Impressionen zum Welttag des Buches 2007 in Innsbruck: Tiroler Buchmeile und Medientag

Wer am 23. April 2007 die zahlreichen Veranstaltungen anlässlich des Welttages des Buches besuchen wollte, stand vor einer schweren, aber nicht unangenehmen Aufgabe. Der Buchinteressierte konnte nämlich aus zwei Veranstaltungsreihen auswählen, in denen das Buch im Mittelpunkt stand: Auf der einen Seite die „Tiroler Buchmeile“ in der Innsbrucker Altstadt und auf der anderen Seite der „Tiroler Medientag“ der Universität Innsbruck.

 

*  *  *  *  *



Die Tiroler Buchmeile 2007 

Die Tiroler Buchmeile wurde 2007 bereits zum fünften mal durchgeführt. Knapp nach 10 Uhr eröffnete Markus Renk, seines Zeichens Fachgruppenobmann der Buch- und Medienwirtschaft Tirol, im überfüllten Kaffee Katzung die Tiroler Buchmeile 2007. Zuvor mussten aber noch zusätzliche Stühle herangeschafft werden, um den regen Publikumszulauf aufnehmen zu können. Den Veranstaltungsreigen begann der beliebte Tiroler Autor Alois Schöpf mit Lesungen aus seinem neuen Essay-Band „Vom Sinn des Mittelmaßes“. Währenddessen scharrte der Autor Gerhard Strobl im Kaffee Maria v. Burgund bereits in den Startlöchern, wo er ein halbe Stunde später um 10 Uhr 30 aus seinem neu erschienen Buch „Der Prophet im eigenen Land“ eine Kostprobe gab.

 
Markus Renk (links) eröffnete die Tiroler Buchmeile und hatte als ersten Autor
den bekannten Schriftsteller Alois Schöpf (rechts) in das wunderschöne Ambiente
des Kaffees Katzung geladen.
Foto: Markt-Huter

 

Und so schritt nun die Tiroler Buchmeile im Halbstundentakt unaufhaltsam voran und lediglich zu Mittag wurden die Lesungen für eine Halbe Stunde unterbrochen. Das bunt gemischte Programm bot für alle Alters- und Interessensgruppen Tiroler Literatur vom feinsten. Josephine Erdbrügger las in der gesetzten Atmosphäre des Kaffees Munding aus ihrem Erzählband „Altern ohne Frust“, während Martin Kolozs vor einem jugendlichen Publikum Kostproben aus seinem Kriminalroman „Mon Amie“ gab.

 
Gerhard Strobl (1. Bild rechts) und Josephine Erdbrügger (links) lasen aus
ihren neuen Büchern.
Foto: Markt-Huter

 

Die junge Schwazer Jugendbuchautorin Margit Kröll ließ um 12 Uhr 30 den Vormittag mit einer Lesung aus ihrem Jugendroman „Katharina – ... seit damals ist sie ganz anders geworden!“ ausklingen. Bereits um Punkt 13 Uhr konfrontierte der junge Vorarlberger Historiker Hansjörg Rabanser seine Zuhörerinnen und Zuhörer mit seinem Buch "Hexenwahn. Schicksale und Hintergründe. Die Tiroler Hexenprozesse" mit einem dunklen Kapitel der Tiroler Vergangenheit.


Der Autor und Verleger Martin Kolozs fand bei seiner Lesung im Kaffee Wiener
ein überwiegend jugendliches Publikum vor.
Foto: Markt-Huter

 

Die 83jährige Autorin Berta Margreiter trug um 13 Uhr 30 im Kaffee Hokuspokus aus ihrem Roman "Eine goldene Taschenuhr als Geschenk vom deutschen Kaiser" vor. Danach erinnerte der Schauspieler Günter Lieder mit einer Lesung aus der Monographie "Heinrich Klier - Bergsteiger, Schriftsteller, Freiheitskämpfer und Unternehmer" an den mittlerweile 80jährigen Autor aus Zirl. Anschließend wurde ein diesmal älteres Publikum im Kaffee Munding von Oswald Köberl, dem ehemaligen Leiter der Abteilung Hörspiel und Literatur bei Radio Tirol, mit Kostproben aus seinem Lyrikband: "Lachende Sonette und Verrückte Reimereien" unterhalten.


