Achtung: Bookcrossing - Bücher kreuzen den Weg!

Ein Buch liegt verlassen auf einem Kaffeehaustisch. Auf den ersten Blick scheint es schlichtweg vergessen worden zu sein. Doch beim Öffnen des Buchdeckels findet sich eine Nachricht, die einem mitteilt, dass das Buch nicht vergessen worden ist sondern mitgenommen, gelesen und wieder ausgesetzt werden soll. Ein Bookcrosser? hat unseren Weg gekreuzt!

Die meisten hören vielleicht zum ersten Mal, dass es Leute geben soll, deren Hobby darin besteht, mit Absicht, Lust und Freude ihre Bücher an allen möglichen und unmöglichen Orten und Plätzen für andere Menschen liegen zu lassen. Außerdem verbinden sie damit die Hoffnung, dass die Finder das Buch lesen und selbst wieder auf eine ähnliche Art und Weise anderen Menschen weitergeben. Genannt wird das ganze: Bookcrossing!

Nicht jedes Buch, das frei herumliegt, wurde vergessen. Manche Bücher werden absichtlich liegen gelassen, um sie neuen Leserinnen und Lesern zu eröffenen. Bookcrossing - Eine weltweite Bewegung

Dieses außergewöhnlichen Verhalten ist kein Einzelfall, sondern längst ein weltweites Phänomen, das über die Internetplattform Bookcrossing.com? organisiert wird. Weltweit haben sich bereits mehr als 702.000 Personen aus knapp 190 Ländern als Bookcrosser? registriert lassen und Millionen von Bücher in Umlauf gebracht und die globale Fangemeinde wächst täglich an.

Organisatorisches Zentrum und Ausgangspunkt dieser globalen Bewegung liegen in den USA. Bookcrossing? geht auf den Amerikaner Ron Hornbaker zurück, der im März 2001 die Idee geboren hatte, Bücher in die Freiheit zu entlassen und im Internet einen freien Buchklub zu errichten. Hornbaker ging von der Idee aus, dass ein Mensch ein Buch zumeist nur ein oder zweimal in seinem Leben liest und es danach in einem Bücherregal verstaubt. Warum also nicht ein Buch, das vielleicht nie mehr gelesen wird, anderen zur freien Verfügung zu stellen und sich anschließend im Gefühl zu sonnen, eine gute Tat begangen zu haben.

Ron Hornbaker, der Gründer der Aktion Bookcrossing mit dem von seiner Frau enworfenen Logo eines frei  laufenden Buches.

Nicht zu unterschätzen ist aber auch die Lust am Verstecken und Suchen von Büchern. Außerdem können die gefundenen Bücher beurteilt werden und daraus Kontakte zwischen den einzelnen Bookcrossern entstehen. Nach dem Motto: Zeig mir was du liest und ich sag dir wer du bist! Die Bücher vieler Autoren, die in den Buchgeschäften im Schatten der zahlreichen Bestseller übersehen werden, können auf diesem Weg zu ihren Lesern finden. Das lustige Logo von Bookcrossing, das frei laufende Buch? stammt übrigens von Ron Hornbakers Frau Kaori.

Wie funktioniert Bookcrossing?

Alle die ein Buch das ihnen besonders gefällt in die Freiheit entlassen wollen, können ihr Buch auf der Datenbank von Bookcrossing.com? registrieren lassen. Sie erhalten eine Identitäts-Nummer für ihr Buch und können anschließend in einem Eingabefeld genau beschreiben, wo sie ihr Buch aussetzen werden. Dies erleichtert allen, die sich mit Hilfe der Angaben auf der Internet-Site Bookcrossing.com? gezielt auf Bücherjagd? begeben, das Auffinden des Buches.

Ein Blatt wird im Buch befestigt, auf dem sich die wichtigsten Daten des Buches befinden und die Anweisung: Hallo Bücherfreund! Ich bin ein besonderes Buch und liege nicht hier, weil ich vergessen oder verloren worden bin, sondern weil mich jemand mitnehmen und lesen soll.? Weiters gibt es die Anweisung sich zu Hause mit dem Buch vor den PC zu setzen und die Web-Site Bookcrossing.com aufzurufen und das Buch als gefunden einzutragen und es nach dem Lesen schließlich selbst wieder in die Freiheit zu entlassen.

