Robert Fleck, ART. Kunst im 21. Jahrhundert

„Eine der großen Herausforderungen im künstlerischen Schaffen besteht heute darin, wie man persönlich mit der nahezu unvermeidbaren Verbindung von digitalen und analogen Momenten in der eigenen Arbeit umgeht. Diese Fragestellung war noch vor zwei oder drei Jahrzehnten kaum abzusehen. Dementsprechend unvorbereitet, bisweilen auch frisch und neu sind die Antworten, vergleichbar mit dem Aufkommen der Abstraktion und des Films vor hundert Jahren.“ (S. 19)

Die Kunst der Gegenwart wird von zahlreichen Erscheinungen inspiriert aber auch beeinflusst und hat sich gerade unter den Einwirkungen digitaler Techniken sowie neuer Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten radikal verändert. „Art. Kunst im 21. Jahrhundert“ spürt zentralen Fragen im Verhältnis zwischen Kunst und Gegenwart nach.

In elf Kapiteln setzt sich Robert Fleck anhand zahlreicher Kunstwerke und Künstler mit der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Gegenwart auseinander. Zunächst geht er der aktuellen Beziehung zwischen Kunst und Internetgesellschaft nach, das er mit einer Anekdote aus dem Leben des 1928 geborenen Kunsthistorikers Werner Hofmann beginnen lässt, der sich ganz entsetzt gezeigt hat, als er im Jahr 2012 ein Bild von sich auf Wikipedia gesehen hat. In weitere Folge wird gezeigt, wie digitale und elektronische Medien und Informationsformen Teil der Gegenwartskunst geworden sind.

Weitere Themen sind der gläserne Mensch, oder die Gleichheit und Transformierbarkeit der Geschlechter, deren Wurzeln in der Emanzipationsbewegung zu finden sind und die durch die zunehmende Übermacht der weiblichen Ausstellungskuratoren einen neuen starken Entwicklungsschub erreicht hat. Zunehmend werden Geschlechterrollen thematisiert und die „Transformabilität der Geschlechter“ (S. 67) künstlerisch zum Ausdruck gebracht.

Weitere wichtige Themen der Gegenwartskunst ist die Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus, in denen Künstler außereuropäischer oder –amerikanischer Herkunft die traditionelle Formensprache ihrer eigenen Kultur verwenden. Zur Sprache kommt dabei auch die Forderung der Rückgabe von Kunstwerken aus europäischen oder amerikanischen Museen an ehemalige Kolonialländer.

Nicht weniger interessant sind die künstlerischen Antworten auf die Bedrohungen der Gegenwart wie dem Klimawandel und anderen zahlreichen ökologischen Katastrophen. Auch die Auseinandersetzung mit den neuen Kriegen, für die stellvertretend Gerhard Richters Ölbild „September“ näher vorgestellt wird, das die Anschläge auf die Türme des World Trade Center in New York zum Thema macht. Die Veränderungen in der Gesellschaft und in der Kunstwelt verlangen auch Veränderung in der Welt der Museen, die sich neu ausrichten und Konzepte entwickeln müssen.

Die abschließenden Kapitel „Die Kunst und die Bildergesellschaft“, „Die Rolle der Malerei“ und „Wozu noch Kunst“ machen sich Gedanken über das Verhältnis zwischen Kunst und Gesellschaft in der Gegenwart. Ihre Fragen sind z.B.: wie sich Kunst in unserer von Bildern geprägten Informationsgesellschaft bewegen kann, was die Aufgaben und Möglichkeiten der Malerei sind und was können Kunst und Künstler heute noch leisten?

Robert Fleck bietet mit seinem breiten Spektrum an Fragestellungen einen ebenso spannenden wie informativen Einblick in die zentralen Themenbereiche der Gegenwartskunst. Dabei steht das Wechselspiel zwischen Gesellschaft und Kunst ebenso zur Diskussion wie die Auswirkungen moderner Techniken und Veränderungen in Gesellschaft und Umwelt, die sich in einem raschen Veränderungsprozess sowohl in der Darstellung wie auch der Vermittlung und Verbreitung von Kunst wiederspiegeln.

Ein überaus lesenswertes und informatives Buch über die Kunst der Gegenwart, das durch die Leichtigkeit des Erzählens und das aussagekräftige Bildmaterial zu überzeugen und die persönliche Begeisterung des Autors den Leserinnen und Lesern zu vermitteln weiß.

Robert Fleck, ART. Kunst im 21. Jahrhundert, durchg. ill.
Wien: Edition Konturen 2021, 173 Seiten, 32,00 €, ISBN 978-3-902968-69-2

Weiterführende Links:
Edition Konturen: Robert Fleck, ART. Kunst im 21. Jahrhundert
Wikipedia: Robert Fleck

Andreas Markt-Huter, 14-10-2021