Andreas Britz, Antisemitismus in der Geschichte

andreas britz, antisemitismus in der geschichte„In zehn Kapiteln stellt das Heft repräsentative Zeugnisse zur Geschichte und Gegenwart der Judenfeindlichkeit vor. Dabei werden die wichtigsten Spielarten des Antisemitismus berücksichtigt.“ (S. 1)

Der Antisemitismus zieht in der Geschichte Europas eine Jahrtausende alte Spur der Ablehnung, des Hasses und des Leids. Selbst nach den Schrecken des Holocausts lebt der Antisemitismus in vielerlei neuen Spielarten und in den unterschiedlichsten politischen und gesellschaftlichen Lagern fort. Die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus an Schulen gewinnt vor diesem Hintergrund einen ganz besonderen Stellenwert.

Der Antisemitismus kann auf eine lange Geschichte verweisen und nimmt seinen Anfang im Antijudaismus im Christentum, der sich auf Texte im Neuen Testament bezieht. Im Kapitel „Antijudaismus im Christentum“ werden die Wurzeln des abendländischen Hasses gegen die Juden in Texten des Neuen Testaments und der christlichen Kirchenväter aufgezeigt, deren Polemik sich verheerend auf das Verhältnis von Judentum und Christentum auswirken sollte. In den weiteren Kapiteln kommen traditionelle Vorwürfe gegen Juden wie z.B. „Brunnenvergifter“, „Hostienfrevel“ und „Ritualmordlügen“ zur Sprache. Aber auch im Protestantismus wird bereits durch den Religionsgründer Martin Luther der Judenhass gefördert.

Als Beispiele für Vertreter des Antisemitismus im 19. Jahrhundert finden wir den Komponisten Richard Wagner, den Journalisten Otto Glagau und den Historiker Heinrich von Treitschke sowie von Rassentheoretikern wie Houston Stewart Chamberlain oder Hans Günther. Eine Statistik zur jüdischen Bevölkerung im deutschen Kaiserreich gibt Auskunft über den Anteil an Juden an der Gesamtbevölkerung sowie deren Berufsstruktur und Einkommensverhältnisse.

Für die Zeit des Nationalsozialismus kommen Quellen aus Hitlers „Mein Kampf“, Ansprachen Heinrich Himmlers sowie Erinnerungen an die Misshandlung von Juden nach dem Anschluss Österreichs zu Wort.

Als Quellen für den Antisemitismus aus der linken politischen Ecke werden Textausschnitte aus Karl Marx‘ Schrift „Zur Judenfrage“, der Roten Armee Fraktion, der Kampagne BDS sowie eine Stellungnahme der EU zum Thema „Israelkritik und Antisemitismus“ angeführt.

Eine andere Richtung des Antisemitismus steht in Verbindung mit dem Islam, dessen „Judenfeindschaft als Erbe des frühen Islam“ (S. 18) zur Sprache kommt und mit Passagen aus dem Koran konkretisiert wird. Dabei wird die explosive Mixtur des aktuellen islamischen Antisemitismus aufgezeigt und durch einen Aufruf des Historikers Yehuda Bauer zur Allianz zwischen muslimischen und nicht-muslimischen Demokraten ergänzt.

Weitere Textbeispiele greifen Verschwörungstheorien auf, die z.B. eine Weltherrschaft der Juden behaupten wie das Werk „Protokolle der Weisen von Zion“, aber auch Verschwörungstheorien zum Nahostkonflikt oder zur Corona-Pandemie.

Den Abschluss macht ein Ausschnitt aus einer Ansprache Dr. Josef Schusters, des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, in der er über den gegenwärtigen Antisemitismus in Deutschland spricht sowie ein Verzeichnis der Literatur und Internetquellen.

Die zahlreichen kommentierten Quellen zum Antisemitismus bieten die Möglichkeit, sich dem Thema „Antisemitismus“ aus verschiedenen Richtungen und Perspektiven anzunähern und sowohl die geschichtlichen Grundlagen als auch die gegenwärtigen Gefahren und Erscheinungsformen zu thematisieren.

Ein überaus fundiert zusammengestelltes und hilfreiches Angebot an Textquellen, das fruchtbare Diskussionen im schulischen Unterricht zum Antisemitismus eröffnen kann und die unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründe der Schüler berücksichtigt.

Andreas Britz, Antisemitismus in der Geschichte. Aus d. Reihe: Geschichte unterrichten. Geschichtsunterricht praktisch: Arbeitsblätter, Materialien, Unterrichtsvorschläge
Frankfurt a. Main: Wochenschau Verlag 2022, 24 Seiten, 11,30 €, ISBN 978-3-7344-1399-5

 

Weiterführender Link:
Wochenschau Verlag: Andreas Britz, Antisemitismus in der Geschichte

 

Andreas Markt-Huter, 31-08-2022

Bibliographie

AutorIn

Andreas Britz

Buchtitel

Antisemitismus in der Geschichte

Erscheinungsort

Frankfurt a. Main

Erscheinungsjahr

2022

Verlag

Wochenschau Verlag

Reihe

Geschichte unterrichten. Geschichtsunterricht praktisch: Arbeitsblätter, Materialien, Unterrichtsvorschläge

Seitenzahl

24

Preis in EUR

11,30

ISBN

978-3-7344-1399-5

Kurzbiographie AutorIn

Andreas Britz ist Gymnasiallehrer für Geschichte und Katholische Religion sowie Regionaler Fachberater für Katholische Religion an den Gymnasien und IGS in der Pfalz. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen Kirchengeschichte und interreligiöser Dialog.