Mit Hilfe der Datenbank kann jeder den Weg seines Buches im Laufe der Zeit verfolgen. Es wurden im Laufe der Zeit eigene Offizielle BookCrossing Zonen (OBCZ) eingerichtet, wo an bestimmten Plätzen frei gelassene Bücher abgegeben und gefunden werden können.

Mit Hilfe von lustigen Stickern können die freigelassenen Bücher gekennzeichnet und beworben werden. Bild: BookCrossing Österreich.

Günther Fischer, Bookcrosser und Journalist der Wiener Zeitung schrieb 2004 in einem Artikel über seine Erfahrungen:

[...] Erst später habe ich erfahren, dass es schlicht ein Anfängerfehler ist, ein Buch in einem Lokal liegen zu lassen. Jeder einigermaßen aufmerksame Kellner trägt es einem hinterher. Ich lege sie jetzt nur noch in Museen, auf den Geländern großer Treppenaufgänge oder auf Mauervorsprüngen stark frequentierter Kirchen ab. Inzwischen gibt es sogar einige Lokale, die eigene Bookcrossing-Regale haben - einfach ein Buch reinstellen und ein anderes mitnehmen. Das ist natürlich nicht so reizvoll wie das Aussetzen im Dschungel der Stadt. [...]
Wiener Zeitung, 13.8.2004: Günther Fischer, Regalhaltung ist Bücherquälerei

Bookcrossing in Tirol

Auch in Tirol konnte Bookcrossing Fuß fassen und die Zahl der Mitglieder ist stetig im Steigen begriffen. Jeder Tiroler Bezirk hat bereits seine registrierten Mitglieder oder "Bookcrosser", wie sie offiziell genannt werden. Eine Offizielle "BookCrossing Zone" (OBCZ) in Tirol befindet sich im Innsbrucker Metropol-Kino in der Innstraße.

Freigelassene Bücher wurden in Tirol bereits in Öffentlichen Büchereien, Schulen, in Kaffees und Gasthäusern, in Kinos, Kirchen, Lebensmittelgeschäften, Supermärkten und Bäckereien, im Zug, in Bahnhöfen und an Bushaltestellen, in Postämtern, Geldinstituten und Arztpraxen sowie in Stiegenhäusern und sogar in Friedhöfen gesichtet.

In Tirol gibt es im Innsbrucker Metropol-Kino eine eigens eingerichtete Bookcrossing Zone, wo Bücher abgegeben und abgeholt werden können.

Waren es in Tirol im Jänner 2007 noch 52 Gemeinden mit 212 Teilnehmern, waren es im September 2007 68 Tiroler Gemeinden mit insgesamt 278 Bookcrosser und im April 2008 gab es 415 eingetragene Teilnehmer aus 88 Tiroler Gemeinden, die ihre alten Bücher in die Freiheit entlassen. Im März 2010 hat die Zahl der Bookcrosser neuerlich zugnommen und lag bei 668 TeilnehmerInnen aus 109 Gemeinden Tirols.

Bookcrossing: Mitglieder in Tirol (alter Stand von März 2010)

Seit Oktober 2006 wurde die Aktion Book-Crossing um einen zusätzlichen Bereich erweitert. Die Internet-Site Buchbesuch wurde als Podcast über BookCrossing-Bücher eingerichtet. Mit Podcast werden Audio-Dateien bezeichnet, die man sich aus dem Internet herunter laden kann.

Wer die interessanteste Geschichte liefern kann, weshalb er das Buch lesen soll, erhält ein ausgewähltes Book-Crossing-Buch kostenlos zugesandt.

Bei Buchbesuch kommt in jeder Folge ein ausgewähltes BookCrossing-Buch auf Besuch. Das Buch wird beschrieben und wer sich für das Buch interessiert und es gerne lesen möchte, erhält es, vorausgesetz: ein gutes Argument macht glaubwürdig, weshalb man selbst das Buch erhalten solle.

Wer mehr über Book-Crossing wissen oder vielleicht sogar selbst daran teilnehmen möchte, findet zusätzliche Informationen in den weiterführenden Links.

Weiterführende Links:
Homepage: Bookcrossing.com
Bookcrossing - Österreichisch-Seite
Bookcrossing Deutschland: Was ist Bookcrossing?
Wikipedia: Bookcrossing
Buchbesuch
Bookcrossing-Statistik: Österreich

Andreas Markt-Huter, 08-01-2007
aktualisiert: 13-04-2011