Anja Ballis / Markus Gloe (Hg.), Holocaust Education Revisited - Wahrnehmung und Vermittlung
„Die Reihe „Holocaust Education und Menschenrechtsbildung“ verbindet inter- und transdisziplinär die beiden Ansätze von Holocaust Education und Menschenrechtsbildung, die sowohl im Bereich der Gesellschaftswissenschaften, der Sprachwissenschaften als auch im erziehungswissenschaftlichen Gesamtkontext der Vermittlung von demokratischen Werten in bildungspolitischen Zusammenhängen adressieren.“ (S. II)
Bildung und Erziehung zum Themenbereich „Holocaust und NS-Verbrechen“ ist mit zahlreichen Herausforderungen verbunden, die von undifferenzierten Verallgemeinerungen bis hin zu örtlichen Implikationen in die NS-Verbrechen reichen können. Mit dem Begriff „Holocaust Education“ wird auf die Internationalisierung der Forschung verwiesen, die auch demokratiefeindliche Positionen, rassistische Denkformen und Menschenrechtsverletzungen miteinbezieht.
In der gegenwärtigen Forschung zur „Holocaust Education“ lassen sich zwei grundsätzliche Tendenzen ausmachen. Zunächst die Blickweise die Einzigartigkeit des Holocaust in den Mittelpunkt zu stellen. Dabei stehen Kenntnis der Abläufe des Holocaust, Wissen über Täter, Opfer, Beobachter, Befreier und ein gesicherter Wissensstand darüber im Mittelpunkt. Diese sollen die weitere Reflexion über Haltung und Verhalten in der Gegenwart eröffnen.
Ein anderer Blickwinkel betrachtet den Holocaust als ein, wenn auch unvergleichbares Beispiel von vielen, für die Auseinandersetzung mit Menschenrechtsverletzungen. Das Thema dient der Menschenrechtsbildung, Menschenrechtserziehung, der lernenden Beschäftigung mit Gut und Böse sowie der Beschäftigung mit individuellen und kollektiven Handlungsoptionen.
„Holocaust Education“ lässt sich im Sinne der UNESCO als eine Säule des Bildungsziels „Global Citizenship Education“ auffassen. Ziel ist es, Lernende zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu entwickeln, die Teil einer friedlichen und toleranten Weltgemeinschaft bilden.
23 Autorinnen und Autoren setzen sich 22 Beiträgen mit den unterschiedlichsten Aspekten der Holocaust Education auseinander die den drei großen Themenbereichen „Wahrnehmung und Vermittlung“, „Fiktion und Fakten“ sowie „Medialität und Digitalität“ zugeordnet sind.
Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Beginn der Globalisierung hat sich die Auseinandersetzung und die Vermittlung des Holocaust zu einer weltweiten Metapher und einem Symbol für Massenverbrecher und Genozid entwickelt. Aber auch die Zahl der Akteure und Standorte, die sich mit Holocaust Education beschäftigen, hat sich seit dieser Zeit ebenso vervielfacht, wie die Ziele die dabei verfolgt werden. All diese Veränderungen aber auch konkreten Erfahrungen sowie Untersuchungen zur Holocaust Education im schulischen Unterricht werden eigene Beiträge gewidmet, die Anregung für den eigenen Geschichtsunterricht bieten.
Ein überaus anregendes und empfehlenswertes Sachbuch das eine große Vielfalt an Themen und Perspektiven zur „Holocaust Education“ untersucht und aufbereitet. Die zum Teil in englischer Sprache verfassten Beiträge bieten Fachlehrern wichtige Anstöße für den Umgang mit dem Thema Holocaust im Unterricht und weißen auf die verschiedenen Möglichkeiten aber auch Probleme bei der schulischen Vermittlung hin.
Anja Ballis / Markus Gloe u.a., Holocaust Education Revisited - Wahrnehmung und Vermittlung - Fiktion und Fakten - Medialität und Digitalität, Anja Ballis / Markus Gloe (Hg.),aus d. Reihe: Revisited – Historisches Lernen - Menschrechtsbildung (E-Book-pdf)
Wiesbaden: Springer Verlag 2019, 436 Seiten, 49,99 €, ISBN 978-3-658-24205-3
Weiterführender Link:
Springer Verlag: Anja Ballis / Markus Gloe (Hg.), Holocaust Education Revisited. Wahrnehmung und Vermittlung - Fiktion und Fakten - Medialität und Digitalität
Andreas Markt-Huter, 06-09-2022