noam chomsky, kampf oder untergang„Fokussieren wir uns auf das, was als »der „Westen« bezeichnet wird, und auf einige Generalisierungen, die auffallend sind. Was der Alien sehen würde, sind Gesellschaften, die eine Generation neoliberaler Politik durchlaufen haben, die den Markt zum gesellschaftlichen Zentrum erhoben hat (»business first«)“ (S. 16)

Der Journalist Emran Feroz veröffentlicht sechs Interviews, die er mit Noam Chomsky - einem der ganz großen Denker der Gegenwart - geführt hat. Der Sprachphilosoph und politische Aktivist Chomsky spricht darin über Imperialismus, Krieg und Fluchtursachen ebenso wie über Donald Trump und darüber, wie „wir die Herren der Menschheit das Fürchten lehren“.

kenan malik, das unbehagen in den kulturen„Was verstehen wir unter Vielfalt in einer Gesellschaft? Und warum sollten wir Vielfalt wertschätzen oder eben fürchten? Dies sind die Fragen, um die es in diesem Buch geht.“ (S. 19)

Der britische Publizist und Philosoph Kenan Malik setzt sich mit der Einwanderung insbesondere aus muslimischen Ländern nach Europa auseinander und versucht die gesellschaftlichen Reaktionen und Probleme zu analysieren.

volker leppin, die fremde reformation„Dass Luther als Mensch des Mittelalters aufwuchs, daran zu denken fällt nicht leicht, wenn er immer wieder als Begründer der Neuzeit beschworen wird, erst recht im Vorfeld des Reformationsjubiläums.“ (S. 9)

Die Reformation wird immer wieder als große Zäsur für den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit betrachtet. Wie sehr Martin Luther mit seinem Glauben und Denken dennoch dem Mittealter verhaftet geblieben ist, zeigt Volker Leppin überaus anschaulich und beredt in seiner fundierten Monographie „Die fremde Reformation“.

stefan soder, simonhofJeder, der hinter der Lärmschutzmauer durch Tirol rast und einen Blick über die Sichtkante riskiert, fragt sich beklommen, wie hat dieses Land nur so entgleisen können?

Stefan Soder erzählt in seinem Roman „Simonhof“ kurz und glaubwürdig, wie das Land aus der Armut heraus in den Größenwahn explodiert ist und sich jetzt was einfallen lassen muss, will es die Zukunft nicht wieder in Armut erleben. In Form von alpinen Buddenbrooks kommen vier Generationen ins Spiel, die nach altem Alm-Adel vom einem Simon angeführt werden. Hier könnte der Untertitel Aufstieg und Einbremsen einer Familie passen.

burkard hofmann, und gott schuf die angst„Wenn es einen wesentlichen Unterschied zu den Therapien in Hamburg gibt, dann dieses Riesenmaß an Präsenz des Glaubens in den Sitzungen. Ständig verwiesen die Patienten auf eine Stelle im Koran, in den Hadithen oder der Tradition.“ (S. 125)

Der Hamburger Psychotherapeut Burkhard Hofmann behandelt seit Jahren Patienten am arabischen Golf. Mit dem zunehmenden Reichtum der Mittelschicht durch den Ölhandel ergibt sich ein psychisches Spannungsfeld zwischen der westlichen und traditionellen Lebensweise, mit ihren althergebrachten Familienstrukturen und religiösen Bindungen.

ernest van der kwast, die eismacherAuf eine unsichtbar lustvolle Art ist jeden Sommer Europa mit einer fruchtigen Eisschicht überzogen. Wie selbstverständlich wird überall Eis ausgerufen und erotisch verschleckt, dabei kommt das Spitzeneis aus einer Spezialisten-Familie, die vom Cadore aus den Dolomiten heraus die Welt erobert hat.

