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In der Krimi-Flut muss sich der Leser zunehmend öfter entscheiden, unter welche Rettungsdecke er kriecht, um nicht an der Krimitis zu ersticken.

Lena Abanzinis Krimi Tod in Innsbruck bietet allen jenen Schutz, die einen guten Titel, ein griffiges Klischee und eine groteske Überhöhung des Krimitums schätzen.

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In einer Crimestory werden die Vorzüge des Kriminalromans verdickt auf einen klar abgesteckten Fall. Das Set ist überschaubar wie in einem Kammerstück, die Personen haben einen identitätsstiftenden Tick und die Aufgabe, ihr eigenes Schicksal auszuhalten und über die Runden zu bringen.

Martin Kolozs hat mit Jason Crane eine Figur geschaffen, die einerseits kantige Elemente eines literarisch zurecht geschliffenen Helden aufweist, andererseits mit dem Untersetzer der Trivialität des Lebens ausgestattet ist.

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Dunkel, fleckig, verschachtelt - das sind die ersten Eindrücke, die der Krimi-Comic auf den Leser zurückspiegelt. Und in dieser visuellen Komposition scheint schon das Motto verarbeitet zu sein, "die Dunkelhäutigen sind Massenware und werden von der Gesellschaft immer an den Rand gespült".

Zumindest behaupten das die beiden Protagonisten, die gleich auf der ersten Seite mit einem kleinen Überfall die Aufmerksamkeit beim Leser erwecken.

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Mittlerweile hat das Genre Krimi die Literatur bereits dermaßen im Putsch übernommen, dass kaum noch jemand daran denkt, dass es jenseits des Krimis auch noch spannende Literatur geben könnte.

Unter dem Titel Sarahs Mörder erwartet man sich einen mehr oder weniger blutigen Krimi, zumal ja im Nobelviertel Neapels gleich zu Beginn die tote Sarah zu liegen kommt. Aber bei Andrej Longo geht es um etwas ganz anderes. Wie kann man den Dschungel Neapel aushalten, wie diese Hitze, wie dieses soziale Dickicht, in dem sich jeder Außenstehende im besten Falle blutige Finger holt?

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Die besten Krimis sind jene, die erzählen, dass sie eigentlich kein Krimi sind. So hat etwa der frühe Peter Handke mit seinem "Hausierer" das ganze Genre aufgerollt bis hin zu der schönen Erkenntnis: Die Kinder spielen schon den Mord.

Peter Clar geht von diesem magischen Wittgenstein-Satz aus, wonach die Welt alles ist, was der Fall ist. Und wenn dann noch jemand vom Kirchtrum eines Kärntner Dorfes herunterfällt wie in Josef Winklers Romanen, dann ergibt sich fast automatisch ein Kriminalroman oder zumindest ein Beobachtungsdrama.

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Nur wer aus der Zukunft lernt, kann die Gegenwart verstehen. - Als gelernter Versicherungsmensch weiß Reinhard Kocznar nicht nur die Risken einer Versicherung für die Zukunft abzuschätzen, er kann auch aus der Fiktion in der Zukunft skurrile Gegenwartsrealität schaffen.

Buch-CoverWas ist zuerst da, die kriminelle Energie, die einen kriminell guten Lebensstil ermöglicht, oder der gepflegte Lebensstil, der in die Kriminalität mündet?

In der fiktionalen Welt Martin Suters jedenfalls gibt es einen starken Zusammenhang zwischen Wirtschaft, Erfolg und Kriminalität, wie er in Tausenden Business-Glossen unermüdlich dargestellt hat. So ist es fast logisch, dass der Autor sich für skurrile Erzählungen jetzt einen Helden aufgebaut hat, der Tag und Nacht im halbseidenen Milieu des Geldes herum rudert.

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In der Literatur wird üblicherweise das höchst Wahrscheinliche durch diverse Formen der Erzähltechnik fiktional wahrscheinlich gemacht, bei der Fiktion handelt es sich um eine heftige Form der Realität.

Im Fantasy-Roman wird die Logik gezielt verlassen und dafür etwas Transzendentes, Mythisches oder einfach Skurril-Unerklärliches gesetzt. Den Umgang mit Fantasy muss man wahrscheinlich durch Übung lernen, wenn man nämlich mit dem normalen literarischen Verständnis in die Fantasy einsteigt, kracht es ordentlich im Gebälk des Verständnisses.

Buch-CoverDas Perverse an alpinen Figuren besteht meist darin, dass sie äußerlich durchaus internationales Format verströmen, sobald sie aber den Mund aufmachen Geröllmassen von unverständlicher Semantik ausspucken.

Ähnlich verhält es sich mit der "Weltstadt Innsbruck", hinter einer Fassade von Tourismus-Business spielen sich erschütternde Provinzszenen ab.

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Oft sind Geschichten so kompliziert, dass sie die handelnden Personen erst nach Jahrzehnten begreifen.

Sommer wie Winter ist eine teuflisch verdrängte Familiengeschichte aus einem touristisch hochgefahrenen ehemaligen Tiroler Bauerndorf. Nicht nur die Jahreszeiten sind im Tourismus mittlerweile verschwunden, indem zwischen Sommer und Winter kein Unterschied mehr gemacht wird, auch in der privaten Sphäre gibt es kaum noch einen Unterschied zwischen vorgespielten Sommer-Verhältnissen und der Kälte der Winter-Realität.