Vielleicht ist das Leben nur ein Streich, den man sich selber spielt, indem man jeden Tag von einem Lebenssinn in den nächsten stolpert.

Otto Licha schickt in Mark-Twain-Manier zwei Freunde durch das Leben mit der Aufgabenstellung, gefälligst durch Dick und Dünn zu gehen. Schon der Start ist fulminant: „Alessandro war dem Kindergarten noch nicht entwachsen, da beschloss er, Bankdirektor zu werden.“ (7)

So wie in der Physik ein dreibeiniger Sessel etwas vom Stabilsten ist, was gegen das Wackeln hilft, ist in der Gefühls-Physik eine Dreierbeziehung etwas vom Instabilsten.

In Bastin Kressers Roman „Ohnedich“ führen drei Jugendliche eine Dreiecksfreundschaft mit erotischen Partnerschafts-Anteilen, die über den Tod hinausgeht. Das Mädchen ist verstorben, der Freund hat sich zurückgezogen, der Ich-Erzähler versucht alles aufzuarbeiten.

Wenn die allgemeine Literatur schon Maßstäbe für etwas Groteskes, Verrücktes und Schizophrenes zu setzen imstande ist, so lautet die Steigerung all dessen wahrscheinlich nordkoreanische Literatur.

Adam Johnson hat für Recherchen zu seinem dystopischen Mega-Roman „Das geraubte Leben des Waisen Jun Do“ einige Zeit in Nordkorea zugebracht, weshalb für uns Leser jeder Satz, so verrückt er auch klingen mag, authentisch wirkt.

Was für ein Rätsel! Omka. Eine Zauberformel, ein verloren gegangenes Märchen, eine Figur?

Barbara Aschenwald verführt mit diesem seltsamen Titel und zwingt den Leser geradezu hinein ins Buch, wo sich gleich das nächste Rätsel auftut. Am See wird eine bewusstlose Frau gefunden, und als man sie genug reanimiert hat, sagt sie nur Omka.

Damit du deine Muttersprache verstehst, brauchst du eine andere Sprache, die dich dabei beobachtet. Kann diese Glücksmethode aus der Welt der Sprache auch für die Liebe gelten?

Martin Kolozs erzählt das unauffällige Leben einer Frau, die der Liebe zwischendurch in den Lauf rennt. Denn eigentlich ist die Bühnentänzerin Lena nach einem Arbeitsunfall ziemlich ängstlich und abgeschottet. Die Liebe kommt ihr zufällig ins Haus, nicht umsonst heißt das erste Kapitel: „Ich fand dich, ohne dich gesucht zu haben.“ (7)

Es gibt Romane, die sind aus einem unerfindlichen Grund öfter vergriffen als zugänglich, obwohl sie die erzählten Meilensteine eines gewissen Landstücks sind. Andererseits fordert diese Vergriffenheit die Leser heraus, die aktuelle Ausgabe neu zu lesen und zu würdigen.

Franz Tumlers Roman „Aufschreibung aus Trient“ aus dem Jahre 1965 gilt neben Joseph Zoderers Roman „Die Walsche“ (1982) als eine der literarischen Gesetzestafeln Südtirols. Im Rahmen der Werkausgabe ist Tumlers Meisterwerk jetzt wieder zugänglich, aufgeschlossen durch ein Nachwort von Sieglinde Klettenhammer, in dem sie vor allem das politische Engagement des ansonsten in politischer Hinsicht vorsichtig gewordenen Franz Tumler hervorhebt.

Die biographischen Tücken liegen bei Alltagsheldinnen meist unter einer glatt gestrichenen Oberfläche verborgen, es bedarf nur einer kleinen Erschütterung, und schon bricht alles auf.

Judith W. Taschler startet ihren Roman vom unauffälligen Leben einer Deutschlehrerin mit den Ritualen einer germanistischen Biographie.

Manche Lebensformen sind so überzeugend, dass sie in jeder Generation neu erarbeitet und erzählerisch aufgetischt werden müssen. Eine dieser edlen Überlebensphilosophien ist der Oblomowismus, worin der Held mehr oder weniger im Bett liegend das Leben bewerkstelligt und zu Ende bringt.

Johannes Gelich schickt in seinem Roman einen zeitgenössischen Ich-Erzähler aufs Kanapee und in den Rollstuhl. Er ist knapp über vierzig und gehört der Erben-Generation an. Seine Eltern haben ihm und seiner Schwester jeweils eine Hälfte eines Doppelmietshauses vererbt, während die Schwester ihren Teil in Schuss hält, lässt der Erzähler seinen vergammeln, weshalb er anteilsmäßig entmündigt werden soll.

Jede Idylle birgt immer auch das Grauen in sich. – Dieser dramaturgischen Grunderkenntnis huldigt Gustav Ernst mit seiner Familien-Groteske „Grundlsee“.

Der Roman nützt die Eloquenz von Familientratsch, um letztlich eine Tragödie nach der anderen zu erzählen.

Große Kulturen entwickeln auch immer eine eigene politische Kultur. Italien ist einerseits eine sehr junge Demokratie, andererseits eine sehr dynamische, oft ins Extrem gehende.

Der Schriftsteller und Richter Giancarlo De Cataldo hat aus Gründen der politischen Hygiene eine eigene Erzählgattung entwickelt: Den Italo-Thriller der politischen Art.