C. H. Huber, wohin und zurück

Buch-CoverOft sind die schönsten Titel schon weg. Obwohl es für einen Gedichtband nichts Passenderes gibt als "wohin und zurück", sollte man sich gerade bei Gedichten immer wieder erkundigen, wohin es mit der Assoziation gehen kann, in diesem Falle stracks zu Axel Cortis wunderbarem Film "Wohin und zurück".

C. H. Huber wendet sich mit ihren Gedichten den stets aktuellen Themen vom Wegfahren, in der Ferne sein und Heimkommen zu. Die Blöcke zu diesen Themen nennen sich wohin, wege, verortung und zurück.

Die erste Überraschung für den Leser ist das seitenverkehrte Layout. So sind die Gedichtüberschriften als Gedichtunterzeile wie eine Fußnote an den lyrischen Korpus angeklebt. Und logischerweise schließen die Gedichte immer linealglatt auf der rechten Seite ab. Das Auge verfängt sich jeweils im Geäst der Zeilen und wird zu einem scharfen Zeilenende geführt. Zwischendurch sind die Texte auch im hermetischen Blocksatz ausgefeilt, bei diesen Texten gibt es dann kein Entrinnen, auch wenn man eine Zeile verfehlt, bleibt das Gedicht unverrückt stabil.

Das wohl kräftigste Gedicht ist mit salzhall unterzeichnet, wie im lyrischen Gebrauch wohl Hall in Tirol genannt wird.

wieder mal war sie / ein arschloch gewesen / hatte alles versäumt / was der abend geboten hätte / sasz da mit gewaschenem hals / und betrachtete die leere / die ihr prinzipien ein / gebracht hatten // von den speeren im innern / gar nicht zu sprechen (10)

Meist sind es Ungereimtheiten in der Planung des Alltags, ein Kinderreim, der sich selbst verschüttelt, ein Ausritt in die falsche Gegend, welche allesamt bewirken, dass es hinaus gehen muss ins Wohin.

Die Wege in die neue Gegend sind mannigfaltig, verlogene Reiseführer erweisen sich als Fake, der Rand zwischen Wiese und Feld ist nicht einmal für einen Notweg geeignet, die Kluft zwischen Fernsehprogramm und anschließendem Bettprogramm ist unerheblich. Einmal in der Ferne angelangt gilt es, sich zu verorten. Was macht den Reiz und den Sinn solcher Orte aus wie mazunte/mexico, limenaria/thassos oder castellmare/sizilien?

Das Schlusskapitel führt wieder in die Realität des Daseins zurück, nicht umsonst heißen die letzten Gedichte schattentirol, abschied oder hofgarteninnsbruck, wo bekanntlich das Altersheim seinen endgültigen Sitz hat.

C. H. Hubers Wege hinaus und zurück sind eine nachdenkliche Melange über das Träumen im Alltag, die Fesseln des Reisens und die Ruhe im Dableiben oder umgekehrt.

C. H. Huber, wohin und zurück. Gedichte.
Innsbruck: TAK 2008. 99 Seiten. EUR 17,-. ISBN 978-3-900888-45-9.

 

Weiterführende Links:
TAK: C. H. Huber, wohin und zurück
Homepage: C. H. Huber

 

Helmuth Schönauer, 15-04-2008

Bibliographie

AutorIn

C. H. Huber

Buchtitel

wohin und zurück

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2008

Verlag

TAK

Seitenzahl

99

Preis in EUR

17,00

ISBN

978-3-900888-45-9

Kurzbiographie AutorIn

C. H. Huber, geb. 1945 in Innsbruck, lebt in Innsbruck.