Der Historiker und Autor Hansjörg Rabanser sorgte bei seinen Zuhörerinnen
und Zuhörern mit schrecklichen Ereignissen aus der Tiroler Geschichte für
Spannung.
Foto: Markt-Huter

 

Im Kaffee Cammerlander präsentierte die Südtiroler Schriftstellerin Anne Marie Pircher ihren Erzählband „Rosenquarz“. Um 15 Uhr 30 stand im Kaffee Maria von Burgund wieder die hohe Kunst der Lyrik auf dem Plan. Dort rezitierte der aus Serbien stammende Wahl-Innsbrucker und Literaturwissenschaftler Bosko Tomasevic ausgewählte Gedichte aus seinem jüngsten Lyrikband „Gesänge an Innsbruck“.

 
Der Tiroler Schauspieler Günter Lieder (rechts) las Texte des Schriftstellers
Heinrich Klier, während Oswald Köberl mit "lachenden Sonetten" und
"verrückten Reimereien" unterhielt.
Foto: Markt-Huter

 

Auf ihn folgte im Kaffe Hokuspokus der ebenfalls aus Ex-Jugoslawien stammende Autor Slobodan Uvalic mit einer Lesung aus seinem Roman "Als Gott die Sonnenbrille abnahm".
Gert Müller, der als freier Schriftsteller in Innsbruck lebt, las um 16 Uhr 30 im Kaffee Cammerlander Gedichte aus seinem Lyrikband "Wo die Steine blühen" und anschließend ging es in der Kunstklause bei Angelika Kirchmaier um das Thema "Xundheit! - Genießen leicht gemacht". Im Kaffee Katzung gab der Schriftsteller Christoph W. Bauer Leseproben aus der Anthologie "Ahoi! Gedichte aus 25 Jahren Haymon Verlag".

 
Die Südtiroler Schriftstellerin Anne Marie Pircher präsentierte ihrem Publikum
ausgewählte Texte aus ihrem neuen Erzählband und der Literaturtheoretiker
und Lyriker Bosko Tomasevic rezitierte aus seinen "Gesängen an Innsbruck".

Foto: Markt-Huter

 

Selbst am späten Nachmittag war die Lust auf Literatur noch lange nicht verflogen. Ganz im Gegenteil stürmte ein begeistertes Publikum, das bald hoffnungslos überfüllte Kaffee Kröll, um mit Spannung die Ankunft des bekannten Tiroler Schriftstellers und Volkskundlers Hans Haid zu erwarten, dessen Zug aus dem Oberland sich um eine Stunde verspätete. Ohne lange Vorrede und im Stehen lesend zog der Autor seine begeisterten Zuhörer von der ersten Sekunde weg in seinem Bann.

 
Eine wahre Fangemeinde erwartete den bekannten Volkskundler und Autor
Hans Haid, der im Stehen vorgetragen hat. Etwas angenehmer hatte es die
Schriftstellerin Julia Rhomberg.
Foto: Markt-Huter

 

Um 18 Uhr 30 las die in Deutschland geborene und in Innsbruck lebende Autorin Julia Rhomberg im Kaffee Kammerlander aus ihrem Gedichteband "Grashalme Statisten" und um 19 Uhr sorgte Autor Reinhard Kocznar mit seinem Debüt-Kriminalroman "Ein unerwarteter Besuch" noch einmal für Spannung.

Einen krönenden Abschluss der Tiroler Buchmeile bildete die Lesung des international bekannten Tiroler Autors Raoul Schrott aus seinem jüngst veröffentlichten Reisebericht „Die fünfte Welt“ im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum.


Das Publikumsinteresse an der abschließenden Lesung des bekannten
Schriftstellers Raoul Schrott aus seinem jüngst  erschienenen Reisebericht
"Die fünfte Welt" im Landesmuseum Ferdinandeum war enorm.
Foto: Markt-Huter

 

Insgesamt beeindruckte die Tiroler Buchmeile durch seine hervorragende Organisation und sein breit gefächertes literarisches Angebot, das von der Kinderliteratur, über das wissenschaftliche Buch, dem Roman, Essay und der Lyrik für jeden Publikumsgeschmack etwas zu bieten hatte. Die Veranstaltung war sicherlich ein toller Erfolg und eine hervorragende Werbung für das Buch und das Lesen im Allgemeinen.


Die weiteren Teilnehmer der Tiroler Buchmeile 2007 von links nach rechts:
Margit Kröll, Berta Margreiter, Slobodan Uvalic, Gert Müller, Angelika Kirchmaier,
Christoph W. Bauer und Reinhard Kocznar.

