Schriftspracherwerb

Schriftspracherwerb.jpgDer Schriftspracherwerb umfasst viel mehr als das Lernen von Buchstaben und Wörtern – Kinder entwickeln schon früh, vor Schuleintritt, erste Vorstellungen über die soziale Funktion von Schrift und ihren technischen Aufbau. Oftmals sind diese Einsichten noch fragmentarisch und auch fehlerhaft – Kinder brauchen daher Modelle für erste eigene Lese- und Schreibversuche, hilfreiche Rückmeldungen und individuelle Unterstützung.

Kinder sind Sinn-Sucher und scharfe Denker – sie versuchen zu verstehen! Ihre Vorstellungen von Schrift, wozu sie gut ist und wie sie „funktioniert“, sind eingebettet in ihre sehr persönlichen Alltagserfahrungen. Auf der Suche nach dem Sinn der Buchstaben kommt es oftmals zu selbsterschlossenen Regeln und Regelmäßigkeiten: „Die Kuh ist ein großes Tier, darum schreibt man Kuh auch mit einem großen Anfangsbuchstaben“ oder „Die Maus ist klein, darum verwende ich ein kleines <m> am Anfang des Wortes.“

Mit all diesen Vorerfahrungen, mehr oder weniger konkret, stimmig und ausdifferenziert, sind Lehrpersonen zu Schuleintritt ihrer Schützlinge konfrontiert – hier gilt es genau zu beobachten, um jeder Schülerin und jedem Schüler gerecht zu werden, um kein Kind zu überfordern oder zu unterfordern, da dies, wie uns allen aus der Lerntheorie bekannt, schnell zum Abbau der intrinsischen Motivation führt, mit der alle Schulstarterinnen und Schulstarter unsere ersten Klassen betreten – alle, und wirklich alle, wollen Lesen, Schreiben und Rechnen lernen!

Beobachten bedeutet in diesem Fall weniger zu analysieren, ob Schülerinnen und Schüler dem vorgegebenen Lehrstoff in gleichmäßigem Rhythmus folgen können, sondern mehr herauszufinden, welche Vorerfahrungen die Kinder mitbringen und welches individuelle Tempo sowie welche Angebote jedes einzelne Kind benötigt, um zur Schriftsprache zu gelangen – die Unterschiedlichkeit der Lernvoraussetzungen sowie des Lerntempos sind allen Pädagoginnen und Pädagogen hierbei bewusst und werden von diesen wahrgenommen bzw. werden differenzierte Lernangebote und Herangehensweisen ermöglicht. Hierbei spielt eine wertfreie, ressourcenorientierte und auf den Lernfortschritt jedes einzelnen Kindes abgestimmte pädagogische Diagnostik eine entscheidende Rolle. Ausgehend von der phonologischen Bewusstheit, als eine der entscheidenden Vorläuferfertigkeiten für einen erfolgreichen Schriftspracherwerb, bis hin zum sicheren und automatisierten Erwerb der Buchstabe-Laut- und Laut-Buchstabenverbindungen, des Zusammenlautens (Lautsynthese) und des lauttreuen Schreibens (Lautanalyse) – all diese Komponenten gilt es im Laufe der ersten beiden Schuljahre im Blick zu haben. Eine große Herausforderung, aber auch der Schlüssel zum Erfolg!

Schriftsprache, und vor allem das Lesen, sind zentrale Schlüsselkompetenzen für weitere Schritte in der Bildungslaufbahn der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen – aus diesem Grund gilt es hier von Beginn ein besonderes Augenmerk darauf zu legen.

 

Unterstützung und Austausch dazu können gerne bei den für die Region zuständigen Diversitätsmanagerinnen und Diversitätsmanagern sowie den Beratungslehrerinnen und Beratungslehrern angefordert werden. Uns ist es ein Anliegen, gemeinsam mit euch die Förderung sowie Forderung aller Schülerinnen und Schüler im Blick zu haben und zu gestalten! 

Sabine Lang

Zielgruppe