Buch-CoverAls die schönen Tage gelten oft die unauffälligen, als die schönen Wanderungen die gemäßigten, als die schönen Gedichte vielleicht die unspektakulären.

Vera Vieider stellt in ihren gut achtzig Gedichten eine Welt vor, die an und fürs sich recht gewöhnlich aber zwischendurch mit lyrischen Spitzen besetzt ist. Wenn man die Gedichte in einem langen Atemzug liest, verwandelt sich das Unauffällige in eine satte Erinnerungslandschaft, aus der dann seltene Begriffe aufschimmern.

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Sagen sind zeitlos und ein deppensicherer Stoff. Wenn jemand Sagen oder Mythen neu erzählt, geht es immer darum, welche rigide Gesellschaft dadurch erzählerisch unterwandert werden soll.

So hat Grillparzer tapfer mit Sagenstoff gegen Metternich gekämpft, DDR-Autorinnen legten dem Honecker manch mythologisches Ei und Selma Mahlknecht meldet sich mit dem Roman Helena aus dem mythologisch abgekämpften Bauch der Südtiroler "Durnikratie".

Buch-CoverOft erreichen überladene Dinge ihre Leichtigkeit erst durch präzise Verhöhnung. Lyrik gilt oft trotz der Seltenheit der darin vorkommenden Wörter als sehr schwere Kost, die sogar Depressionen auslösen kann.

Herbert Rosendorfer, der alte Schelm der Literaturanwendung, greift der Lyrik dieses Mal locker unter die Arme und richtet sie an ihrer eigenen Hinfälligkeit auf. Er behauptet nämlich von seinen Texten manchmal, dass sie das gar nicht sind, als was sie sich ausgeben. So ist eine Überschrift keine Überschrift, ein Reim ist kein Reim und ein Gedicht kein Gedicht. "Ein Gedicht" Heißt das dichten? Mitnichten. (11)

Buch-CoverDie wahren Geschichte spielen sich meist jenseits der Google-Welt ab, nur in kurzen Schimmern tauchen dabei die Helden auf und verlöschen in sich selbst.

Eine stille Geschichte, die nicht nur unter die Haut geht sondern quasi unter der Haut spielt, hat Carolina Schutti in einem konzentrierten Roman aufbereitet.

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Manchmal ist auch die Literatur zu weltrekordverdächtigen Aktionen fähig. Sechshundert Jahre nach ihrer Entstehung sind die Gedichte von Oswald von Wolkenstein erstmals komplett als Gedichte in einer zeitgenössischen Sprache greifbar.

Zu verdanken ist dieses Mammut-Unterfangen dem Autor, Liedermacher und Dichter-Gewerkschafter Gerhard Ruiss.

Buch-CoverWas haben eine Wand, ein Leintuch und ein frisch eingeschneiter Rasen gemeinsam? Jede kreative Seele wird durch die schreiend leere Flächen ermuntert, zu sprühen, zu markieren oder einfach mit den Füßen durchzuwaten.

Interessante Lyrik besteht vorerst immer aus einer weißen Fläche, die zum Aufzeichnen oder Einritzen herausfordert. Das Weiße zwischen den Zeilen ist quasi die Urleinwand der Lyrik, deren Zeichen und Wörter sich darauf mehr oder minder scharf konturiert bewegen.

Buch-CoverWichtige Dinge muss man immer zweimal machen, einmal als Plan und dann als Durchführung. So gesehen ist der "Zweite Anlauf" die Verwirklichung der Literatur.

Die Sammlung ukrainischer Gegenwartsliteratur geht auf die Veranstaltung "donumenta 2003" zurück, auf der in Regensburg die Autorinnen und Autoren Juri Anruchowytsch (*1960), Halyna Petrosanjak (*1969), Tymfoi Hawryliw (*1971), Natalky Bilozerkiwez (*1954), Oksana Sabuschko (*1960), Serhi Schadan (*1974), Taras Prochasko (*1968) und Mykola Rjabtschuk (*1953) ihre Texte präsentierten.

Buch-CoverWie aus der Pistole geschossen fallen beim Begriff Ukrainische Literatur die Namen Andruchowytsch, Deresch und Zhadan. Diesem Dreigestirn des anarcho-narrativen Wahnsinns ist es zu verdanken, dass die Literatur der Ukraine momentan in aller Leser-Munde ist.

Daneben gibt es selbstverständlich jede Menge großartiger Literatur, deren Erzeuger oft den simplen Nachteil hinnehmen müssen, vom jeweiligen System bis zur Auslöschung verfolgt worden zu sein.

Buch-CoverIn einem gelungenen Titel ist der komplette Roman enthalten. Sogar Papageien überleben uns ist ein Zitat von Joseph Roth, worin dieser die Endlichkeit des Lebens bedauert und süffisant meint, dass sogar die Papageien die Menschen überleben. (95)

Olga Martynova behandelt in  ihrem Roman diese Endlichkeit der Biographien und Epochen. Kaum dass man einen Lebenslauf so halbwegs beschrieben hat, ist er auch schon zu Ende. Das gilt auch für die Geschichte, kaum ist eine Epoche mit Fahne, Verfassung und Hymne installiert, muss sie auch schon wieder abdanken.

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In romantisch aufgeladenen Geschichten nehmen die Helden mit sich oft eine brisante Wendung, indem sie sich schweren Herzens zu einer Entscheidung durchringen. Umgekehrt zeigt sich hingegen die Herzenslage des poetischen Ichs in den dreizehn Erzählungen von Barbara Aschenwald, die mit dem luftig-optimistischen Titel Leichten Herzens überschrieben sind.