 

*  *  *  *  *


Der Tiroler Medientag 2007

Der Tiroler Medientag wurde in diesem Jahr am Welttag des Buches in der Aula der Universität Innsbruck durchgeführt. Sein Motto lautete: „Das Buch – Angelpunkt zwischen Wissenschaft, Kunst und Publikum“. Dabei sollte die Annäherung an das Thema von zwei Gesichtspunkten aus erfolgen: einmal von der Seite der Buchproduzenten und das andere man von Seiten der Leser.

Die Eröffnung des Tiroler Medientags 2007, der von 13 Uhr 30 bis 21 Uhr anberaumt war, übernahm der Vize-Rektor der Universität Innsbruck HR Dr. Martin Wieser, der in einem kurzen historischen Abriss die Bedeutung des Buches seit der Erfindung des Buchdrucks Revue passieren ließ. Univ. Prof. Dr. Stefan Neuhaus vom Innsbrucker Zeitungsarchiv betonte den hohen Stellenwert, dem das gedruckte Buch auch in der Zeit der elektronischen Medien noch zukommt.

 
Vize-Rektor Reinhard Wieser eröffnete die Tiroler Medientage 2007 der
Universität Innsbruck gemeinsam mit Univ. Prof. Stefan Neuhaus.

Foto: Markt-Huter

 

Den Anfang des Referatreigens eröffnete der Tiroler Schriftsteller und Verleger Hans Augustin. In seiner Rede „am ende steht immer ein punkt“ sprach der Autor in ganz persönlichen Worten über seine Beweggründe, die ihn nach dem tragischen Tod seines Vaters zum Schreiben geführt hatten und ihn immer noch am Schreiben halten. Geblieben sei ihm der innere Drang, sich schreibend mit seiner Umwelt auseinander zu setzen, Ungerechtigkeiten und Unfassbares sprachlich zu benennen. Hans Augustin spricht aber auch über den Stellenwert des Literaten in der Gesellschaft und über das Leben am wirtschaftlichen und sozialen Rand, den zahlreiche Schriftsteller in unserer Gesellschaft führen.


Den Eröffnungsvortrag hielt der Tiroler Schriftsteller Hans Augustin, der in
ganz persönlichen Worten über seinen Weg des Schreibens referierte.

Foto: Markt-Huter

 

Die anschließenden Themen des Tiroler Medientages beleuchteten die Rolle des Lesers bei der Entstehungsgeschichte eines Buches oder das Verhältnis zwischen Literatur und Film. Weiteren Referate waren: „Fiktive Räume. Architektur in Worten“, „Tiroler Bibliotheken – Zentren des Wissens und der Literaturvermittlung“, „Das Buch und die Kritik“, „Manuskripte und Bücher: Erinnerungspolitik im Literaturarchiv“, „Vom Mehrwert elektronischer Bücher“ und „Das wissenschaftliche Buch“.


Zum Abschluss der Veranstaltung gab es eine Podiumsdiskussion zur Frage:
"Wozu Bücher?" v.l.n.r.: Architekt Rainer Köberl, Vize-Rektor Martin Wieser,
Ronald Bacher von der Kulturabteilung des Landes Tirol, Univ. Prof. Stefan Neuhaus,
Georg Hasibeder-Plankensteiner vom Skarabäus-Verlag, Rita Ostermann von
der AK-Bibliothek Innsbruck und Helmuth Schönauer, Schriftsteller und Bibliothekar.

Foto: Markt-Huter

 

Die abschließende Podiumsdiskussion ging der gewichtigen Frage nach: „Wozu Bücher?“ Eine illustre Diskussionsrunde mit Vize-Rektor Martin Wieser, Architekt Rainer Köberl, Rita Ostermann von der AK-Bibliothek Innsbruck, Georg Hasibeder-Plankensteiner vom Skarabäusverlag und Helmuth Schönauer, Schriftsteller und Bibliothekar an der UB-Innsbruck versuchten in kurzen Statements sich der Frage zu nähern und abschließend mit dem Publikum zu diskutieren.

 

*  *  *  *  *

 

Als in Innsbruck die letzten Veranstaltungen zum "Welttag des Buches" zu Ende gingen, war es Nacht und mehr als 12 Stunden waren vergangen, seit die Innsbrucker Stadtbücherei um 9 Uhr Vormittag mit der Veranstaltung "Villa Kunterbunt" den Tag des Lesens und des Buches eingeläutet hatte. Und es war ein guter Tag für das Lesen, die Literatur und das Buch.

 

Andreas Markt-Huter, 27-04-2007

Redaktionsbereiche

Lesen