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"Einzig in der Grazer Tagespost, einem österreichischen Provinzblatt, war von ihrem Tod zu lesen: Prinzessin Djavidan ist am 5. August 1968 nach kurzem Leiden im 92. Lebensjahr sanft entschlafen." (72)

So eine sanfte Entschlafung macht natürlich neugierig, wer ist diese Prinzessin, was hat sie so getrieben?

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"Das ist ein Privileg der Einheimischen: Schweineöde sagen zu dürfen statt Schöneweide." (62) Irgendwo an der Peripherie von Berlin liegt dieser seltsame Ort, der das Privileg hat, Kulisse für das absolute Nichts zu sein.

Aber nicht nur der Ort ist gut aufgehoben im Nirwana zwischen Stadt und Land, auch die Zeit ist so bedeutungslos, dass in der Geschichtsschreibung kaum eine Seite voll werden wird mit diesen Ereignislosigkeiten.

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Vermutlich jeder hat einmal als Kind davon geträumt, seinem eigenen Begräbnis zusehen zu dürfen, denn niemals ist die Freude so groß, wie wenn andere um einen weinen.

Schriftsteller träumen ein Leben lang davon, dass um sie geweint wird, vor allem, wo sie doch so tolle Sachen geschrieben haben. Das echte Ego ist also zeitlos und kommt oft erst nach dem Tod zur vollen Geltung.

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Der öffentliche Sinn besteht oft darin, dass die skurrilsten Dinge scheinbar logisch miteinander zusammenhängen.

Im Unterhosenroman von Janusz Glowacki hängen über eine Tag und Nacht neu generierte Öffentlichkeit tatsächlich so völlig verschiedene Dinge wie Wäsche, Glück und Haustier zusammen.

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"So, wer ist jetzt der Musso? Den stecken wir in das Loch und schiffen drauf. Einer muß den Musso spielen." (104)

Die Kinder spielen in allen Kulturen am unverfrorensten. Im Südtirol-Epos aus kalter Nachkriegszeit, spielen die Kinder Mussolini, die Zeitgeschichte liegt allenthalben zum Greifen auf, Worthülsen, Emotionen und Handgreiflichkeiten werden mit beiden Händen ausgefasst und ausgegeben.

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In einer Atmosphäre, in der sich vom Bundespräsidenten abwärts alle scheiden lassen, die sich nur irgendwie trennen können, ist die "Geschiedene Gesellschaft" zum Markenzeichen der "Nuller-Jahre" des neuen Jahrtausends geworden.

Wenn die Scheidung der Normalzustand ist, was ist dann der klassische Familienbegriff noch wert, außer dass er in alten Geschichten und neuen Sonntagsreden vorkommt?

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Ein Mensch, am jeweiligen Höhepunkt seiner Zeit, verändert sich im Fünfjahresrhythmus.

Gerade hat uns Rolf Dobelli beglückt mit einem Roman über einen 35-Jährigen, der den Knick an der Mitte seines Lebens erfährt, jetzt gibt es im neuen Roman einen Protagonisten, dem mit vierzig das Leben den Bach hinunter rinnt, auf makaber witzige Weise.

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Ein guter Polizist hat ständig etwas laufen, wie man so sagt. Wenn es sich um einen ganz guten Polizisten handelt, laufen immer nur Fälle im Hintergrund, die dieser dann zur Errettung seiner inneren Unruhe löst.

Bei nicht ganz so guten Polizisten laufen ständig erotische Sachen ab, die den Kriminalfall aber durchaus beschleunigen können.

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Maria fährt. Punkt. Die Erzählung handelt von einer Frau, die wirklich einmal jenen Punkt gemacht hat, den man Menschen mit einem dahinplätschernden Leben gerne empfiehlt.

 

Völlig aufgelöst versucht die Heldin ein Tiroler Roadmovie zu inszenieren, das heißt Flucht. In Trient tut sich erstmals die Steinwüste des Gebirges ein bißchen auf, es weht trügerisch frischer Gedankenwind, nicht umsonst haben hier einmal die Religionsmanager ein Konzil abgehalten und alle Ketten definiert, mit denen sie die Menschen zu fesseln gedachten.

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Gegen alle Physik ist es vielleicht denkbar, daß ein Kreisel eines Tages zur Ruhe kommt, aber nicht umfällt, sondern auf der Spitze stehen bleibt.

Etwas von dieser merkwürdigen Ruhe hat der alte Bouchaib, der in den südlichen Bergen Marokkos den wichtigsten Text seines Lebens aufschreibt, worin alles, was wichtig ist, vorkommt und geklärt wird.