum wurde der Engländer Harold Pinter vor allem durch seine zahlreichen Film-Drehbücher bekannt, zu denen "The Quiller Memorandum" verfilmt 1965 mit George Segal und Senta Berger ebenso zählt wie "The french Lieutenants women (Die Geliebte des französischen Leutnants)" aus dem Jahr 1980 mit Meryl Streep und Jeremy Irons. Sein bislang letztes Drehbuch schrieb Pinter im Jahr 2000 zu einer Shakespeare Tragödie "The tragedy of King Lear", das vom Schauspieler und Regisseur Tim Roth verfilmt werden soll.

Harold Pinter, der sich als mittlerweile achter Engländer über den Nobelpreis für Literatur freuen darf, lässt sich am besten als literarisches und künstlerisches Allroundgenie beschreiben, der neben 22 Filmdrehbüchern, 32 Theaterstücke und 13 Sketchen noch zahlreiche Gedichte und Prosa-Texte verfasste.

Nobelpreis-Juror verlässt Schwedische Akademie wegen Elfriede Jelinek

Im Vorfeld der diesjährigen Preisvergabe war es in der Schwedischen Akademie zu einem Eklat wegen der Preisvergabe an Elfriede Jelinek im vergangenen Jahr gekommen. Der Nobelpreis-Juror Knut Ahnlund gab seinen Austritt aus der Schwedischen Akademie bekannt und begründete seinen Schritt mit der Verleihung des Nobelpreises 2004 an die österreichische Autorin.

In einem Artikel der schwedischen Tageszeitung "Svenska Dagbladet" schrieb der 82-jährige Literaturprofessor, dass die Preisverleihung an Elfriede Jelinek für eine absehbare Zukunft den Wert der Auszeichnung ruiniert" habe. Das Werk Jelineks verurteilte er als eine monomane und sprachlich bescheidene Autorenschaft, eine Textmasse, die zusammengeschustert und ohne einen Funken künstlerischer Strukturierung erscheint".


Knut Ahlund begründete seinen Austritt aus der Schwedischen Akademie damit, dass der Sache des Nobelpreises durch die Vergabe an Elfriede Jelinek im vergangenen Jahr großer Schaden zugefügt worden sei.

 

Die Ursachen für den Streit rund um die Verleihung des Literatur-Nobelpreises im vergangenen Jahr dürften aber, nach Meinung von Insidern, vor allem in internen Streitigkeiten der Schwedischen Akademie zu finden sein. Ahlund habe die Arbeit der Akademie angeblich bereits seit einem Streit mit dem damaligen Sekretär Sture Allén im Jahr 1996 boykottiert.

 

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Andreas Markt-Huter, 13-10-2005

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