Gerhard Staguhn, Wenn Gott gut ist, warum gibt es dann das Böse in der Welt?
Jeder hat so seine Fragen an die Religion, egal, ob er gläubig ist oder nicht. Weil jeder so seine Fragen ans Leben hat. Die Religion bietet Antworten auf diese Lebensfragen an; sie sind von Religion zu Religion verschieden, in ihrem Wesenskern jedoch gleich. (7)
Gerhard Staghun stellt Fragen an die Religion, wobei nicht eine einzelne Religion im Zentrum des Interesses steht, sondern vielmehr alle Religionen bzw. das religiöse Denken, der Glaube im Allgemeinen.
Zu Beginn wird der Frage nachgegangen was Religion und Religiosität überhaupt sein soll und die verschiedensten Aspekte dieser Frage betrachtet, um schließlich zu einer Definition von Religion zu finden:
Also, was ist nun Religion? Antwort: ein großes Gefühl, vermutlich das größte, das ein Mensch haben kann. Religion ist der Widerhall des Universums in einem selbst. (14)
Im Folgenden werden Antworten auf 26 Fragen zum Thema Gott und Religion gesucht und in eigenen Kapiteln behandelt, wie z.B.
- Warum gibt es die Religion?
- Wozu braucht der Mensch die Religion?
- Ist die Welt von Gott erschaffen?
- Ist die Naturwissenschaft ein Feind der Religion?
- Gibt es ein Leben nach dem Tod?
- Was ist der Unterschied zwischen wahrem Glauben und Aberglauben?
- Wozu soll Beten gut sein?, u.a.
Gerhard Staguhn setzt sich mit dem Phänomen der Religion in einer überaus weit gefassten Form auseinander und versucht ihm mit Fragen auf den Grund zu gehen, die einem heutigen Interesse entsprechen. Dabei werden die Stärken und Schwächen aller großen Religionen beleuchtet, sei es nun Christentum, Judentum, Islam oder Hinduismus und Buddhismus.
Unabhängig von den unterschiedlichen Antworten finden Staguhn wesentliche Gemeinsamkeiten in allem religiösen Denken, ja selbst im vorgeblich atheistischen Denken. Alle Werte der Menschen betrachtet er als religiös verwurzelt.
Wer liebt - und zwar bedingungslos -, ist religiös. Er ist es selbst dann noch, wenn er mit Religion nichts am Hut hat. Wozu Religion? Ganz einfach: weil sie in ihrem innersten Wesen ein einziges Versprechen auf die Liebe ist. (29)
Staguhn schreibt keine wissenschaftlich, philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema Religion und Gott sondern seine sehr persönlichen emotionalen Gedanken zu diesen großen und wichtigen Fragen der Menschheit. Dabei verbindet er die Ergebnisse der modernen Naturwissenschaften auf seine ganz persönliche Weise mit den Fragen nach dem Religiösen und den Inhalten der Religionen. Dabei ist er um einen großen Wurf nie verlegen und sieht auch in der Theorie des Urknalls und der Evolutionstheorie keinen Widerspruch zu Aussagen mancher Religionen sondern vielmehr eine Bestätigung für das göttliche in der Natur. "Gott ist der absolute und allerhöchste Mathematiker" (75) und
Naturwissenschaft und Religion haben letztlich das gleiche Ziel: das Öffnen von Pforten der Wahrnehmung. (76)
Gerhard Staguhn gelingt es mit seinen Fragen das Thema Religion und Religiosität auf ihre Bedeutung für die Gegenwart hin spannend darzustellen. Dabei erscheinen seine Behauptungen und Schlüsse mitunter aber recht spekulativ und die Leser würden sich über so manchen Literaturhinweis oder eine Bibliographie der zugrunde liegenden Literatur freuen, auf die sich die jeweiligen Aussagen beziehen, wie z.B.
Die letzte Wahrheit, das weiß auch die Wissenschaft, liegt bei Gott. Welche Wahrheit das ist, wissen wir nicht. (80)
Gerhard Staguhn, Wenn Gott gut ist, warum gibt es dann das Böse in der Welt? Fragen an die Religion, ab 14 Jahren
München: Verlag dtv-Reihe-Hanser 2011, 256 Seiten, 8,20 EUR, ISBN 978-3-423-62470-1
Gerhard Staguhn wurde in Bayern geboren und studierte Germanistik und Religionswissenschaft. Er lebt heute als freier Autor und Wissenschaftsjournalist in Berlin.
Weiterführende Links:
dtv-Verlag: Gerhard Staguhn, Wenn Gott gut ist, warum gibt es dann das Böse in der Welt?