Universitätsprojekt: Literaturlandkarte Tirols

Einen interessanten Weg, wissenschaftliche Forschung einer breiten Öffentlichkeit näher zu bringen, geht das Forschungsinstitut Brennerarchiv mit seinem Projekt "Literatur-Land-Karte-Tirol". Die Ergebnisse des Projekts sollen sowohl im Internet als auch in Form von literarischen Stadtführungen für Touristen, Einheimische aber auch für Schulklassen präsentiert werden.

Die zugrunde liegende Idee ist so einfach wie nahe liegend: Tirol als wichtiger Verkehrsknoten zwischen Nord und Süd wurde im Laufe der Jahrhunderte von zahlreichen Schriftstellerinnen und Schriftstellern bereist. Ihre literarische Auseinandersetzung mit Tirol, soll möglichst vollständig gesammelt und in Form einer literarischen Landkarte präsentiert werden.

Im Zuge des Projekts wird eine Sammlung literarischer Texte zu Tirol erstellt, es werden Tiroler Literaten vorgestellt, aber auch fremdsprachige Texte und ausländische Schriftsteller und deren Beziehung zu Tirol näher beleuchtet. Konkret geht es darum zu erforschen, was Autorinnen und Autoren aus anderen Ländern/Kulturen über Tirol/Südtirol geschrieben oder wie sie auf Autorinnen und Autoren im Land selbst gewirkt haben.
Projektbeschreibung: Literatur-Land-Karte-Tirol

Die Zusammenstellung der verschiedenen literarischen, kulturgeschichtlichen und biographischen Daten nach Orten, Regionen und Schauplätzen bietet einen sehr unmittelbaren und ganz neuen Bezugspunkt zur Literatur sowohl für Touristen als auch für die Einwohner. Die Auseinandersetzung mit Literatur erhält plötzlich eine Landschaft, einen Ort und ganz bestimmte Texte und AutorInnen damit auch ein neues Publikum bei Einheimischen als auch Besuchern.

Das Projekt von Christiane Jesse, Christine Riccabona und Anton Unterkircher erhielt vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) den 3. Preis für Wissenschaftskommunikation 2006. Der FWF vergibt jährlich einen 1., einen 2. und fünf 3. Preise für Wissenschaftskommunikation und zeichnet damit außergewöhnliche Maßnahmen aus, mit denen wissenschaftlichen Inhalte einer breiten Öffentlichkeit näher gebracht und vermittelt werden. Der Wissenschaft ...

... soll ein attraktiver Anreiz geboten werden, über Maßnahmen nachzudenken, die geeignet sind, die Bedeutung wissenschaftlicher Forschung, das Wesen des Berufs ForscherIn und den methodischen Rahmen der Grundlagenforschung einer breiteren Bevölkerungsschicht bekannt und begreiflich zu machen; anhand konkreter Beispiele wird wissenschaftliche Forschung vorgestellt.?
Der FWF-Preis für Wissenschaftskommunikation

Der Präsident des FWF, Univ. Prof. Dr. Christoph Kratky, überreicht Dr. Christine Riccabona vom Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck für ihr Projekt Literatur-Land-Karte-Tirol den 3. Preis für Wissenschaftskommunikation 2006. Foto-Copyright: Marc Seumenicht, FWF

Begründet wurde die Preisvergabe durch den FWF mit dem innovativen Versuch die Ergebnisse geisteswissenschaftlicher Forschung für verschiedene Zielgruppen aufzubereiten und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen:

Literatur-Land-Karte für Tirol und Südtirol, Online Literaturlexikon und literarischer Reiseführer für Tirol und Südtirol

Wie Literatur, Region und Wissenschaft zusammenfinden können, zeigen Christina Riccabona und ihr Team. Im Rahmen des vom FWF geförderten Forschungsprojektes werden möglichst alle relevanten Informationen zur literarischen und zur Kulturgeschichte einzelner Orte und Schauplätze Tirols und Südtirols erhoben und zusammengefasst, um später in verschiedenen Medien, vor allem auch im Internet einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden.

Begründung der Jury
Das Kommunikationsprojekt nutzt die Chance, geisteswissenschaftliche Forschungsergebnisse - im vorliegenden Fall eine ortsbezogene, kartographisch verzeichnete Literaturgeschichte en miniature - direkt an verschiedene Zielgruppen zu vermitteln.

Hervorzuheben ist die Ansprache verschiedener Zielgruppen mit sehr unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen, u.a. FremdenführerInnen, TouristInnen, Bildungsinstitutionen (v. a. Schulen, universitäre Austauschprogramme), StudentInnen aus dem In- und Ausland.

Tirol und Südtirol mit den Augen von Dichtern sehen - die Jury hat dies als besonders reizvoll gewertet. Die Auszeichnung soll auch Anstoß für GeisteswissenschafterInnen sein, sich verstärkt in der Wissenschaftskommunikation zu engagieren.
FWF - Medieninformation: Die fünf 3. Preise

Die Projektbetreiber verstehen die "Literatur-Land-Karte-Tirol" als eine Öffnung der Universität  und einen Versuch, die Ergebnisse der Forschung auch einer breiten Öffentlichkeit interessant und verständlich aufbereitet näher zu bringen.

Mit der Veröffentlichung dieser Daten tritt die literaturwissenschaftliche Forschung aus dem Elfenbeinturm der Universität und präsentiert allen, die sich mit der Hochkultur wie mit der Volkskultur des Landes auseinander setzen möchten, eine Informationsbasis, die nicht nur nüchterne Fakten, sondern auch literarische Texte, Fotos, Faksimiles und am Ende auch einschlägige wissenschaftliche Darstellungen umfassen soll.
Projektbeschreibung: Literatur-Land-Karte-Tirol

 

Andreas Markt-Huter, 20-04-2007


Weiterführende Links:
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung

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