Evgenij Dajnov, Politik und Rock’n’Roll

evgenij dajnov, politik und rockn roll„Seit den frühen Sechzigern bis weit in die ersten Jahre des 21. Jahrhunderts hinein war Rock´n Roll der bevorzugte Schauplatz für den Tanz des Zeitgeistes. Dieser Geist ist natürlich auch in anderen Bereichen präsent – wie im Kino, im Theater, in der bildenden Kunst und der Literatur, mit denen ich mich ebenfalls befassen werde.“ (S. 10)

Evgenij Dajnov zeichnet eine Geschichte des Rock’n’Rolls in seiner politischen Dimension als Reaktion auf gesellschaftliche und soziale Verhältnisse und gleichzeitig aber auch als Antrieb und Anstoß für gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen im Zeitraum zwischen 1960 und 2020.

Während in den 1960-er Jahren Bewegungen entstanden sind, die gegen die Diskriminierung von Frauen unterrepräsentierten sozialen Randgruppen eingetreten sind und mit den Parolen Love and Peace einen universellen Frieden propagiert haben, zeichnet sich die Gegenwart durch eine zunehmende Entsolidarisierung aus, in der sich immer kleinteiligere Identitäten argwöhnisch gegenüberstehen und der Konsum in das Zentrum der menschlichen Glücksvorstellung rückt. Der Traum von universeller Solidarität der 60-iger findet sich zu Beginne des 21. Jahrhunderts in einer Zersplitterung der Gesellschaft und in der Wut einer betrogenen und einsam gewordenen Welt wieder.

Evgenij Dajnov geht diesem tiefgreifenden gesellschaftliche Stimmungswandel anhand einer Untersuchung von Entwicklungslinien im Bereich der Rockmusik während der letzten 50 Jahre nach. Nach einer kurzen Analyse der gesellschaftlichen Veränderungen durch die zunehmende Industrialisierung und Entwicklung von Fließbandarbeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts und der philosophischen Auseinandersetzung damit.

Ausgehend von der „Beat“-Kultur im Bereich der Literatur der 1950-er Jahre als Wurzel der Gegenkultur zur etablierten Gesellschaft rückt die zentrale Rolle der Musik seit den 1960-er Jahren als Spiegel und Gegenbewegung der politischen Macht in den Mittelpunkt. Gespickt mit zahlreichen Textstellen bekannter Lieder, in denen sich gesellschaftliche Auseinandersetzungen und Spannungen kritisch widerspiegeln.

Evgenij Dajnov bietet in seinem Sachbuch „Politik und Rock’n’Roll“ tiefe Einblicke in die wechselseitige Geschichte des Rock’n’Roll und den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen von den 1960-er Jahren bis in die Gegenwart. Dabei kommen alle Größen des Rock’n’Roll von Chuck Berry über die Beatles, David Bowie oder die Sex Pistols und ihre Bedeutung für die musikalische Entwicklung ebenso zur Sprache, wie ihre musikalische Reaktion aber auch Einfluss auf die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse.

Ein ebenso informative wie spannend zu lesende Monographie, in der anschaulich, durch zahlreiche Fotos, Liedtextbeispiele und Zitate ergänzt, aufgezeigt wird, wie sich gesellschaftliche und politische Veränderungen mit musikalischen Entwicklungen durchdrungen und gegenseitig beeinflusst haben.

Evgenij Dajnov, Politik und Rock’n’Roll. Wie kamen wir von „Love Me Do“ auf Donald Trump? Zahlr. Fotos
Wien: Edition Konturen 2022, 384 Seiten, 34,00 €, ISBN 978-3-902968-76-0


Weiterführender Link:
Edition Konturen: Evgenij Dajnov, Politik und Rock’n’Roll

 

Andreas Markt-Huter, 27-06-2023

Bibliographie

AutorIn

Evgenij Dajnov

Buchtitel

Politik und Rock’n’Roll. Wie kamen wir von „Love Me Do“ auf Donald Trump?

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2022

Verlag

Edition Konturen

Seitenzahl

384

Preis in EUR

34,00

ISBN

978-3-902968-76-0

Kurzbiographie AutorIn

Der Vorkämpfer für Demokratie, Philosoph und Rockmusiker Evgenij Dajnov ist in Plovdiv / Bulgarien geboren und hat in Oxford studiert. Vor seiner Tätigkeit an der Universität von Sofia hat er auch viele Jahre in Oxford und in den USA unterrichtet und zahlreiche Bücher über Geschichte, Politik, Populärkultur und Belletristik veröffentlicht. Er ist Gründungsmitglied der Grünen Partei und des bulgarischen Musikverbands.