Stefan Abermann, Hundestaffel

Buch-Cover

In der Literatur wird eine Geschichte oft dadurch plastisch und aufregend, dass sie sich beim Erzählen selbst vernebelt. Während der Leser in den Trümmern nach brauchbaren Teilen sucht, entsteht der Psychothriller wie von selbst.

Stefan Abermann macht in seinem Debütroman alles richtig. Angefangen vom bedrohlichen Titel "Hundestaffel", über das überschaubare Figurenset von drei halbstarken Erotik-Hengsten bis hin zu einem verblüffenden Plot wird hier von frei liegenden Hormonen, schweren Medikamenten und einem undurchdringlichen Lebenssinn erzählt.

An der Schwelle vom Jung-Sein zur abgeklärten Welt gibt es in jeder Gesellschaft eine besondere Form der Initiationsriten. Im Falle der Hundestaffel-Typen gibt es ein berauschendes Vorher, eine wilde Osterwoche und ein abgeklärtes Nachher.

Der Ich Erzähler, der einmal als Thomas angesprochen wird, hat es mit dem überirdischen Ego von Hannes zu tun. Diesem fällt die Welt quasi wie von selbst in den Schoß. Sein Vater ist mächtiger Politiker, Geld spielt keine Rolle, alle Träume werden noch vor ihrer Formulierung wahr und die Frauen fressen dem Wunderwuzzi aus der Hand.

Über der Szene eine blinkende Neonschrift: Will haben, werde kriegen. (58)

Das Leben freilich straft gerade die Begnadetsten oft mit Verblendung. So kommt es nach ein paar Tagen voller Ekstase mit Musik und Drogen zur finalen Orgie. Völlig eingenebelt von Drogen geht es darum, möglichst viel Sex in einer einzigen Nacht unterzubringen. Während der Ich-Erzähler atemlos die Entgleisung beobachtet, stirbt sein Freund Leo offensichtlich an den radikalen Auswüchsen.

Jetzt gilt es wie in einem Krimi die Sache aufzuräumen. Der Wunder-Hannes legt dabei eine geradezu atemberaubende Brutalität an den Tag, während der Erzähler bemüht ist, diesen Wahnsinn irgendwie auf die Reihe zu kriegen. Nicht zuletzt sind es zwei Kampfunde, die auf Pfiff die Rituale bissfest unterstützen.

Am Schluss ist scheinbar alles in Ordnung, der Politiker ist zurückgetreten, das Weltbild seines Sohnes hat sich in Luft aufgelöst.

Stefan Abermann erzählt die Geschichte von der exzessiven Jünglingen verhüllt in einer Welt aus Musik, Disko und Feten. Die Sätze lösen sich, noch während sie erzählt werden, in Luft auf. Erlebnisse können real sein, vielleicht sind sie aber nur ein psychodelischer Ausrutscher.

Und hinter all diesen skurrilen Vorgängen stellt sich jeweils die Frage, was ist real, was ist ein Fake, was macht das Leben für einen Sinn, wenn es einem noch während des Erzählens aus den Händen flutscht. - Ein aufregender Roman über Jugendkultur, Initiationsriten und dem Unsinn der Welt!

Stefan Abermann, Hundestaffel. Roman
Insbruck: Skarabaeus 2011, 175 Seiten, 17,90 €, ISBN 978-3-7082-3296-6

 

Helmuth Schönauer, 06-04-2011

Bibliographie

AutorIn

Stefan Abermann

Buchtitel

Hundestaffel

Erscheinungsort

Insbruck

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Skarabaeus

Seitenzahl

175

Preis in EUR

17,90

ISBN

978-3-7082-3296-6