Ernest van der Kwast lässt über mehrere Generationen hinweg eine Eismacher Familie auftreten, er veredelt ihr Tun aber, indem die Geschichte von einem Eis-Aussteiger erzählt wird. Guiseppe soll wie alle anderen der Sippschaft in die Eismacherei einsteigen, aber er wird Verleger und kreiert Lyrik wie eine Eisspezialität.

georg schmidt, die reiter der apokalypse„Wer vergangenes Geschehen rekonstruiert, darf die Möglichkeiten der Handelnden nicht überschätzen. Sie waren geprägt vom Zeitgeist ihrer Milieus, von der Bibel und den Vorgaben der Geschichte. Eine Erzählung des Dreißigjährigen Krieges kann sich deswegen nicht auf die Jahre zwischen 1618 und 1648 beschränken. Jeder historische Anfang besitzt Ursachen und jedes Ende Folgen.“ (23)

Mit dem berühmten Prager Fenstersturz im Frühjahr 1618 nimmt ein Krieg seinen Anfang, der dreißig Jahre andauern und die Bevölkerung des Heiligen Römischen Reiches um die Hälfte dezimieren sollte. Georg Schmidt erzählt die Geschichte dieser großen Katastrophe in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts neu und verknüpft dabei geschickt historische Deutung und zeitgenössische Urteile aus Tagebuchaufzeichnungen, Quellen und Predigten.

johannes richard, die sortierte gesellschaft„Gerade innerhalb der Linken betrachten viele Identitätspolitik als ein Mittel, um Minderheiten zu schützen. Sie wird als Quelle des Selbstbewusstseins und als Ausgangspunkt von Politisierung und Selbstorganisation für ausgegrenzte Minderheiten dargestellt. Die in »Die sortierte Gesellschaft« versammelten Autoren sind skeptisch gegenüber dieser Auffassung.“ (S. 6)

Die Idee, für marginalisierte Gruppen Anerkennung und Respekt für ihr spezifisches Anderssein zu fordern, scheint auf den ersten Blick positiv und sympathisch zu sein, führt aber rasch zu einer Fragmentierung der Gesellschaft, in der sich lauter unterschiedliche „Identitäten“ gegenüberstehen, die eine Sonderbehandlung verlangen. Demgegenüber stellen die Autoren des Buches den Universalismus der Aufklärung mit Werten wie Vernunft, Freiheit und Demokratie gegenüber.

jens-uwe krause, spätantike„Lange Zeit ist in der althistorischen Forschung die Auffassung vertreten worden, das Römische Reich sei im 3. Jh. stark geschwächt worden. Die archäologischen Forschungen, die sich in den letzten Jahrzehnten verstärkt der Spätantike zugewandt haben, haben dazu geführt, diese Vorstellung zu korrigieren.“ (S. 31)

Jens-Uwe Krauses „Geschichte der Spätantike“ bietet einen kompakten historischen Abriss der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und religiösen Geschichte des ausgehenden Römischen Reichs von der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts bis zum Ende des 6. Jahrhunderts n. Chr.

wolfgang pollanz, hasta la vista, babyEs gibt so messerscharfe Jahre, die eine Biographie in vorher und nachher trennen. Für die Jahrgänge der 1950er Jahre gibt es um 1970 herum diesen Einschnitt, wo der Hippie-Boom vorbei und der Kampf gegen den Vietnamkrieg aufgenommen ist. Als markanter Roman über diese Zeit gilt Peter Handkes „Der kurze Brief zum langen Abschied“. Darin fährt der Held einsam und abseits aller Weltgeschehnisse durch Amerika, um am Schluss seinem Bruder beim Holzfällen zuzuschauen.

Wolfgang Pollanz, Jahrgang 1954, schickt seinen Helden Arno Weissenegger in ähnlicher Mission durch Kalifornien. Dieser ist Bodybuilder und Steirer und versucht eine Weltkarriere, für die durchaus Schwarzenegger Vorbild ist, obwohl im Vorspann ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass es mit niemandem eine Ähnlichkeit gibt, höchstens in einem Paralleluniversum.